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Transorbitaler Ultraschall bei Riesenzellarteriitis
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Published: | August 30, 2023 |
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Einleitung: Die hochauflösende Ultraschallbildgebung der Arteria temporalis und axilliaris zur Erfassung einer extrakraniellen Manifestation der Riesenzellarteriitis (RZA) hat mittlerweile die Temporalarterienbiopsie als Goldstandard in der Diagnostik der RZA ersetzt. Der transorbitale Ultraschall könnte eine Möglichkeit zur Detektion einer intrakraniellen RZA-Beteiligung der Gefäße des Augenhintergrundes und des Nervus opticus darstellen. Ziel dieser Studie war es, die diagnostische Wertigkeit transorbitalen Ultraschalles bei der RZA zu untersuchen.
Methoden: Patienten mit neu diagnostizierter und unbehandelter RZA wurden mittels transorbitalen Ultraschalls mit einer Hockeystick-Ultraschallsonde (Ultraschallsonde: 6–24 MHz; Ultraschallgerät: GE Logig e10, Baujahr 2021) untersucht. Die B-Mode Frequenz betrug 22 MHz. Dabei wurde die Flussgeschwindigkeit der Arteria centralis retinae mittels Messung der peak systolic velocity (PS), der end diastolic velocity (ED) und des resistance index (RI) erfasst und der Durchmesser des Nervus opticus bestimmt (Abbildung 1 [Abb. 1]). Zudem erfolgte eine Ultraschalluntersuchung der Arteria axillaris, vertebralis, carotis communis, facialis und temporalis superficialis sowie deren Äste. Als visuelle Symptome wurden Gesichtsfeldausfall, Diplopie, Amaurosis oder verschwommenes Sehen definiert.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 54 unbehandelte Patienten mit der Erstdiagnose einer RZA prospektiv eingeschlossen. Von den Patienten wiesen 27 mindestens ein von visuellen Symptomen betroffenes Auge auf. Um wiederholte Messungen innerhalb eines Patienten zu berücksichtigen, wurden die Zusammenhänge zwischen transorbitalem Ultraschall und visuellen Symptomen mittels linearer gemischter Modelle analysiert. PS, ED und RI waren in den RZA-betroffenen Augen niedriger als in Kontrollgruppe (PS: β=-1,91; p<,029; ED: β=-0,57; p=,032, RI: β=-0,06; p=,0129). Der Durchmesser des Nervus opticus war bei den RZA-betroffenen Augen höher (β=2,03; p=,003) (Tabelle 1 [Tab. 1], Abbildung 2 [Abb. 2]). Unter Verwendung eines gemischten Modells mit random-effect für die Messwiederholung bei Einschluss beider Augen, wurde keine Assoziation zwischen intrakranieller und extrakranieller Gefäßbeteiligung gefunden.
Schlussfolgerung: Unsere Studie ist die Erste, die prospektiv den diagnostischen Nutzen der transorbitalen Ultraschallbildgebung zur Beurteilung der RZA-assoziierten intrakraniellen Entzündung demonstriert hat. Die im transorbitalen Ultraschall gezeigte verminderte Flussgeschwindigkeit der Arteria centralis retinae deutet auf einen Entzündungsprozess der intrakraniellen Gefäße hin, der zu einer Beeinträchtigung des Blutflusses zum Nervus opticus führt. Der reduzierte Blutfluss mit verringertem PS, ED und RI scheint zur Gewebereaktion mit erhöhtem Durchmesser des Nervus opticus und anteriorer ischämischer Optikusneuropathie beizutragen. Dabei scheinen intrakranielle und extrakranielle Gefäßentzündungen unabhängig voneinander aufzutreten.
Offenlegungserklärung: Keine Offenlegung erforderlich.