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Auswirkungen einer zweijährigen niedrigdosierten Glucocorticoid-Therapie auf Körpergewicht und Blutdruck bei Patienten mit rheumatoider Arthritis: Eine gepoolte Analyse individueller Patientendaten von fünf randomisierten kontrollierten Studien
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Published: | August 30, 2023 |
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Einleitung: Hochdosierte Glucocorticoide (GCs) können zu Gewichtszunahme und Bluthochdruck führen. Es ist unklar, ob dies auch bei GCs in niedriger Dosierung (Prednisonäquivalent von ≤7,5 mg/Tag) bei Therapie der rheumatoiden Arthritis (RA) auftritt. Frühere Studien konnten diese Forschungsfrage nicht abschließend beantworten: Beobachtungsstudien leiden an „Confounding by Indication“ und einzelne randomisierte Studien haben nicht ausreichend statistische Power.
Methoden: Daten aus fünf randomisierten kontrollierten Studien mit zweijährigen Interventionen wurden gepoolt [1], [2], [3], [4], [5]. Die Interventionsgruppen erhielten GCs in einer Dosis von ≤7,5 mg/Tag Prednisonäquivalent, in allen Studien war die gleichzeitige Behandlung mit DMARDs erlaubt. Alle Studien stammten aus Europa. Ko-primäre Endpunkte waren Unterschiede in der Veränderung von Körpergewicht (kg) und mittlerem arteriellem Blutdruck (MAP; mmHg) nach zwei Jahren. Sekundärer Endpunkt war die Veränderung in der Anzahl blutdrucksenkender Medikamente. Alle Analysen basierten auf Kovarianzanalysen mit Studien-ID als Random Effect. Fehlende Daten wurden durch multiple Imputation berücksichtigt. Es wurde ein vorab veröffentlichtes Studienprotokoll befolgt.
Ergebnisse: Eingeschlossen wurden 1.112 Teilnehmer (mittleres Alter 61±15 Jahre; 68% Frauen; mittlerer DAS28 4,87±1,16; medianer Health Assessment Questionnaire 1,38 [0,80–2,25]; mediane Krankheitsdauer 1 Jahr [0,42–7]). 64% bzw. 67% der Patienten mit verfügbaren Daten waren ACPA- bzw. Rheumafaktor-positiv. Die meisten Patienten (44%) waren Nie-Raucher. Die Ausgangswerte für Gewicht und Blutdruck betrugen 73 kg±14 und 98 mmHg±12; der Median der Anzahl blutdrucksenkender Medikamente lag bei 0 (Interquartilsabstand 0; 1). Nach zwei Jahren hatten die Patienten unter GCs im Durchschnitt 1,1 kg (95% CI 0,5 bis 1,8; p<0,001; Tabelle 1 [Tab. 1]) mehr Gewicht zugenommen als die Kontroll-Patienten. In beiden Gruppen erhöhte sich der MAP um 2–3 mmHg, ohne dass es einen Unterschied zwischen den Gruppen gab (-0,4; 95% CI -3,0 bis 2,2 mmHg; p=0,19; Tabelle 1 [Tab. 1]). Die Veränderung der Anzahl der Antihypertensiva war gering und in beiden Gruppen ähnlich. Diese Ergebnisse waren konsistent in Sensitivitäts- und Subgruppenanalysen von übergewichtigen oder hypertensiven Patienten sowie beim Vergleich von GCs in einer Dosierung von 5 mg/d mit 7,5 mg/d konsistent.
Schlussfolgerung: Wir präsentieren belastbare Belege dafür, dass niedrigdosierte GCs über zwei Jahre bei Patienten mit RA zu einer zusätzlichen Gewichtszunahme von etwa einem Kilogramm führen, aber keine Veränderungen des Blutdrucks verursachen.
Literatur
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