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Behandlungsmuster in einer polyartikulären juvenilen idiopathischen Arthritis-Population in Deutschland: Eine retrospektive Beobachtungsstudie auf Basis von Krankenkassenabrechnungsdaten
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Published: | August 30, 2023 |
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Einleitung: Eine frühe Behandlung von Patienten mit polyartikulärer juveniler idiopathischer Arthritis (polyJIA) kann Symptome lindern und Folgeschäden sowie Komorbiditäten reduzieren [1]. Die derzeitigen Behandlungsmöglichkeiten sind allerdings nicht dazu in der Lage, zuverlässig eine ausreichende Reduktion zu erzielen. Mit der Zulassung des ersten zielgerichteten synthetischen krankheitsmodifizierenden Antirheumatikums (disease-modifying anti-rheumatic drug, DMARD) steht erstmalig eine alternative Behandlungsoption zur Verfügung. Das Ziel dieser Studie war, aktuelle Behandlungsmuster bei neu-diagnostizierten Patienten mit polyJIA zu identifizieren und insbesondere Veränderungen in der Medikation, die auf ein unzureichendes Therapieergebnis hinweisen könnten, zu beschreiben.
Methoden: Die retrospektive Kohortenstudie wurde auf Basis der WIG2- und der InGef-Forschungsdatenbanken durchgeführt, die jeweils eine nach Alter und Geschlecht repräsentative, disjunkte Stichprobe der GKV-Population in Deutschland mit ca. 3,5 bzw. 4 Millionen Versicherten umfassen. Patienten mit stationären und gesicherten ambulanten ICD-10-GM Diagnosecodes für polyJIA (M08.0, M08.3) wurden eingeschlossen. Betrachtet wurden JIA-Kohorten der Jahre 2014 und 2015 mit einem Baseline-Zeitraum von 1 Jahr zur Bestimmung der inzidenten Fälle und einem Follow-up-Zeitraum von 4 bzw. 3 Jahren. Analysiert wurde die Verschreibung von nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), Glukokortikoiden (GK), konventionellen DMARDs (csDMARDs) und biologischen DMARDs (bDMARDs) im Baseline-Zeitraum, Index-Quartal (Diagnosestellung) und Follow-up-Zeitraum.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 179 polyJIA-Patienten in den Jahren 2014 (n=94) und 2015 (n=85) in den Datenbanken identifiziert. Die häufigsten verschriebenen Medikamente waren entzündungshemmende und antirheumatische Medikamente, Immunsuppressiva, Vitamin B12 und Folsäure (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]). Bei Diagnosestellung erhielten 34% (InGef) bzw. 69% (WIG2) der Patienten ein csDMARD und 11% (InGef) bzw. 17% (WIG2) ein bDMARD. Im Follow-up war der Anstieg des Einsatzes von bDMARDs stärker als von csDMARDs, jedoch nahm der Einsatz aller untersuchten Medikamente (einschließlich NSAR und GK) während des Follow-up-Zeitraums zu. Die Behandlungsmuster waren für beide Kohorten (2014 und 2015) ähnlich.
Schlussfolgerung: Fast alle Patienten mit polyJIA hatten auch im Follow-up-Zeitraum Verschreibungen für NSAR, viele hatten eine Begleitmedikation mit GK zusätzlich zur Verschreibung von csDMARDS und bDMARDS. Dies deutet darauf hin, dass es an effektiven Therapieoptionen in der Behandlung von Patienten mit polyJIA, wie beispielswiese zielgerichteten synthetischen DMARDs, mangelt.