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Symmetrisch imprimierte Femurkopfepiphysen bei jugendlicher Arthralgie – ein interdisziplinärer Patient
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Published: | August 30, 2023 |
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Vorgeschichte: Bei dem Patienten traten seit dem Kleinkindalter belastungsabhängig Schmerzen der Knie-/Hüft- und Schultergelenke auf, zudem 1–2x/Woche Bauchschmerzen. In der Verwandtschaft wird über mehrere Fälle familiären Mittelmeerfiebers (FMF) berichtet, die Eltern sind entfernt konsanguin.
Leitsymptom bei Krankheitsmanifestation: Ab dem 14. Lebensjahr entwickelte der Patient ein humpelndes Gangbild sowie eine deutlich eingeschränkte Rotation/Abduktion der Hüften („positives 4er Zeichen“) bei ansonsten unauffälligem Gelenkstatus. Zudem sank die Körperlänge <3. Perzentile.
Diagnostik: MR-tomographisch zeigten sich beidseits abgeflachte Femurköpfe mit Kontrastmittelaufnahme der imprimierten Femurkopfepiphysen, im Handradiogramm wurde ein um >4 Jahre retardiertes Knochenalter nachgewiesen. Laborchemisch zeigten sich normale Befunde für Blutbild, Leber- und Nierenfunktion sowie ein positiver Nachweis von ANAs (1:320). Das Serum-Amyloid war wiederholt leicht erhöht (auf das 2–3-fache der Norm), die übrigen Entzündungsparameter waren normwertig. Als laborchemische Veränderungen im Knochenstoffwechsel waren ein Vitamin-D-Mangel sowie auf das 3fache der Norm erhöhte ß-CrossLaps (=Kollagenabbaufragmente) nachweisbar.
Therapie: Unter Physiotherapie, Vitamin-D-Substitution und Naproxen wurde von einer leichten Besserung der Beschwerden berichtet, jedoch konnte keine Schmerzfreiheit erzielt werden.
Weiterer Verlauf: Aufgrund der positiven Familienanamnese für FMF sowie der symmetrischen Veränderungen der Femurkopfepiphysen entschieden wir uns zur genetischen Diagnostik. Eine Mutation in MEFV wurde ausgeschlossen. In der erweiterten NGS-Panel-Diagnostik (Phäntoyp-basierte Genauswahl) konnte eine wahrscheinlich pathogene (Klasse IV) Variante im Gen GNPTG (Mukolipidose Typ III, Subtyp gamma) nachgewiesen werden. Kleinwuchs, Osteopenie und Osteoarthritis sind typische assoziierte Symptome einer Mukolipidose Typ III. Aktuell ist die Vorstellung in einer spezialisierten Stoffwechselambulanz geplant. Auch wenn derzeit keine kausale Therapiemöglichkeit besteht, hilft das Wissen um die vermutliche Äthiopathogenese in der zukünftigen Steuerung der Therapie.