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Allopurinol vs. Febuxostat: Kardiovaskuläre Ereignisse im klinischen Alltag
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Published: | August 30, 2023 |
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Einleitung: Gichtpatienten gelten aufgrund assoziierter Komorbiditäten als Risikopatienten für kardiovaskuläre (CV) Ereignisse. Daten aus randomisierten Studien zum Einsatz von harnsäuresenkender Medikation (Allopurinol/Febuxostat) lassen für den praktischen Alltag weiterhin Unsicherheiten bezüglich möglicherweise – durch diese Therapie ausgelöster – schwerwiegender kardiovaskulärer Ereignisse (sog. Major Cardiovascular Events, MACE) und Sterblichkeit bestehen [1], [2]. Ziel dieser Arbeit ist die Charakterisierung von Gichtpatienten unter Alltagsbedingungen mit retrospektiver Nachverfolgung unter Allopurinol oder Febuxostat (mit einer Vergleichsgruppe ohne medikamentöse Harnsäuresenkung) in Hinblick auf die Rate von CV-Ereignissen und Todesfällen.
Methoden: Patienten mit gesicherter Gicht (n=208) wurden mit besonderem Fokus ihres CV-Risikoprofiles charakterisiert. Patienten mit vollständigen Langzeitverlaufsdaten (n=155) wurden je nach dominanter Therapie (≥60% des Beobachtungszeitraumes: Allopurinol vs. Febuxostat vs. ohne) in Gruppen eingeteilt; es erfolgte eine Assoziationsuntersuchung hinsichtlich CV-Ereignisse und Tod nach Gruppen. Die statistische Auswertung erfolgte über Microsoft Excel und SAS, wobei deskriptiv für kategoriale und Zeichenvariablen Auszählungen, für quantitative Variablen Verteilungskennzahlen und für die Assoziationsuntersuchungen zweidimensionale Zählungen mit Kategorisierung nach den jeweiligen Gruppen verwendet wurden.
Ergebnisse: Der durchschnittliche Beobachtungszeitraum der 155 Gichtpatienten lag bei 248,7 Wochen, d.h. 4,8 Jahren (min. 19 Wo./0,4 Jahre bis max. 412 Wo./7,9 Jahre). Während der Nachverfolgungsperiode traten in der Allopurinolgruppe (n=67) jeweils mindestens ein CV-Ereignis bei 5 Patienten (7,5%) und 4 Todesfälle (6%), in der Febuxostatgruppe (n=72) 13 Ereignisse (18,1%) und 5 Todesfälle (6,9%) und in der ohne Therapie (n=7) ein Ereignis (14,3%) und keine Todesfälle auf. Die Unterschiede korrelierten im Wesentlichen mit der höheren Rate an vorbestehenden Komorbiditäten/Komedikationen (Tabelle 1 [Tab. 1]).
Schlussfolgerung: Unter Praxisbedingungen sind kardiovaskuläre Ereignisse bzw. das Versterben von Gichtpatienten, die bereits eine höhere Rate an Vorerkrankungen (insbesondere vorbestehende CV-Ereignisse) haben, wahrscheinlicher als bei solchen ohne Risikofaktoren. Die Patienten erhalten, z.B. aufgrund eingeschränkter Nierenfunktion, häufiger Febuxostat zur Harnsäuresenkung. In der Gruppe mit Febuxostat ließ sich ein höherer Anteil an CV-Ereignissen im Beobachtungszeitraum nachweisen. Deutlich wird, dass die betroffenen Patienten bezüglich fast aller Risikofaktoren vorbelasteter waren und entsprechende Komedikationen erhielten. Da diese Konstellation in der Praxis vermutlich häufig auftritt, bleibt die Übertragung von RCT-Zulassungsdaten nachwievor schwierig. Für den Praxisalltag erscheint neben der Treat-to-Target-Therapie der Gicht die Optimierung der ebenfalls so häufig assoziierten kardiometabolischen Begleitfaktoren sehr bedeutend [3].
Tabelle 2 [Tab. 2]
Abbildung 1 [Abb. 1]
Literatur
- 1.
- Mackenzie IS, Ford I, Nuki G, Hallas J, Hawkey CJ, Webster J, Ralston SH, Walters M, Robertson M, De Caterina R, Findlay E, Perez-Ruiz F, McMurray JJV, MacDonald TM; FAST Study Group. Long-term cardiovascular safety of febuxostat compared with allopurinol in patients with gout (FAST): a multicentre, prospective, randomised, open-label, non-inferiority trial. Lancet. 2020 Nov 28;396(10264):1745-57. DOI: 10.1016/S0140-6736(20)32234-0
- 2.
- White WB, Saag KG, Becker MA, Borer JS, Gorelick PB, Whelton A, Hunt B, Castillo M, Gunawardhana L; CARES Investigators. Cardiovascular Safety of Febuxostat or Allopurinol in Patients with Gout. N Engl J Med. 2018 Mar 29;378(13):1200-10. DOI: 10.1056/NEJMoa1710895
- 3.
- Hansildaar R, Vedder D, Baniaamam M, Tausche AK, Gerritsen M, Nurmohamed MT. Cardiovascular risk in inflammatory arthritis: rheumatoid arthritis and gout. Lancet Rheumatol. 2021 Jan;3(1):e58-e70. DOI: 10.1016/S2665-9913(20)30221-6