Article
Definition spezifischer Erosionen im Röntgenbild der rheumatoiden Arthritis zur Differentialdiagnostik arthritischer Erkrankungen
Search Medline for
Authors
Published: | August 30, 2023 |
---|
Outline
Text
Einleitung: Die Klassifikation einer rheumatoiden Arthritis (RA) ist nach den ACR/EULAR-Kriterien von 2010 auch allein aufgrund typischer Erosionen im Röntgenbild möglich [1]. Als spezifisch wurde von einer EULAR-Taskforce nach Analyse von Früharthritis-Kohorten das Auftreten von Erosionen in mindestens drei der vom Sharp-van-der-Heijde (SvdH)-Score erfassten Gelenke definiert [2]. Der SvdH-Score wurde allerdings zur sensitiven Erfassung der radiologischen Progression und nicht als differentialdiagnostisches Instrument entwickelt.
Methoden: Wir definierten nach Literaturrecherche erosive Röntgenveränderungen, die wir als spezifisch für eine RA annehmen. Diese Definition wurde an Röntgenbildern von Patienten mit rheumatoider Arthritis und Gicht, Psoriasisarthritis (PsA), Spondylarthritis (SpA), systemischen Lupus erythematodes (SLE) und Chondrokalzinose auf seine Sensitivität und Spezifität für das Erfassen RA-typischer Röntgenveränderungen getestet. Parallel wurden die Röntgenbilder auf das Auftreten von Erosionen in ≥ drei Gelenken des SvdH-Scores gemäß der Definition der EULAR-Taskforce („EULAR-Muster“) untersucht.
Ergebnisse: Als spezifisch für eine RA wurde das Auftreten mindestens einer marginalen Erosion in den Metacarpophalangealgelenken 2–5, proximalen Interphalangealgelenken 2–5, dem Proc. styloideus ulnae oder im Metatarsophalangealgelenk 5 definiert (RA-specific erosion=RASE). Von insgesamt 216 Patienten mit RA wiesen 53 Patienten eine RASE und 34 das EULAR-Muster auf. Bis auf eine Ausnahme hatten alle Patienten mit EULAR-Muster gleichzeitig eine RASE. Von insgesamt 230 Patienten mit anderen arthritischen Krankheitsbildern wiesen 29 eine RASE und 59 das EULAR-Muster auf. Gelenkerosionen waren v.a. bei der Gicht häufig (23 RASE/40 EULAR-Muster von insgesamt 90 Patienten), seltener bei PsA (6 RASE/9 EULAR von insgesamt 61 Patienten). Ausschließlich das EULAR-Muster fand sich auch in Röntgenbildern von Patienten mit SpA (4 von 17), SLE (3 von 47) und Chondrokalzinose (3 von 15). Damit zeigt die RASE eine höhere Sensitivität für das Erkennen einer RA als das EULAR-Muster (25% vs. 16%) bei gleichzeitig höherer Spezifität (87% vs. 74%).
Schlussfolgerung: In der differentialdiagnostischen Einordnung arthritischer Erkrankungen ist die von uns definierte RASE dem EULAR-Muster überlegen. Zur differentialdiagnostischen Abgrenzung der Gicht von der RA sind beide Röntgen-Muster nicht geeignet.
Literatur
- 1.
- Aletaha D, Neogi T, Silman AJ, Funovits J, Felson DT, Bingham CO 3rd, Birnbaum NS, Burmester GR, Bykerk VP, Cohen MD, Combe B, Costenbader KH, Dougados M, Emery P, Ferraccioli G, Hazes JM, Hobbs K, Huizinga TW, Kavanaugh A, Kay J, Kvien TK, Laing T, Mease P, Ménard HA, Moreland LW, Naden RL, Pincus T, Smolen JS, Stanislawska-Biernat E, Symmons D, Tak PP, Upchurch KS, Vencovský J, Wolfe F, Hawker G. 2010 Rheumatoid arthritis classification criteria: an American College of Rheumatology/European League Against Rheumatism collaborative initiative. Arthritis Rheum. 2010 Sep;62(9):2569-81. DOI: 10.1002/art.27584
- 2.
- van der Heijde D, van der Helm-van Mil AH, Aletaha D, Bingham CO, Burmester GR, Dougados M, Emery P, Felson D, Knevel R, Kvien TK, Landewé RB, Lukas C, McInnes I, Silman AJ, Smolen JS, Stanislawska-Biernat E, Zink A, Combe B. EULAR definition of erosive disease in light of the 2010 ACR/EULAR rheumatoid arthritis classification criteria. Ann Rheum Dis. 2013 Apr;72(4):479-81. DOI: 10.1136/annrheumdis-2012-202779