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Seltene Checkpointinhibitortherapie-induzierte axiale inflammatorische Veränderungen
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Published: | August 30, 2023 |
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Einleitung: Immun-Checkpoint-Inhibitoren (ICI) sind monoklonale Antikörper, die eine intrinsische Anti-Tumor-Immunantwort tumorspezifischer T-Zellen aktivieren. Der Mechanismus beruht darauf, dass eine inhibitorische Interaktion zwischen Antigen-präsentierenden Zellen und T-Lymphozyten an den sogenannten Checkpoints (PD-1/PD-L1, CTLA-4, TIM-3, LAG-3) blockiert wird oder aktivierende Checkpoints (CD27, CD40, GITR, CD137) stimuliert werden [1], [2], [3]. ICI können autoimmunähnliche Nebenwirkungen hervorrufen, die jedes Organsystem betreffen können [4]. Diese Nebenwirkungen werden als Immuntherapie-bedingte Nebenwirkungen (immune-related adverse events=IRAE) bezeichnet. Rheumatische und muskuloskelettale IRAE treten bei Patientinnen und Patienten, die ICI erhalten, häufig auf. Es gibt verschiedene Subtypen rheumatischer IRAE. Das Auftreten von Arthritiden unter ICI-Therapie wurde mit einer Inzidenz von bis zu 16 % berichtet [5], über axiale Beteiligungen ist bisher wenig bekannt. Hier stellen wir eine Fallserie von drei Patientinnen und Patienten vor, bei denen axiale inflammatorische Veränderungen nach Beginn einer ICI-Therapie festgestellt wurden.
Methoden: Standardisierte diagnostische Aufarbeitung und Vergleich von Patientinnen und Patienten mit Immuntherapie-bedingten axialen inflammatorischen Veränderungen, inklusive gezielter Anamneseerhebung, klinischer Untersuchung, Blutanalyse und bildgebender Verfahren.
Ergebnisse: Wir konnten eine Patientin und zwei Patienten mit neu aufgetretenen inflammatorischen axialen Veränderungen nach einer ICI-Therapie identifizieren. Die Patientin und die Patienten stellten sich mit klinischen Zeichen von entzündlichem Rückenschmerz vor. In der Bildgebung waren bei allen Betroffenen axiale inflammatorische Veränderungen auffällig. Patient 1 hatte eine Polyarthritis der Facetten- und Costovertebral Gelenke, Patientin 2 eine Arthritis der Facettengelenke im LWS-Bereich sowie eine Sakroiliitis rechtsseitig und Patient 3 Knochenmarksödeme in verschiedenen Segmenten der Wirbelsäule. Tabelle 1 [Tab. 1] gibt einen Überblick über die Patientin und Patienten.
Schlussfolgerung: Die Pathophysiologie, die IRAE zugrunde liegt, ist noch nicht vollständig geklärt [6]. Durch die Blockade inhibitorischer Immunregulatoren kann die ICI-Therapie zu einer Überaktivierung des Immunsystems und aktivierten T-Zellen führen, die gesundes Gewebe angreifen und eine Entzündungsreaktionen auslösen. IRAE stellen – obwohl sie dem typischen Erscheinungsbild rheumatischer Erkrankungen ähneln – keine entzündlich-rheumatischen Erkrankungen dar, sondern sind Folge einer dysregulierten Immunantwort. Die klinischen Merkmale Immuntherapie-bedingter rheumatischer Nebenwirkungen sind heterogen und ähneln den Symptomen klassischer entzündlich-rheumatischer Erkrankungen (wie der SpA) ohne die Klassifikations- oder Diagnosekriterien zu erfüllen. Die Diagnosestellung ist eine Herausforderung für behandelnde Ärztinnen und Ärzte. Da der Einsatz von ICI zunimmt, ist es wichtig, ein breiteres Verständnis der verschiedenen und heterogenen IRAE zu erlangen, um die Behandlung dieser Patienten zu verbessern.
Literatur
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