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Stationäre Rehabilitation in Zeiten der SARS-CoV2-Pandemie – Ängste vor dem neuartigen Corona-Virus in der stationären Rehabilitation
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Published: | August 30, 2023 |
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Einleitung: Die auslaufende SARS-CoV-2-Pandemie stellte für die psychische Gesundheit weiter Teile der Bevölkerung eine Belastung dar [1]. Bestehende Erkenntnisse weisen Pandemie-bezogene Ängste als bedeutende Faktoren dieser Belastung aus [2]. Ziel der vorliegenden Studie ist es Einflussfaktoren Pandemie-bezogener Angst und Unterschiede dieser Angst zwischen verschiedenen Rehabilitationsindikationen in der stationären Rehabilitation zu identifizieren.
Methoden: Durchgeführt wurde die Querschnittserhebung zu Zeiten der dritten Corona-Welle, zwischen März und August 2021. Probanden wurden im Zuge ihrer stationären Rehabilitation mittels Fragebogen in vier Rehabilitationszentren mit fünf rehabilitationsmedizinischen Fachbereichen in Rheinland-Pfalz befragt. Erhobene soziodemografische Daten, Parameter zur psychischen und physischen Gesundheit und Daten zur Rehabilitationsfähigkeit (WHO-5, WAI, IRES-24, ADS, IPAQ) wurden deskriptiv beschrieben und mittels Pearson-, Spearman/Kendall-Tau- und Eta-Korrelationsanalysen sowie Regressionsanalysen auf Unterschiede und Zusammenhänge mit der quantifizierten Pandemie-bezogenen Angst untersucht (FCQ) [3].
Ergebnisse: Die Mehrheit der 653 befragten Patienten waren weiblich (n=375, 57,4%) und zwischen 55 und 59 Jahre alt (n=174, 26,6%). Probanden gaben einen mittleren FCQ-Gesamtwert von 27,69 Punkten an (n=581, SD=6,96). Parameter die, in der Stichprobe, mit einem signifikant höheren Ausmaß an Pandemie-bezogener Angst einhergingen, waren Alter (p<0,001), Rauchen (p<0,05), keine SARS-CoV-2-Impfung erhalten (p<0,05) und sich in orthopädischer Rehabilitation (FCQ: 28,65) (p=0,003) zu befinden. Darüber hinaus zeigte sich eine ausgeprägtere Angst bei geringer subjektiver Einschätzung der eigenen allgemeinen (p<0,001) und psychischen Gesundheit (p<0,05), sowie bei zunehmenden Beeinträchtigungen des Wohlbefindens (WHO-5) (p<0,05), der psychischen (ADS) (p<0,001) und physischen Verfassung, anhand WAI und IRES-24 (p<0,001). Für die Ausprägungen Geschlecht, BMI, höchster Berufsabschluss, Immunsuppressiva-Einnahme, Familienstand und das Aktivitätsniveau (IPAQ), konnte keine signifikante Assoziation gefunden werden.
Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse unterstützen die nach Studienlage existierende Evidenz für die negative Beeinflussung von Pandemie-bezogener Angst durch psychische und somatische Beeinträchtigungen. Der Prädiktor „Alter“ wird, anders als von uns erhoben, mitunter als protektiv eingestuft. Der Einfluss der Umstände der COVID-19-Pandemie auf die psychische Gesundheit ist Gegenstand der aktuellen Forschung, allerdings sind rehabilitationsspezifische Erkenntnisse, wie in dieser Studie präsentiert, vielerorts ausstehend.
Literatur
- 1.
- Vindegaard N, Benros ME. COVID-19 pandemic and mental health consequences: Systematic review of the current evidence. Brain Behav Immun. 2020 Oct;89:531-42. DOI: 10.1016/j.bbi.2020.05.048
- 2.
- Şimşir Z, Koç H, Seki T, Griffiths MD. The relationship between fear of COVID-19 and mental health problems: A meta-analysis. Death Stud. 2022;46(3):515-23. DOI: 10.1080/07481187.2021.1889097
- 3.
- Mertens G, Gerritsen L, Duijndam S, Salemink E, Engelhard IM. Fear of the coronavirus (COVID-19): Predictors in an online study conducted in March 2020. J Anxiety Disord. 2020 Aug;74:102258. DOI: 10.1016/j.janxdis.2020.102258