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Langzeitwirksamkeit und Sicherheit von Canakinumab bei Patienten mit familiärem Mittelmeerfieber (FMF) – Zwischenanalyse des RELIANCE-Registers
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Published: | August 31, 2022 |
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Einleitung: Familiäres Mittelmeerfieber (FMF) ist eine chronische Erkrankung, die durch wiederkehrende Fieberschübe und Serositis gekennzeichnet ist und das Risiko schwerer Komplikationen (z.B. Amyloidose) birgt. Die Behandlung von FMF gemäß EULAR Empfehlungen zielt darauf ab, akute Schübe und subklinische Entzündungen zu kontrollieren und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern [1]. Klinische Daten deuten darauf hin, dass die Hemmung von Interleukin-1β mit Canakinumab (CAN) bei FMF-Patienten wirksam zur Kontrolle und Verhinderung von Schüben ist [2].
Die vorliegende Studie untersucht die Langzeitwirksamkeit und -sicherheit von CAN in der klinischen Routine bei pädiatrischen (Alter ≥2 Jahre) und erwachsenen FMF-Patienten.
Methoden: RELIANCE ist eine prospektive, nicht-interventionelle, multizentrische Beobachtungsstudie in Deutschland mit einer Nachbeobachtungszeit von bis zu sieben Jahren. Patienten mit klinisch bestätigter FMF-Diagnose, die routinemäßig CAN erhalten, werden in die Studie aufgenommen. Zum Zeitpunkt des Studieneinschluss und in sechsmonatigen Abständen während des dreijährigen Beobachtungszeitraums werden folgende Parameter erfasst: Krankheitsaktivität (Arzteinschätzung), Fatigue und Auswirkungen auf das Sozialleben (Patienteneinschätzung), Entzündungsmarker und der AIDAIAIDAI: Auto-Inflammatory Diseases Activity Index-Score bewertet.
Ergebnisse: Diese Interimsanalyse von FMF-Patienten (N=74), die bis Dezember 2021 in die Studie aufgenommen wurden, umfasst die Daten von Baseline bis zur 24-Monatsvisite. Das Durchschnittsalter in dieser Kohorte betrug 25 Jahre (2–61 Jahre). Der Anteil der weiblichen Patienten lag bei 51% (N=38). Zu Studienbeginn betrug die mediane Dauer der vorherigen CAN-Behandlung 1,0 Jahre (0–6 Jahre). In Monat 24 befanden sich nach ärztlicher Einschätzung etwa 63% der Patienten in Krankheitsremission, im AIDAI dokumentierten 67% der Patienten eine inaktive Erkrankung (Tabelle 1 [Tab. 1]).
Bei insgesamt N=57 Patienten wurden Mutationen dokumentiert, darunter M694V (9 homozygot, 10 compound heterozygot, 12 heterozygot), V726A (1 homozygot, 6 compound heterozygot, 1 heterozygot) und M608I (1 homozygot, 6 compound heterozygot, 1 heterozygot).
Zur Baseline waren N=16 FMF-Patienten CAN-naiv und erhielten eine Anfangsdosierung von median 150 mg CAN (40 mg/kg – 150 mg alle 4 Wochen). In dieser Subgruppe wurden im Verlauf von drei Jahren insgesamt 12 Dosisanpassungen vorgenommen (9 Dosissteigerungen, 3 Dosisreduktionen).
Insgesamt wurden 18 SUESUE: schwerwiegendes unerwünschtes Ereignis gemeldet, von denen 2 (Tonsillektomie aufgrund rezidivierender Tonsillitiden und Tachykardie, Patientenalter jeweils 6 Jahre) als arzneimittelbedingt eingestuft wurden.
SUE: schwerwiegendes unerwünschtes Ereignis
Schlussfolgerung: Interimsdaten von FMF-Patienten aus der RELIANCE-Studie, dem am längsten laufenden Canakinumab-Register, bestätigen die Wirksamkeit und Sicherheit der Langzeitbehandlung mit Canakinumab. Dosisanpassungen im Verlauf der Therapie sind möglich.
Offenlegungserklärung: HJ: Zuschüsse/Forschungsunterstützung von: Novartis, Roche; Berater von: Novartis, AbbVie, Sobi, Roche, Janssen, Boehringer-Ingelheim; K-DJB: Zuschüsse/Forschungsunterstützung von: Novartis, AbbVie, Sobi; Berater von: Novartis, AbbVie, Sobi; KrT: Studienunterstützung von: Novartis, Referentenbüro: Novartis, Berater von: Novartis; KaT: Referentenbüro Roche; DF: Studienunterstützung von Novartis, Berater von: Abbvie, Mylan, Novartis, Pfizer; HG: Zuschüsse/Forschungsunterstützung von: AbbVie, Chugai, Merck Sharp & Dohme, Novartis, Pfizer, Roche, Referentenbüro: AbbVie, Bayer, Chugai, Merck Sharp & Dohme, Novartis, Pfizer, Roche; MFM: Honorare von Novartis; FI: Berater von: Novartis; W-HF: Keine; K-GB: Berater von: Novartis; HM: Studienunterstützung von Novartis; RJ: Zuschüsse: Novartis, Sobi, Referentenhonorare: Abbvie, Biogen, BMS, Chugai, GSK, Janssen, Lilly, MSD; Mylan, Novartis, Roche, Sanofi, Sobi, UCB, Beratung von: Abbvie, Biogen, BMS, Chugai, GSK, Janssen, Lilly, MSD, Mylan, Novartis, Roche, Sanofi, Sobi, UCB; OPT: Studienunterstützung von Novartis; W-AJ: Angestellte von: Novartis; BN: Zuschüsse/Forschungsunterstützung von: Novartis, Sobi; Berater von: Novartis, Sobi, Lilly, Pfizer, Abbvie, BMS, MSD, Actelion, UCB, Boehringer-Ingelheim, Roche.
Literatur
- 1.
- Ozen S, Demirkaya E, Erer B, Livneh A, Ben-Chetrit E, Giancane G, Ozdogan H, Abu I, Gattorno M, Hawkins PN, Yuce S, Kallinich T, Bilginer Y, Kastner D, Carmona L. EULAR recommendations for the management of familial Mediterranean fever. Ann Rheum Dis. 2016 Apr;75(4):644-51. DOI: 10.1136/annrheumdis-2015-208690
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- De Benedetti F, Gattorno M, Anton J, Ben-Chetrit E, Frenkel J, Hoffman HM, Koné-Paut I, Lachmann HJ, Ozen S, Simon A, Zeft A, Calvo Penades I, Moutschen M, Quartier P, Kasapcopur O, Shcherbina A, Hofer M, Hashkes PJ, Van der Hilst J, Hara R, Bujan-Rivas S, Constantin T, Gul A, Livneh A, Brogan P, Cattalini M, Obici L, Lheritier K, Speziale A, Junge G. Canakinumab for the Treatment of Autoinflammatory Recurrent Fever Syndromes. N Engl J Med. 2018 May 17;378(20):1908-19. DOI: 10.1056/NEJMoa1706314