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Deutscher Rheumatologiekongress 2022, 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 36. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 32. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)

31.08. - 03.09.2022, Berlin

Gibt es Long-COVID bei Patienten mit entzündlich-rheumatischer Grunderkrankung und wie wirkt sich eine SARS-CoV2-Infektion auf die Selbsteinschätzung des Gesundheitszustandes aus?

Meeting Abstract

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  • Maurine Vogt - Helios Klinikum Duisburg (Standort Helios St. Johannes Klinik), Klinik für Rheumatologie, Duisburg
  • Hans-Eckhard Langer - RHIO Düsseldorf Rheumatologische Gemeinschaftspraxis am K21/ Dr. med. S. Werner/ Dr. med. A. Uhlenberg-Moll/ Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, Düsseldorf
  • Stephanie Werner - RHIO Düsseldorf Rheumatologische Gemeinschaftspraxis am K21/ Dr. med. S. Werner/ Dr. med. A. Uhlenberg-Moll/ Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, Düsseldorf

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. Deutscher Rheumatologiekongress 2022, 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 36. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 32. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Berlin, 31.08.-03.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocCO.17

doi: 10.3205/22dgrh016, urn:nbn:de:0183-22dgrh0161

Published: August 31, 2022

© 2022 Vogt et al.
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Einleitung: Corona Virus Disease 2019 (COVID-19) wird durch das Severe-Acute-Respiratory-Syndrome- Coronavirus-type-2 (SARS-CoV-2). Es handelt sich um ein neuartiges Coronavirus, welches sich seit der Entdeckung im Dezember 2019 in China, Wuhan rasant verbreitet hat. COVID-19 ist eine Multisystemerkrankung, die unterschiedlich schwer verlaufen und mit einer erhöhten Letalität einhergehen kann. Etwa 10–15% der Patienten, die an COVID-19 erkrankt waren, leiden an Long-COVID [1], [2]. Über den Verlauf der Erkrankung ist bisher wenig bekannt, insbesondere zu Patienten mit entzündlich-rheumatischer Grunderkrankung (ERG). Ziel dieser Beobachtungsstudie war es, Symptome und Verläufe von Patienten aus der rheumatologischen Routineversorgung mit COVID-19 mit besonderem Augenmerk auf die Selbsteinschätzung der Patienten zu beschreiben, indem die Symptome und der Verlauf der akuten Erkrankung mit der Situation nach der Erkrankung verglichen wurde.

Methoden: Patienten der ambulanten rheumatologischen Routineversorgung im Zeitraum von 03/2020–09/2021, welche eine nachgewiesene COVID-19-Infektion hatten, wurden mithilfe eines Online-Fragebogens bezüglich der COVID-19-Erkrankung und dem Verlauf ≥12 Wochen nach der Erkrankung nach schriftlichem Einverständnis zur Teilnahme an der Studie befragt.

Ergebnisse: Von n=47 COVID-Erkrankten waren n=33/47 (70%) zur Befragung bereit. Das mittler Alter war 59 Jahre (24–82 Jahre), n=23 weiblich und n=10 männlich. Vor COVID-19 wurde der allgemeine Gesundheitszustand und das Allgemeinbefinden auf einer Skala von 0–10 (0 schlechtester Zustand, 10 bester Zustand) durch die Patienten im Mittel mit =4 ± 2 eingeschätzt. 55% der Patienten stuften die Schwere des Verlaufs als mild, 21% als moderat und 24% als schwer ein. 79% der Patienten litten an einer Fatigue, welches neben Husten, auch mit 79%, das häufigste Symptom darstellte. Weiterhin lagen bei 67% Cephalgien und 64% Myalgien vor, neben einigen weiteren, aber weit gestreuten Symptomen. 52% der Patienten klagten über anhaltende Symptome auch noch ≥12 Wochen nach der akuten Erkrankung. 22% der Patienten berichteten von anhaltender Fatigue, 12% über Cephalgien, 12% über Myaglien und 28% über andere Symptome, wobei hierunter u.a. Müdigkeit und Erschöpfung als „andere“ angegeben wurden. Bei einem Patienten wurde die Diagnose Long-COVID diagnostiziert. Es hat sich kein Unterschied der Beschwerden in Abhängigkeit der Medikation zum Zeitpunkt der Erkrankung ergeben. Die Patienten schätzten ihren allgemeinen Gesundheitszustand und das allgemeine Befinden nach der Infektion im Mittel bei = 6 ± 2 ein.

Schlussfolgerung: In dieser Kohorte von Patienten mit ERG waren die Verläufe überwiegen mild, eine Hospitalisierung war nicht notwendig. Jedoch leiden 52% der Patienten auch ≥12 Wochen nach der Erkrankung noch an anhaltenden Symptomen, wie Fatigue, aber auch an Cephalgien und Myalgien. Vor allem Fatigue und Myalgien sind jedoch Symptome, die bei Patienten mit entzündlich-rheumatischer Grunderkrankung auch ohne COVID-19 auftreten können, sodass die Interpretation und Einordnung als Long-COVID nicht eindeutig möglich ist. Spannenderweise wurde der Gesundheitszustand von den Patienten nach COVID-19 im Mittel besser als schlechter eingeschätzt. Nur bei einem Patienten wurde die Diagnose Long-COVID gestellt. Daraus lässt sich insgesamt schlussfolgern, dass die Rate an Long-COVID bei Patienten mit ERG nicht erhöht zu sein scheint, sondern dass vielmehr eine geringere Inzidenz als in der Allgemeinbevölkerung vorliegen könnte. Zudem konnte in dieser Kohorte keine Verschlechterung des allgemeinen Gesundheitszustandes nach COVID-19 gefunden werden, allerdings war die untersuchte Kohorte zu gering, um allgemeingültige Aussagen zu treffen. Grundsätzlich bedarf es hier weiteren Forschungsbedarf.

Offenlegungserklärung: Die Autoren haben keine Interessenskonflikte in Bezug auf den Beitrag.


Literatur

1.
Bleckwenn M. Das Long-Covid-Syndrom. MMW Fortschr Med. 2021 Sep;163(16):12-5. German. DOI: 10.1007/s15006-021-0231-y External link
2.
Raveendran AV, Jayadevan R, Sashidharan S. Long COVID: An overview. Diabetes Metab Syndr. 2021 May-Jun;15(3):869-75. DOI: 10.1016/j.dsx.2021.04.007 External link