gms | German Medical Science

Einleitung: Patient reported outcomes (PROs) erheben Informationen über Krankheitsaspekte, die durch die ärztliche Bewertung nicht ausreichend erfasst werden können. In Zeiten der COVID-19-Pandemie können Sie auch eine Möglichkeit zur Kontrolle der Erkrankung durch den Patienten selbst sein. Hier spielt die Beurteilung der Krankheitsaktivität eine herausragende Rolle. Ziel unserer Studie ist der Vergleich der Aktivitätseinschätzung von Arzt und Patient sowie deren Einflussfaktoren.

Methoden: Zwischen 2010 und 2020 erfolgte die eigenständige und arztseitige Einschätzung der Krankheitsaktivität (numerische Ratingskala 0 – 10) von Patienten mit ANCA-assoziierter Vaskulitis in der Rheumaambulanz des Universitätsklinikums Düsseldorf (n=1083). Wir verglichen die globale Bewertung der Krankheitsaktivität von Arzt und Patient. In einer anschließenden multiplen linearen Regressionsanalyse untersuchten wir Einflussfaktoren der Aktivitätseinschätzung.

Ergebnisse: Die Patienten waren im Mittel 65 (± 15) Jahre alt und hatten eine mittlere Diagnosedauer von 15 Jahren (± 7). Im Median lag der globale Score der Krankheitsaktivitätseinschätzung der Patienten sowie der Ärzte bei 2 Punkten, es zeigte sich eine Divergenz der Einschätzung von einem Punkt (Einschätzung Patient-Arzt Mean 0.8, SD 2.29, IQR 3). Der BVAS wurde 113 mal erfasst und lag im Median bei 3 Punkten (± 2.9). Die ärztlicherseits dokumentierte Krankheitsaktivität war mit der Höhe des BVAS (β 0,07, p 0,01), der Patienteneinschätzung (β 0,18, p 0,001) sowie dem BMI des Patienten (β 0,05, p 0,003) assoziiert. Zudem wurde die Krankheitsaktivität bei Frauen höher eingeschätzt (β 0,61, p <0,001). Die Patienteneinschätzung hingegen wurde durch das Ausmaß der Schmerzen (β 0,36, p <0,001) und negativ durch den BMI (β -0,09, p 0,007) beeinflusst. Auch hier zeigte sich eine Assoziation mit der ärztlichen Krankheitsaktivitätseinschätzung (β 0,56, p 0,001).

Schlussfolgerung: In unserer Kohorte schätzen Patienten und Ärzte die Aktivität ihrer Erkrankung ähnlich ein. Die Krankheitsaktivitätseinschätzung des Arztes korrelierte mit den dokumentierten vaskulitischen Ausprägungen im BVAS. Es zeigt sich, dass ferner das weibliche Geschlecht sowie ein hoher BMI die Krankheitsaktivitätseinschätzung des Arztes beeinflussen, wohingegen Schmerzen und ein niedriger BMI mit einer höheren Krankheitsaktivitätseinschätzung der Patienten assoziiert war. Diese Untersuchung ist für die Entwicklung und Interpretation von PROs zur Aktivitätseinschätzung bei ANCA assoziierten Vaskulitiden von großer Bedeutung.

Disclosures: Hiermit erklären die Autoren, dass zu den Inhalten der Veranstaltung kein Interessenkonflikt vorliegt.