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Deutscher Rheumatologiekongress 2021, 49. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 35. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), Wissenschaftliche Herbsttagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)

15.09. - 18.09.2021, virtuell

Auftreten von Basalzell- und Plattenepithelkarzinomen der Haut unter verschiedenen DMARD-Therapien

Meeting Abstract

  • Imke Redeker - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin (DRFZ), Programmbereich Epidemiologie und Versorgungsforschung, Berlin
  • Peter Herzer - Wissenschaftlicher Beirat, München
  • Cornelia Kühne - Rheumatologie, Haldensleben
  • Ilka Schwarze - Rheumatologie, Leipzig
  • Martin Schäfer - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin (DRFZ), Programmbereich Epidemiologie und Versorgungsforschung, Berlin
  • Anja Strangfeld - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin (DRFZ), Programmbereich Epidemiologie und Versorgungsforschung, Berlin

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. Deutscher Rheumatologiekongress 2021, 49. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 35. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), Wissenschaftliche Herbsttagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). sine loco [digital], 15.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocRA.02

doi: 10.3205/21dgrh112, urn:nbn:de:0183-21dgrh1120

Published: September 14, 2021

© 2021 Redeker et al.
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Text

Einleitung: Plattenepithel- und Basalzellkarzinome sind die häufigsten Tumore der Haut. Zusammen werden sie als ‚weißer Hautkrebs‘ oder nicht-melanotischer Hautkrebs (englisch: non-melanoma skin cancer, NMSC) bezeichnet. Beiden gemeinsam ist das erhöhte Entstehungsrisiko durch Sonnenexposition. Ob eine Therapie mit bestimmten DMARDs ihr Auftreten beeinflusst, ist nicht geklärt. Eine Untersuchung schwedischer Registerdaten berichtete von einem erhöhten Risiko unter Abatacept bei Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) [1]. Dies haben wir mit Daten des deutschen RABBIT Registers überprüft.

Methoden: Analysiert wurden Daten von Patienten mit RA, die ab dem Beginn einer Biologika- (b), konventionellen synthetischen (cs) oder zielgerichteten synthetischen (ts) DMARD-Therapie in RABBIT beobachtet wurden. Zwischen Januar 2007 und Oktober 2020 eingeschlossene Patienten mit mindestens einer Follow-Up Visite wurden selektiert. Die rohen Inzidenzraten für NMSC unter verschiedenen Therapien bei Verwendung einer Induktionsperiode von 3 Monaten wurden bestimmt. Adjustierte Hazard Ratios (HRs) für NMSC wurden mittels Cox-Regression berechnet. Hinsichtlich einer möglichen Verzerrung durch die Therapieentscheidung („confounding by indication“) wurde mittels inverser Wahrscheinlichkeitsgewichtung (IPW) adjustiert.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 13.870 Patienten in der Analyse berücksichtigt. Es wurden 17 Plattenepithel- (0,12%) und 118 Basalzellkarzinome (0,85% der Patienten) berichtet. Deutliche Unterschiede der Patientencharakteristika zu Beginn der jeweiligen Therapie (Tabelle 1 [Tab. 1]) zeigten sich zwischen den klassischen Erstlinien-bDMARDs (Tumornekrosefaktor (TNF)-Inhibitoren) und den erst in zweiter Linie eingesetzten bDMARDs mit längerer Krankheitsdauer, deutlich schwerer ausgeprägter Funktionseinschränkungen, häufigeren Therapieversagen und mehr Komorbiditäten. Mit Januskinase-Hemmern behandelte Patienten waren eher mit Patienten unter bDMARDs als mit Patienten unter csDMARDs vergleichbar.

Ein Vergleich der rohen Inzidenzraten für NMSC unter verschiedenen Therapien zeigte, dass NMSC unter der Therapie mit Abatacept signifikant häufiger auftreten als unter TNF-Inhibitoren (Abbildung 1 [Abb. 1], Abbildung 2 [Abb. 2]).

In der adjustierten Cox-Regression wurde ein signifikant erhöhtes Risiko für NMSC bei der Behandlung mit Abatacept (HR: 2,00 [95% Konfidenzintervall, KI: 1,28-3,11]) im Vergleich zur csDMARD-Behandlung festgestellt. Weiterhin waren zunehmendes Alter und eine wachsende Anzahl von Komorbiditäten signifikant mit einem höheren Risiko für das Auftreten von NMSC assoziiert (Tabelle 2 [Tab. 2]). In der mit IPW durchgeführten Analyse zeigte sich der Effekt für Abatacept noch stärker (HR: 2,18 [95% KI: 1,30-3,65]), ebenso waren Alter und Anzahl von Komorbiditäten weiterhin signifikant mit einem höheren Risiko für das Auftreten von NMSC assoziiert (Tabelle 2 [Tab. 2]).

Schlussfolgerung: In dieser Analyse einer prospektiven Kohortenstudie wurden die Inzidenzraten und das Risiko von NMSC bei RA-Patienten unter Behandlung mit verschiedenen Wirkprinzipien untersucht. Basalzell- und Plattenepithelkarzinome wurden am häufigsten unter der Therapie mit Abatacept berichtet. Auch nach Adjustierung für Unterschiede in den Patientencharakteristika bestand ein signifikant erhöhtes Risiko für NMSC bei Patienten, die mit Abatacept behandelt wurden. Es ist zu beachten, dass Patienten zu Beginn einer Abatacept-Therapie eine höhere Komorbiditätslast und erhebliche Unterschiede im Vergleich zu den anderen betrachteten Therapien aufwiesen. Das höhere NMSC-Risiko könnte auf bedeutende Restunterschiede (aufgrund einer höheren Komorbiditätslast oder einer kumulativen Wirkung von Therapien beim Einsatz von Abatacept als Zweit- oder Drittlinien-Therapie) zurückzuführen sein, die trotz der Adjustierung bestehen bleiben können.

Disclosures: RABBIT wird gemeinsam von AbbVie, Amgen, BMS, Celltrion, Fresenius-Kabi, Gilead, Hexal, Lilly, MSD, Pfizer, Roche, Samsung Bioepis, Sanofi-Aventis, UCB, und Viatris gefördert. Die Studienleitung am DRFZ hat die volle akademische Freiheit.


Literatur

1.
Wadström H, Frisell T, Askling J; Anti-Rheumatic Therapy in Sweden (ARTIS) Study Group. Malignant Neoplasms in Patients With Rheumatoid Arthritis Treated With Tumor Necrosis Factor Inhibitors, Tocilizumab, Abatacept, or Rituximab in Clinical Practice: A Nationwide Cohort Study From Sweden. JAMA Intern Med. 2017 Nov;177(11):1605-12. DOI: 10.1001/jamainternmed.2017.4332 External link