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Deutscher Rheumatologiekongress 2021, 49. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 35. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), Wissenschaftliche Herbsttagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)

15.09. - 18.09.2021, virtuell

Fulminanter Verlauf einer generalisierten autonomen Neuropathie

Meeting Abstract

  • Carolin Kreiter - Immanuel Krankenhaus Berlin Buch, Rheumatologie und Klinische Immunologie, Berlin
  • Aaron Juche - Immanuel Krankenhaus Berlin Buch, Rheumatologie und Klinische Immunologie, Berlin
  • Daniel Zeise-Wehry - Helios Klinikum Berlin Buch, Neurologie, Berlin
  • Georg Hagemann - Helios Klinikum Berlin Buch, Neurologie, Berlin
  • Andreas Krause - Immanuel Krankenhaus Berlin Buch, Rheumatologie und Klinische Immunologie, Berlin

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. Deutscher Rheumatologiekongress 2021, 49. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 35. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), Wissenschaftliche Herbsttagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). sine loco [digital], 15.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocFA.06

doi: 10.3205/21dgrh078, urn:nbn:de:0183-21dgrh0786

Published: September 14, 2021

© 2021 Kreiter et al.
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Text

Vorgeschichte: Eine 40jährige Patientin stellte sich Ende Oktober 2020 notfallmäßig mit initial hohem Fieber bis 40°C, Bauchschmerzen und brennenden Schmerzen der gesamten Haut vor. Ein Infektfokus wurde nicht detektiert.

Leitsymptom bei Krankheitsmanifestation: Im Verlauf entwickelte sich eine zunehmende Pandysautonomie mit beidseitiger Mydriasis, Anhidrose, Xerostomie, Harnblasenentleerungsstörungen, Darmatonie mit nachfolgendem Subileus, Herzfrequenzstarre, Hypo- Areflexie und schwerer orthostatischer Dysfunktion. Der Liquor zeigte ein zytoalbuminäre Dissoziation, eine Neurographie war nicht wegweisend. Unter der Annahme einer immun-vermittelnden Neuropathie, möglicherweise einer autonomen Variante eines Guillain-Barré-Syndroms, erhielt die Patientin zunächst eine hochdosierte Immunglobulintherapie über insgesamt fünf Tage. Hierunter stabilisierte sich der klinische Zustand. Im Labor fielen positive ANA auf mit anti-SS A-Spezifität, sodass sich der Verdacht auf ein Sjögren-Syndrom mit autonomer Neuropathie ergab. Die Patientin war aufgrund der orthostatischen Dysfunktion weiterhin nur im Rollstuhl mobil.

Diagnostik: Laborchemisch bestätigten sich der ANA-Nachweis (1:80, AC 4-Muster) und positive SSA-AK sowie eine Hypergammaglobulinämie. Die Entzündungswerte waren normwertig. Eine Sicca-Symptomatik konnte ophthalmologisch an beiden Augen gesichert werden. In der Sonografie der Speicheldrüsen zeigten sich diskrete Sjögren-typische Veränderungen. Die Lippendrüsenbiopsie erbrachte jedoch keine typischen Veränderungen. Im EKG fiel die vorbeschriebene Herzfrequenzstarre auf.

Diagnose: Schwere autonome Neuropathie als Erstmanifestation eines Sjögren-Syndroms

Therapie: Es erfolgte zunächst eine hochdosierte Methylprednisolon-Therapie mit beginnend 500 mg/d über 3 Tage mit anschließendem Prednisolontapering. Darunter kam es zu einer raschen klinischen Besserung, insbesondere auch der orthostatischen Dysregulation, der Darmatonie und Blasenentleerungsstörung. Die Patientin konnte nach wenigen Tagen bereits kurze Strecken ohne Rollator laufen und der Blasenkatheter konnte entfernt werden.

Aufgrund des positiven Ansprechens der Prednisolon-Therapie wurde eine remissionsinduzierende immunsuppressive Cyclophosphamid-Bolustherapie begonnen.

Weiterer Verlauf: Unter der Therapie kam es zu einer sukzessiven klinischen Verbesserung. Bis auf eine weiterhin bestehende Leistungsschwäche haben sich die initialen Symptome fast vollständig zurückgebildet. Im EKG zeigt sich wieder eine normale atemabhängige Herzfrequenzmodulation. Die Prednisolondosis konnte auf zuletzt 7,5mg pro Tag reduziert werden. Verschiedenste neurologische Manifestationen einschließlich autonomer Neuropathien kommen beim Sjögren-Syndrom häufig vor. Diese können auch die klinische Erstmanifestation dieser Erkrankung darstellen [1], [2], [3]. Die vorliegende Kasuistik beschreibt den sehr seltenen Fall einer schweren autonomen Neuropathie als klinische Erstmanifestation eines Sjögren-Syndroms mit gutem Ansprechen der Symptomatik auf eine konsequente immunsuppressive Therapie.

Disclosures: Keine


Literatur

1.
Birnbaum J. Peripheral nervous system manifestations of Sjögren syndrome: clinical patterns, diagnostic paradigms, etiopathogenesis, and therapeutic strategies. Neurologist. 2010 Sep;16(5):287-97. DOI: 10.1097/NRL.0b013e3181ebe59f External link
2.
Goodman BP, Crepeau A, Dhawan PS, Khoury JA, Harris LA. Spectrum of Autonomic Nervous System Impairment in Sjögren Syndrome. Neurologist. 2017 Jul;22(4):127-130. DOI: 10.1097/NRL.0000000000000134 External link
3.
Sakakibara R, Hirano S, Asahina M, Sawai S, Nemoto Y, Hiraga A, Uchiyama T, Hattori T. Primary Sjogren’s syndrome presenting with generalized autonomic failure. Eur J Neurol. 2004 Sep;11(9):635-8. DOI: 10.1111/j.1468-1331.2004.00846.x External link