gms | German Medical Science

Vorgeschichte: In der ersten Mai-Woche im Jahre 2020, ca. 3 Monate nach Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland, wurde ein 4-Jahre altes Kind in unserer rheumatologischen Schwerpunktpraxis vorgestellt. Es gab Schmerzen in der rechten Hüfte an, welche bis in das rechte Kniegelenk ausstrahlten. Das Kind humpelte und beklagte Schmerzen beim Hüpfen, Springen und Laufen, so dass die Eltern sich Sorgen machten. Anamnestisch lagen keine Besonderheiten vor, bis auf eine leichte, aber sehr hartnäckige Erkältung mit anhaltender Rhinitis und initial auch Halsschmerzen von Mitte März 2020 bis Mitte April 2020. Die Eltern berichteten zudem von intermittierenden Kopfschmerzen des Jungen sowie intermittierenden subfebrilen Temperaturen während des oben genannten Zeitraums. Das Kind spielte viel draußen im Garten, mehrere Zeckenbisse sind bekannt. Andere Zeichen einer Infektion oder auch zurückliegende Durchfallerkrankungen lagen zum Zeitpunkt der Erstvorstellung nicht vor. Typische Zeichen einer COVID-19-Infektion oder Kontakt zu einer Person mit gesicherter COVID-19-Infektion wurden verneint. Das Kind besucht eine Kindertagesstätte.

Leitsymptom bei Krankheitsmanifestation: Anhaltende Schmerzen in der rechten Hüfte, in das rechte Kniegelenk ausstrahlend insbesondere bei Belastung.

Diagnostik: Es erfolgten eine klinische Untersuchung, Arthrosonographie der Hüftgelenke bds. und Labordiagnostik.

In der klinischen Untersuchung zeigte sich ein schmerzhaftes Hüftgelenk rechts bei jedoch freier Beweglichkeit. Das Kind humpelte. Es lagen keine weiteren betroffenen Gelenke vor.

In der Arthrosonographie zeigte sich ein Hüftgelenkserguss rechts ohne Synovialitis und ohne Powerdoppler-Aktivität.

In der Labordiagnostik bestanden keine Zeichen einer systemischen Entzündungsaktivität oder einer bakteriellen Infektion (c-reaktives Protein 0.0 mg/dl, 6.740 Leukozyten/ul). Ein SARS-CoV2-ELISA-Test wurde durchgeführt und zeigte im IgG-ELISA eine positive Ratio von 1,00 (normal <0.8), im IgA- ELISA einen grenzwertigen Befund (Ratio 0,64, normal <0.8).

Es erfolgte ein ELISA-Bestätigungstest 14 Tage später. Hierbei bestätigte sich über einen ansteigenden Titer der Nachweis einer zurückliegenden Infektion mit SARS-CoV2 (SARS-CoV-2 IgG- ELISA: Ratio 1,19; SARS-CoV-2 IgA ELISA: Ratio 0,85; SARS-CoV-2 IgM ELISA: negativ).

Wir stellten die Diagnose einer Coxitis fugax rechts, möglicherweise/wahrscheinlich assoziiert mit einer mild verlaufenden SARS-CoV2-Infektion.

Therapie: Es erfolgte die symptomatische Gabe von nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) bei Bedarf und die Empfehlung, größere Belastungen zu vermeiden.

Weiterer Verlauf: Das Kind wurde 8 Wochen nach der Diagnose erneut vorgestellt. NSAR waren nicht notwendig gewesen, die Schonung konnte mehr oder weniger eingehalten werden. Das Kind war ca. 2 Wochen nach dem ersten Termin komplett beschwerdefrei. In der Arthrosonographie zeigte sich kein Erguss mehr.

Disclosures: Es bestehen keine Interessenkonflikte.