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Gender-Awareness in axialer Spondyloarthritis: Screeningsprechstunde erreicht vermehrt axSpA-Patientinnen
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Published: | September 14, 2021 |
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Einleitung: Die zunehmende Erforschung geschlechtsspezifischer Unterschiede in der Medizin rückt auch die axiale Spondyloarthritis (axSpA) ins neue Licht: die differenziertere Betrachtung zeigt eine hohe Prävalenz unterdiagnostizierter Patientinnen aufgrund von abweichender Symptompräsentation, Krankheitsverläufen und Therapieansprechen zu männlichen Betroffenen [1]. Der Mangel an flächendeckenden rheumatologischen Frühversorgungsstrukturen mit regional erheblichen Wartezeiten auf die Erstabklärung erschwert die frühe Diagnose und Therapieeinleitung bei axSpA-Patientinnen zusätzlich. Als ein Lösungsansatz der Engpässe wurden an verschiedenen Standorten Früh- und Screeningsprechstunden etabliert. Ziel ist die effizientere Ressourcenausnutzung und Verbesserung der regionalen rheumatologischen Versorgungsituation, deren Bewertung auch den Blick auf Gender-Differenzen beinhalten muss.
Methoden: Die Sektion Rheumatologie des Universitätsklinikums Heidelberg hat durch gezielte Reorganisation bestehender Kapazitäten und Zugangswege seit 02/2016 die Screeningsprechstunde als Modellprojekt etabliert und seit 02/2018 im Rahmen der SCREENED Studie wissenschaftlich begleitet. Der Fokus der Registerstudie liegt neben der Erfassung der regionalen Versorgungssituation einerseits auf der Durchführbarkeit der Screeningsprechstunde im verkürzten Zeitrahmen ohne Diagnostik (retrospektive Kohorte: 02/2016-01/2018) und andererseits auf dem Zusatznutzen eines aktenbasierten Vorscreenings (prospektive Kohorte: 02/2018-01/2020). Hier werden die Daten der axSpA PatientInnen beider Kohorten (n=17 bzw. n=16) und Geschlechter mit bildgebend gesicherter axialer Beteiligung sowie mindestens zwei Verlaufskontrollen deskriptiv verglichen.
Ergebnisse: Frauen waren in beiden axSpA-Kohorten mit 65% bzw. 44% stark vertreten. Eine deutlich größere Verzögerung bis zur Diagnosestellung konnte bei ihnen bestätigt werden (♀: 310 bzw. 591 Wochen versus ♂: 81 bzw. 266 Wochen). Im weiteren Krankheitsverlauf mit Follow-up von mindestens 5 Monaten hatten axSpA-Patientinnen in beiden Kohorten im Geschlechtervergleich deutlich niedrigere Remissionsraten (♀: 36% bzw. 57% versus ♂: 67% bzw. 67%). Die gezielte Identifikation und präferenzielle Einbestellung von Risikopatienten im Vorscreening hat zu den insgesamt höheren Remissionsraten bei niedrigerer Frequenz an b/tsDMARD-Verschreibungen in der prospektiven im Vergleich zur retrospektiven Kohorte beigetragen.
Schlussfolgerung: Die Gender-Differenzen bei axSpA-PatientInnen lassen sich regional nachweisen und zeigen für Frauen deutliche Nachteile der späten Diagnosestellung für den weiteren Krankheitsverlauf. Der hohe Frauenanteil kann als Nachholeffekt interpretiert werden, bei dem die bisher unterdiagnostizierte Gruppe von axSpA-Patientinnen mit unserem Frühversorgungskonzept erreicht wird. Die Daten der axSpA-Kohorte weisen auf einen Zusatznutzen des aktenbasierten Vorscreenings hin, der unter Einbeziehung von Delegation an rheumatologische Fachassistenz im Nachfolgeprojekt SCREENED 2.0 weiter ausgebaut und erforscht werden soll.
Disclosures: Das Modellprojekt wird finanziell durch Rheuma-Liga Baden-Württemberg e.V., AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG und Novartis Pharma GmbH, unterstützt.