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Deutscher Rheumatologiekongress 2021, 49. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 35. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), Wissenschaftliche Herbsttagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)

15.09. - 18.09.2021, virtuell

Unmet medical need bei Diagnose und Management der Psoriasis-Arthritis – Daten einer prospektiven Studie in Deutschland

Meeting Abstract

  • Georg Groß - V. Med. Klinik, Universitätsmedizin Mannheim, Mannheim
  • Jan Alwin Von Ahnen - Dermatologie, Universitätsmedizin Mannheim, Mannheim
  • Christian Lull - Dermatologie, Universitätsmedizin Mannheim, Mannheim
  • Astrid Schmieder - Dermatologie, Universitätsmedizin Mannheim, Mannheim
  • Jan Leipe - V. Med. Klinik, Universitätsmedizin Mannheim, Mannheim

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. Deutscher Rheumatologiekongress 2021, 49. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 35. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), Wissenschaftliche Herbsttagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). sine loco [digital], 15.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocEV.04

doi: 10.3205/21dgrh054, urn:nbn:de:0183-21dgrh0547

Published: September 14, 2021

© 2021 Groß et al.
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Text

Einleitung: Die Diagnose und Therapie der Psoriasis-Arthritis (PsA) stellen aufgrund der Komplexität der Erkrankung weiterhin eine große Herausforderung dar. Bisherige Daten deuten an, dass die PsA häufig nicht oder erst mit erheblicher Verzögerung diagnostiziert und behandelt wird [1]. Mögliche Ursachen sind unzureichende Expertise oder Awareness bezüglich der Erkennung der jeweils fachfremden Manifestationen. Ein interdisziplinäres Management könnte Diagnostik und Therapie verbessern.

Ziel unserer Studie war daher, eine Inzeptionskohorte von PsA-Patienten prospektiv bezüglich Diagnose, Therapie und Komorbiditäten zu charakterisieren und das Outcome einer interdisziplinären Betreuung zu evaluieren.

Methoden: Auf PsA gescreent wurden Patienten mit Psoriasis und muskuloskelettalen Schmerzen (aus Dermatologie) und Patienten mit muskuloskelettaler Entzündung und fraglicher Psoriasis (aus Rheumatologie). Die Patienten wurden bei Präsenz jeweils eines Experten für Psoriasis und Psoriasis-Arthritis unter Nutzung moderner Untersuchungsmethoden (z.B. Enthesen-Sonographie) gemäß CASPAR-Kriterien bewertet. Zudem erfolgte die weitere Charakterisierung mittels validierter Assessments von Krankheitsaktivität (u.a. DAPSA/PASDAS/MDA, PASI), Patient-Reported-Outcomes (u.a. DLQI, HADS) und strukturierter Erfassung von Komorbiditäten. Die Daten werden partiell extern anhand des PsoBest-Registers validiert.

Ergebnisse: Von 185 Psoriasis-Patienten wiesen 94 (51%) muskuloskelettale Symptome auf. Innerhalb dieser 94 Patienten konnte bei 55 Individuen (58%) tatsächlich eine PsA diagnostiziert werden. Das Intervall von Symptombeginn bis zur Diagnosestellung betrug 142 ± 325 Wochen. Im Durchschnitt zeigte sich eine moderate Krankheitsaktivität anhand der DAPSA Scores von 19,8. Anhand von Patient-Reported-Outcomes konnte eine deutliche Krankheitslast erhoben werden, unter anderem ein DLQI von 5,8 ± 6,78, HADS für Angststörungen von 6,1 ± 4,1 und Depression von 4,5±3,8. Vortherapien umfassten Methotrexat (35%) und Fumarsäureester (27%). Der Anteil zielgerichteter Therapien war bei Therapieintensivierung aufgrund der Schwere/Art der Psoriasis und/oder muskuloskelettaler Manifestationen hoch und umfasste v.a. IL-12/23-, IL-17 und TNF-Inhibitoren. Häufige Komorbiditäten stellten arterielle Hypertonie (36%), Adipositas (24%; BMI: 29,4± 6,6) und Depressionen (7%) dar.

Schlussfolgerung: Es zeigte sich ein erstaunlich hoher Anteil von PsA bei Patienten mit Psoriasis und muskuloskelettalen Symptomen, was darauf hindeuten könnte, dass dieser Anteil bei prospektivem und sensitivem Screening höher ist als bisher vermutet. Die PsA-Patienten wiesen im Durchschnitt eine lange Symptomdauer, eine erhebliche Krankheitsschwere und (häufig bisher nicht adressierte) Komorbiditäten auf. Erste Ergebnisse unserer Studie deuten darauf hin, dass ein interdisziplinäres Assessment die Erfassung und das Management der PsA verbessert.

Disclosures: Der Studienleiter Dr. Jan Leipe führt/e klinische Studien mit AB2Bio, Abbvie, Astra Zeneca, Biogen, Biotest, BMS, Boehringer, Gilead, GSK, Janssen, Lilly, Novartis, Pfizer, Roche, Sandoz, Servier, UCB, Wyeth durch. Er erhielt Vortragshonorare von: Abbvie, BMS, Celgene, Janssen-Cilag, Lilly, Novartis, MSD, Pfizer, Roche, Sanofi, UCB; Beratungshonorare von Abbvie, AstraZeneca, BMS, Celgene, Hospira, Janssen-Cilag, LEO Pharma, Lilly, Novartis, Roche, Sanofi; wiss. grants: Novartis, Pfizer

Die Studienleiterin Frau Prof. Dr. Schmieder führte klinische Studien für Abbvie, Boehriner-Ingelheim, Celgene, MSD, Novartis, Eli Lilly und Pfizer durch. Sie erhielt Vortragshonorare von Janssen-Cilag und Novartis sowie finanzielle Unterstützung für die Teilnahme an Kongressen von Celgene, Abbvie, Janssen-Cilag, Novartis und Pfizer.

Die beantragte Studie wird z.T. mit Industriemitteln der Firma Novartis GmbH durchgeführt.


Literatur

1.
Villani AP, Rouzaud M, Sevrain M, Barnetche T, Paul C, Richard MA, Beylot-Barry M, Misery L, Joly P, Le Maitre M, Aractingi S, Aubin F, Cantagrel A, Ortonne JP, Jullien D. Prevalence of undiagnosed psoriatic arthritis among psoriasis patients: Systematic review and meta-analysis. J Am Acad Dermatol. 2015 Aug;73(2):242-8. DOI: 10.1016/j.jaad.2015.05.001 External link