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Deutscher Rheumatologiekongress 2020, 48. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 34. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh)

09.09. - 12.09.2020, virtuell

Das TRheuMa-Register: Charakteristika und klinisches Management rheumatischer Immune-related adverse events (irAE)

Meeting Abstract

  • Leonore Diekmann - Universitätsklinikum Heidelberg, Innere Medizin V, Heidelberg
  • Hanns-Martin Lorenz - Universitätsklinikum Heidelberg, Innere Medizin V, Heidelberg
  • Jan Leipe - Universitätsklinikum Mannheim, V. Medizinische Klinik, Mannheim
  • Karolina Benesova - Universitätsklinikum Heidelberg, Innere Medizin V, Heidelberg

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Deutscher Rheumatologiekongress 2020, 48. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 34. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh). sine loco [digital], 09.-12.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. DocVS.16

doi: 10.3205/20dgrh200, urn:nbn:de:0183-20dgrh2009

Published: September 9, 2020

© 2020 Diekmann et al.
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Text

Einleitung: Die komplexen Wechselwirkungen zwischen entzündlich-rheumatischen und malignen Erkrankungen erlangten durch die unter Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICPi) ausgelösten rheumatischen immune-related adverse events (irAEs) neue Aufmerksamkeit. Insbesondere das mit rheumatischen irAEs assoziierte bessere tumorspezifische Outcome macht die weitere Analyse dieser Nebenwirkungen auf klinischer Ebene auch für das bessere Verständnis klassischer entzündlich-rheumatischer Erkrankungen unabdingbar.

Methoden: Das TRheuMa-Register schließt Malignompatienten mit therapie-induzierten rheumatischen Symptomen ein und ist eines der drei Subregister des MalheuR-Projekts, einer gemischt retro- und prospektiven Beobachtungsstudie bei Patienten mit koinzidenten malignen und entzündlich-rheumatischen Erkrankungen am Universitätsklinikum Heidelberg.

Ergebnisse: Bis März 2020 wurden 57 der 69 Patienten im TRheuMa-Register aufgrund von ICPi-induzierten rheumatischen irAEs eingeschlossen (Pembrolizumab n=26, Nivolumab n=28, Ipilimumab n=11, Durvalumab n=1, Atezolizumab n=2, Avelumab n=1, >1 ICPi-Therapie n=11), davon 23 (40,4%) mit malignem Melanom und 26 (45,6%) mit nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom (NSCLC).

Bei 9 (15,8%) Patienten exazerbierte eine bereits vor ICPi bekannte entzündlich-rheumatische Erkrankung. Bei 23 Patienten ähnelten die rheumatischen irAEs einer Psoriasis- oder Spondyloarthritis (47,9%) und bei jeweils 8 (16,7%) Patienten einer rheumatoiden Arthritis oder Polymyalgia rheumatica. Eine durch ICPi ausgelöste a.e. klassische entzündlich-rheumatische Erkrankung (RA, PsA, CREST) wurde in vier Fällen beobachtet.

Bei 41 (71,9%) Patienten waren entzündliche Veränderungen arthrosonographisch feststellbar, bei 42 (73,7%) das CRP erhöht und bei 30 (52,6%) war beides positiv. Spezifische Immunserologie (RF, ACPA, ENA) war hingegen meist unauffällig.

Ein Therapiealgorithmus adaptiert an den irAE-Schweregrad wurde entwickelt. Bei 23 (40,4%) Patienten konnte unter ≤10mg Prednison +/- NSAR, bei 8 (14,0%) mit nur NSAR und in zwei Fällen mit Non-NSAR-Analgetika eine ausreichende Symptomkontrolle erreicht werden. 12 (21,1%) Patienten benötigten aufgrund der rheumatischen irAEs eine Behandlung mit >10mg Prednison. Bei 7 Patienten (12,3%) war eine Therapieeskalation mit csDMARDs und/oder bDMARDs im Verlauf erforderlich, davon bei 4/9 Patienten (44,4%) mit präexistenten entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Bei 3 Patienten (5,3%) wurde die ICPi-Therapie aufgrund des rheumatischen irAEs beendet. 5 von aktuell 9 (39,1%) Melanompatienten in kompletter Remission hatten irAEs auch an anderen Organsystemen.

Schlussfolgerung: Die im TRheuMa-Register erfassten spezifischen Charakteristika der rheumatischen irAEs ermöglichten die Etablierung geeigneter diagnostischer und therapeutischer Schritte bei Patienten unter ICPi-Therapie. Die defensive Therapiestrategie, die den Vorteil des mit irAEs assoziierten besseren tumorspezifischen Outcomes möglichst wenig gefährdet, führte in den meisten Fällen zur ausreichenden Symptomkontrolle.

Disclosures: None declared