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Die Crux mit dem Kreuz – pathologische Deckplattenimpression bei einem 31-jährigen Mann
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Published: | September 9, 2020 |
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Vorgeschichte: Die Vorstellung des 31-jährigen, männlichen Patienten erfolgten bei seit dem 20. Lebensjahr bestehenden chronischen Rückenschmerzen im Bereich Lendenwirbelsäule. Damals wurde der Verdacht auf eine Bandscheibenprotrusion mit chronischer Lumbago gestellt - eine weitere Diagnostik erfolgte nicht. Über die folgenden 10 Jahre kam es zu einer weiteren, schleichenden Zunahme der Schmerzsymptomatik im Bereich der Lendenwirbelsäule, später auch der Brustwirbelsäule. Bedarfsorientiert wurden hierfür NSAR eingenommen.
Im Dezember 2019 stellte sich der Patient wegen neuer und rasch progredienter Schmerzen in der HWS mit ausgeprägter Bewegungseinschränkung sowie Nachtschweiß und Fatigue in einem orthopädischen Fachzentrum für Rücken- und Wirbelsäulenerkrankungen vor. Die Rückenschmerzen bestanden multilokulär in einer Intensität von 60/100 auf der visuellen Analogskala mit einem täglichen Schmerzmittelbedarf von 1800 mg Ibuprofen und 300 mg Tilidin. Vorerkrankungen, Hautveränderungen, Gelenkschwellungen oder -Schmerzen peripherer Gelenke wurden verneint. Es wurde klinisch der Verdacht auf eine akut entzündliche Veränderung der Wirbelsäule gestellt.
Leitsymptom bei Krankheitsmanifestation: Chronische Rückenschmerzen in mehreren Etagen + akute Exazerbation mit Bewegungseinschränkung, Fatigue und Nachtschweiß
Diagnostik: Laborchemisch zeigte sich eine dezente Erhöhung des CRP (15 mg/l) und der BSG (24 mm/h) Die Leukozyten waren normwertig. HLA-B27 zeigte sich negativ.
Eine MRT-Untersuchung der Wirbelsäule zeigte eine pathologische Fraktur des HWK 4 mit daraus folgender Keilwirbelbildung sowie multiple unklare Kontrastmittelanreicherungen in BWK 6, 7, 11, 12 sowie LWK 2 und 4. Zudem zeigten sich weitere Deckplattenimpressionen auf Höhe BWK 11 und 12. Mehrere Blutkulturen waren steril. Durch eine transpedikuläre PE auf Höhe BWK 11 erfolgte der Ausschluss einer malignen Erkrankung sowie einer infektiösen Ursache. Eine CT-Untersuchung von HWS, Thorax und Abdomen ergab keinen Hinweis auf ein malignes Geschehen. Eine Szintigraphie zeigte zusätzlich Anreicherungen in den Sternoclaviculargelenken bds. sowie den ISG bds. Eine Koloskopie zeigte eine a.e. NSAR-induzierte Ileitis terminalis.
Aufgrund einer ausgeprägten Destruktion mit Instabilität erfolgte Anfang Januar eine Korporektomie des HWK 4 mit Cage-Ersatz und ventraler Plattenosteosynthese. Der histopathologische Befund des Knochenpräparetes ergab den Verdacht auf eine chronische Osteomyelitis. Zur Mitbeurteilung wurde der Patient an unsere Ambulanz überwiesen.
In Zusammenschau der Befunde (multiple Anreicherungen im Sinne einer multifokalen Osteomyelitis, Nachweis einer sterilen chronischen Osteomyelitis in der Histologie, Anreicherungen in den Sternoclaviculargelenken) stellten wir die Diagnose einer chronisch nicht-bakteriellen Osteomyelitis (CNO)/ chronisch rekurrente multifokale Osteomyelitis (CRMO)
Eine Ganzkörper-MRT ergab außerhalb der Wirbelsäule keine weiteren Zeichen eines Knochenödems.
Therapie: Es erfolgte eine Therapie mit Infliximab i.v. (5 mg/kg KG).
Weiterer Verlauf: Unter der Therapie mit Infliximab besserte sich der Zustand des Patienten rasch, die Entzündungszeichen normalisierten sich und die Schmerzmittel konnten abgesetzt werden.
Disclosures: Novartis (Reisekostenzuschuss)