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47. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 33. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 29. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)

04.09. - 07.09.2019, Dresden

Sicherheitsmanagement der Therapie mit Antimalariamitteln in der Rheumatologie – Systematische Literaturrecherche als Basis für aktualisierte Empfehlungen

Meeting Abstract

  • Fiehn Christoph - Praxis für Rheumatologie, Tätigkeitsschwerpunkt Klinische Immunologie, Baden-Baden
  • Thomas Neß - Universitätsklinikum Freiburg, Universitäts-Augenklinik, Freiburg i. Br.
  • Christiane Weseloh - Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e. V., Geschäftsstelle der DGRh, Berlin
  • Christof Specker - Klinik für Rheumatologie & Klinische Immunologie, Evangelisches Krankenhaus, Kliniken Essen-Mitte, Evang. Huyssens-Stiftung GmbH, Klinik für Rheumatologie & Klinische Immunologie, Essen-Werden
  • Denitsa Hadjiski - Praxis für Rheumatologie, Tätigkeitsschwerpunkt Klinische Immunologie, Baden-Baden
  • Jacqueline Detert - Rheumatologische-immunologische Arztpraxis PD Dr. Jacqueline Detert, Templin
  • Klaus Krüger - Praxiszentrum, München

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. 47. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 33. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 29. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Dresden, 04.-07.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocVS.20

doi: 10.3205/19dgrh286, urn:nbn:de:0183-19dgrh2862

Published: October 8, 2019

© 2019 Christoph et al.
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Einleitung: Antimalariamittel (AM) spielen eine wichtige Rolle in der Behandlung des SLE und weiterer rheumatologischer Erkrankungen. Ziel dieser Arbeit war es, die Grundlage für aktualisierte Empfehlungen zum Sicherheitsmanagement der rheumatologischen Therapie mit AM zu erarbeiten.

Methoden: Durch eine systematische Literaturrecherche in den Datenbanken Medline (PubMed) und Cochrane wurden 1160 Arbeiten zur Sicherheit der Therapie mit AM in der Rheumatologie identifiziert und davon 110 besonders relevante näher analysiert. Diese dienen als Grundlage für Konsens-basierte Empfehlungen.

Ergebnisse: Folgende Ergebnisse der Literaturanalyse wurden als vorläufige Empfehlungen konsentiert: Eine Therapie mit AM in der Rheumatologie soll mit Hydroxychloroquin (HCQ) erfolgen und die Dosis von 5mg/kg/d nicht überschreiten. Chloroquin (CQ) soll wegen höherer Toxizität nur noch in Ausnahmefällen gegeben werden. In den ersten 6 Monaten der Therapie mit AM soll eine augenärztliche Basisuntersuchung erfolgen. Eine vorbestehenden Makulopathie, renale Insuffizienz (GFR<50ml/min), Tamoxifen-Begleittherapie oder Tagesdosen von >5mg/kg HCQ zeigen ein erhöhtes Risiko für eine AM-induzierte Retinopathie an. Diese Patienten sollen von Beginn an jährlich augenärztliche Kontrollen erhalten, während dies bei Patienten ohne Risikofaktoren erst ab 5 Jahren Einnahmedauer empfohlen wird. Die Untersuchung soll mindestens je eine geeignete subjektive und objektive Methode nutzen, i.d.R. sind das das automatisierte Gesichtsfeld (aGF) und die optische Kohärenztomografie (oCT). Abbruchkriterien der AM-Therapie sind im aGF eine parafoveale Empfindlichkeitsabnahme und im oCT eine umschriebene Verdünnung der Photorezeptorschicht parafoveal oder fokale Unterbrechungen der Außensegmentstrukturlinie. Kardiomyo-, Myo-, Neuro-, Oto- oder Nephropathien durch AM sind seltene Komplikationen und haben meist typische Leitbefunde. Die Creatinkinase (CK) im Blut ist als Screeninguntersuchung für Kardiomyo- und Myopathie geeignet und sollte ca. 3-monatlich kontrolliert werden. Ggf. kann sie durch weitere kardiale Biomarker ergänzt werden. Hyperpigmentierung der Haut durch die Therapie ist möglich. Organtoxizitäten von AM können bei Absetzen reversibel sein, weswegen die frühe Diagnose entscheidend ist. HCQ ist in der Schwangerschaft und Stillzeit nach gegenwärtigem Wissen sicher und sollte beim SLE fortgeführt werden.

Schlussfolgerung: Die systematische Literaturrecherche dient als Basis für aktualisierte Empfehlungen der Therapie mit AM in der Rheumatologie. Es lassen sich strengere Dosisvorgaben, Risikostratifizierung im Monitoring sowie definierte Untersuchungsmethodik und Abbruchkriterien zur Reduktion des Risikos für Retinopathien ableiten. Leitbefunde zum Erkennen seltener Organtoxizitäten können herausgearbeitet werden.