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Therapie mit Interleukin-6-Blockadern führt zum signifikanten Abfall des Serumkomplementspiegels (C3/C4) und ist unabhängig vom klinischen Ansprechen
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Published: | October 8, 2019 |
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Einleitung: Interleukin 6 ist ein Zytokin mit vielfältigen biologischen Aktivitäten, das eine Schlüsselrolle bei der Akute-Phase-Reaktion des Immunsystems und bei der Unterhaltung und Chronifizierung von inflammatorischer Erkrankungen spielt. Eines der gegen Interleukin 6 gerichteteten Medikamente ist Tocilizumab. Tocilizumab ist ein humanisierter monoklonaler Anti-IL6-Rezeptor Antikörper der beim Erwachsenen zugelassen ist für die Therapie der Rheumatoiden Arthritis und der Riesenzellvaskulitis.
Es wirkt durch Blockade an den löslichen, sowie den membranständigen IL6-Rezeptoren. Dadurch wird die Signaltransduktion über das membranständige Glykoprotein 130 und damit die durch IL6 – induzierte Auslösung von proinflammatorischen Prozessen unterbrochen.
Methoden: In einer monozentrischen und retrospektiven Beobachtungsstudie wurde bei 37 Patienten im Routinelabor der Serumkomplementspiegel für C3 und C4 mit und ohne Therapie mit Tocilizumab gemessen. Die Mehrheit der der Patienten hatte eine rheumatoide Arthritis (22 Patienten), der Rest andere entzündlich-rheumatische Erkrankungen. Verglichen wurden die Spiegel zu einem Zeitpunkt unter Tocilizumab mit einem Zeitpunkt der gleichen Patienten in Tocilizumab-therapiefreien Phasen.
Ergebnisse: Unter laufender Therapie mit Tocilizumab war ein signifikanter Abfall des Serumkomplementspiegels (C3 und C4) zu beobachten. Die Messergebnisse von C3 in den Tocilizumab-naiven Phasen lagen im Mittel bei 1.23 g/l .Unter der Therapie mit Tocilizumab fand sich für C3 ein Mittelwert von 0,92g/l (Normwerte: 0,8 – 1,7 g/l,p<0,0001).
Für C4 wurde im Mittel unter Therapie 0,14 g/l gemessen im Vergleich zu 0,24 g/l in Tocilizumab-freien Phasen 0,24 g/l (Normwerte: 0,15 – 0,49 g/l, p< 0,001).
Damit kam es unter der laufenden Therapie bei 10 Patienten zu einer Hypokomplementämie für C3 und bei 24 für C4. Ein klinisches Korrelat hierfür fand sich nicht.
Schlussfolgerung: Die Interpretation dieser Daten ist nicht ganz einfach. Eine mögliche Erklärung wäre ein Komplementverbrauch durch Bildung von Immunkomplexen. IN der einzigen anderen Studie hierzu fanden die Autoren keine Immunkomplexbildung.
Insofern erscheint es plausibel, dass der Komplementabfall Folge eines Rückgangs der Komplementsynthese bei fehlendem Akute-Phase-Signal angesichts der reduzierten Entzündung ist. Um diese Fragen und auch eine mögliche Rolle als Biomarker für Therapie-Effekt zu beantworten, müssen die Daten in einer größeren Kohorte und in einem prospektiven Studiendesign bestätigt werden.