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Sicherheit und Wirksamkeit von Anakinra als Erst- oder Zweitlinientherapie bei systemischer Juveniler Idiopathischer Arthritis
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Published: | October 8, 2019 |
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Einleitung: Der Interleukin-1-Rezeptor-Antagonist Anakinra (ANA) ist zur Behandlung der schweren, therapierefraktären systemischen juvenilen idiopathischen Arthritis (sJIA) zugelassen. Daten aus der klinischen Praxis stehen bislang nur limitiert zur Verfügung.
Ziel der Analyse war ein Vergleich der Wirksamkeit und Sicherheit von ANA bei Anwendung als First-Line- gegenüber der Second-Line-Therapie bei sJIA.
Methoden: Daten des deutschen BIKER-Registers wurden gescreent nach Patienten, die mit ANA behandelt wurden. Die Patienten wurden in 2 Kohorten eingeteilt, First-Line- und Second-Line-Patienten. Die First-Line umfasste Patienten mit ANA als first-line Therapie mit einer Vorbehandlung bestehend aus maximal der Gabe von nicht-steroidalen entzündungshemmenden Medikamenten (NSAR) und Kortikosteroiden für maximal 3 Tage. Die Zweitlinienkohorte umfasste Patienten, die krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARDs), andere Biologika und/oder mehr als 3 Tage Kortikosteroide vor Beginn der ANA-Therapie erhielten. Demographie, klinische Merkmale, Parameter der Krankheitsaktivität, Wirksamkeits- und Sicherheitsparameter wurden verglichen. Die Wirksam wurde mittels JIA-ACR-Kriterien, JADAS10 und Definitionen inaktiver Erkrankung (ACR) untersucht. Die Sicherheitsbewertungen erfolgten nach der MedDRA basiert auf den Berichten unerwünschter Ereignisse (AE).
Ergebnisse: Zum 31. Dezember 2018 wurden 51 Patienten mit ANA-Behandlung im BiKeR-Register dokumentiert mit einer Beobachtungszeit von 117,96 Patientenjahre (PY). 35 von 40 Patienten aus der Zweitlinienkohorte erhielten zuvor Methotrexat (MTX), 19 Patienten auch andere DMARDs. 31 Patienten erhielten mindestens eine Biologikatherapie, Etanercept (n=28), Tocilizumab (n=6), Canakinumab und Infliximab (je n=1). Darüber hinaus umfasste die Vorbehandlung systemische Steroide (n=39) und NSAR (n=20). Die mittlere Krankheitsdauer war 3,5 (+/- 3,8) Jahre, in der Erstlinienkohorte (n=11) war diese signifikant kürzer (p=0,0015) als in der Zweitlinienkohorte (0,2 +/-0,2 vs. 4,3 +/-4 Jahre) (Tabelle 1). Zu Therapiebeginn wiesen ANA First-Line-Anwender zeigten verglichen mit der Zweitlinienkohorte eine höhere systemische Krankheitsaktivität, mit signifikant höherem CRP (siehe Tabelle), häufiger Aktivitätsindikatoren (Fieber, Ausschlag, BSG), funktionelle Einschränkung (CHAQ-DI) und Eltern/Patienten globale Beurteilung des allgemeinen Wohlbefindens. Andernfalls Parameter waren in beiden Kohorten vergleichbar: ärztliche globale Beurteilung der Krankheitsaktivität, Anzahl aktiver Gelenke und JADAS 10.
Zu Monat 3 wurde eine JADAS-minimale Krankheitsaktivität (MDA), JADAS-Remission und ACR-inaktive Krankheit [1] zu 42%/37%/47% beobachtet, nach 1 Jahr zu 62%/45%/ 56%. JADAS MDA, JADAS Remission und ein Status ohne funktionelle Einschränkung (CHAQ-DI = 0), erreichte ein hoher Anteil von Patienten beider Kohorten ohne statistisch signifikanten Unterschied. Beide Kohorten zeigten signifikante JADAS-10-Verbesserungen bei der letzten Beobachtung beim Vergleich zur Ausgangssituation (p=0,02 bzw. 0,0014 bei Erst- bzw. Zweitlinienkohorte).
In der First-Line-Kohorte wurde eine JADAS-Remission (JADAS <=1) und eine minimale Krankheitsaktivität (JADAS-MDA<=3,8) in 40%/40% erreicht. Ähnliche JADAS-Remission und -MDA wurden auch in der Second-Line-Kohorte erreicht (35,7%/42,9%). Im Monat 12 erreichte Patienten in beiden Kohorten eine MDA von mindestens 60%, mit 66,7%/61% in der First-Line- bzw. Second-line Kohorte (Abbildung 1 [Abb. 1]).
Insgesamt wurden 41 unerwünschte Ereignisse (AEs) gemeldet (44/100 Expositionsjahre (95%CI 32,7-60), von denen 8 als schwere AE (SAEs) mit 9/100 Expositionsjahren (95%CI 4,3-17) eingestuft wurden. Die häufigsten AEs waren nach MedDRA SOC, Infektionen (n=19) mit 5 SAE-Infektionen. Ein Fall des Makrophagen-Aktivierungssyndroms (MAS) wurde während der ANA-Therapie bei einem Patienten mit Interferon-Gen-Expressionsmuster beobachtet. Bei diesem Patienten wurde 3 Jahre nach der letzten ANA-Dosis eine myeloische Leukämie diagnostiziert, als unabhängig von der ANA-Behandlung beurteilt. In der Erstlinienkohorte wurden 5 Patienten mit AEs erfasst, von denen 2 SAEs waren. In der Zweitlinienkohorte hatten 7 Patienten ein AE, 3 ein SAE. In beiden Kohorten wurden keine Todesfälle gemeldet.
Insgesamt 30 (58,8%) Patienten beendeten die Therapie mit ANA, 10 (91%) Patienten aus der Erstlinienkohorte und 20 (50%) aus der Zweitlinienkohorte. In der Erstlinienkohorte 3 (27,3%) wegen Ineffektivität, 5 (45,4%) aufgrund einer Remissionen, kein Patient aufgrund einer Unverträglichkeit. In der Zweitlinienkohorte beendeten 12 (30%) Patienten wegen Ineffektivität, 7 (17,5%) wegen Remission, 1 Patient wegen Unverträglichkeit.
Schlussfolgerung: Nach Daten aus der klinischen Praxis erscheint ANA als Erstlinientherapie wie als Zweitlinientherapie effektiv und verträglich. Die SAE-Rate war vergleichbar und konsistent mit dem gesamten AE-Profil von ANA bei pädiatrischen Patienten.