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47. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 33. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 29. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)

04.09. - 07.09.2019, Dresden

Fieber, Kopfschmerzen und Sturzsenkung bei einer 70-jährigen Patientin – Die Krönung ist die Lösung

Meeting Abstract

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  • Jens Bester - Katholisches Klinikum Mainz, Klinik für Rheumatologie, klinische Immunologie u. Physikalische Therapie, Mainz

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. 47. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 33. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 29. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Dresden, 04.-07.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocFA.07

doi: 10.3205/19dgrh007, urn:nbn:de:0183-19dgrh0079

Published: October 8, 2019

© 2019 Bester.
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Vorgeschichte: Eine 70-jährige Rentnerin stellte sich im September 2018 in unserer ZNA vor. 2 Wochen vor Aufnahme klagte sie über linksseitige Knieschmerzen, die unter NSAR Gabe wieder verschwanden. Eine Woche später bekam sie intensivste Nackenschmerzen mit haubenförmiger Kopfausstrahlung und Fieber bis 39 °C. Ein ambulantes MRT HWS hatte lediglich einen Bandscheibenvorfall HWK 6/7 ergeben. Bei stark erhöhten Entzündungswerten erfolgte die Einweisung in unsere Klinik.

Diagnostik: In der klinischen Untersuchung zeigte sich die Patientin in reduziertem AZ mit führend schmerzbedingter HWS Bewegungseinschränkung insbesondere ohne Meningismus und ohne periphere Arthritis. Im Labor sahen wir eine ausgeprägte Entzündungsreaktion bestehend aus Leukozytose, Sturzsenkung und CRP-Erhöhung. Röntgen Thorax, U-Stix, Sono Abdomen und Echokardiographie waren noch in der ZNA ohne wegweisenden Entzündungsfokus, so dass die Aufnahme in die Klinik für Rheumatologie erfolgte. Differentialdiagnostisch kam entsprechend den EULAR-ACR-Klassifikationskriterien aufgrund des Alters, der akuten Kopfschmerzsymptomatik und der hohen Entzündungswerte eine Riesenzellarteriitis in Betracht. Die duplexsonographische Gefäßevaluation war jedoch diesbezüglich unauffällig. Die genaue Anamnese einer vor Beginn der Kopfschmerzsymptomatik stattgehabten akuten Gonarthritis führte trotz momentaner Beschwerdefreiheit an den Knien zur Arthrosonographie und damit Detektion einer für eine Chondrocalcinose typischen Meniskusverkalkung.

Therapie und Verlauf: Unter dem klinischen Verdacht eines cervicalen Pseudogichtanfalls einer Calcium-Pyrophosphat-Erkrankung (CPPD) erfolgte eine Therapie mit einem Coxib und Colchicin, worunter die Patientin innerhalb von 48 Std. beschwerdefrei war. Das ergänzende CT HWS bestätigte die Verdachtsdiagnose einer atlantodentalen Chondrocalcinose im Sinne eines „Crowned-Dens-Syndrome“.

Diskussion: Akute Cervicocephalgien stellen einen häufigen Vorstellungsgrund sowohl ambulant wie auch im Notaufnahme-Setting dar. Da häufig keine weiteren Warnsymptome wie Fieber vorliegen, wird meist eine symptomatische Therapie ohne weitere Diagnostik verordnet. Trotz fehlender radikulärer Symptomatik erfolgt zunehmend auch aus Strahlenschutzgründen ein MRT mit der Frage einer discogenen Ursache. Das Crowned-Dens-Syndrome kann wie in unserem Fall hierbei leicht übersehen werden, da die Chondrocalcinose röntgenologisch besser zur Darstellung kommt und der atlantodentale Übergang je nach Fragestellung im MRT nicht im Fokus steht. Aus diesen Gründen ist die Wirbelsäulen-Beteiligung und insbesondere die cervicale CPPD eine wenig bekannte und sicher unterdiagnostizierte Manifestation der seit 1962 von McCarty erstmals beschriebenen und im klinisch-rheumatologischen Alltag häufigen Kristallarthritis. In der Abgrenzung zur Riesenzellarteriitis stellt die cervicale CPPD eine wichtige Differentialdiagose dar.