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46. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 32. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), Wissenschaftliche Herbsttagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)

19.09. - 22.09.2018, Mannheim

Schwangerschaftsassoziierte Osteoporose: Langzeit-Outcome einer sehr seltenen Erkrankung unter besonderer Berücksichtigung der Psyche

Meeting Abstract

  • Martin Gehlen - Klinik Der Fürstenhof, Rheumatologie und Osteologie, Bad Pyrmont
  • Ana Doina Lazarescu - Klinik Der Fürstenhof, Rheumatologie/Osteologie/Orthopädie, Bad Pyrmont
  • Christian Hinz - Klinik Der Fürstenhof, Rheumatologie/Orthopädie/Osteologie, Bad Pyrmont
  • Michael Schwarz-Eywill - Klinik Der Fürstenhof, Rheumatologie/Orthopädie/Osteologie, Bad Pyrmont
  • Michael Pfeifer - Klinik Der Fürstenhof, Rheumatologie/Orthopädie/Osteologie, Bad Pyrmont
  • Bettina Dräger - Klinik Der Fürstenhof, Gynäkologie und Osteologie, Bad Pyrmont
  • Anna Maier - Nordwestdeutsches Rheumazentrum, St. Josef-Stift Sendenhorst, Rheumatologie, Sendenhorst
  • Martina Tiefenbach - Nordwestdeutsches Rheumazentrum St. Josef-Stift Sendenhorst, Rheumatologie und Osteologie, Sendenhorst
  • Helmut Minne - Praxis Frau Dr. Weber, Halberstadt

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. 46. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 32. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), Wissenschaftliche Herbsttagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Mannheim, 19.-22.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocOS-RO.01

doi: 10.3205/18dgrh126, urn:nbn:de:0183-18dgrh1263

Published: February 5, 2019

© 2019 Gehlen et al.
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Text

Einleitung: Eine schwangerschaftsassoziierte Osteoporose ist eine sehr seltene Erkrankung (4-6 Erkrankungen pro 1 Million Schwangerschaften, ca. 200 publizierte Fälle).

Fragestellung:

• Was ist die Ursache für die starken psychischen Probleme und wie können diese beeinflusst werden?

• Wie entwickeln sich Frakturen, Schmerz, Lebensqualität, Psyche und Erwerbsprognose im Langzeitverlauf bis zum Erreichen der Menopause?

Methoden: In diese Beobachtungsstudie wurden 14 Patientinnen eingeschlossen. Alle Patientinnen wurden mindestens 2 Jahre lang beobachtet.

7 der 14 Patientinnen wurden jährlich über 20 Jahre bis zur Menopause beobachtet. Standardisierte Fragebögen zur Lebensqualität (Qualeffo-41), zu Angst und Depression (PHQ-4) und Schmerz (VAS) sowie die Knochendichte wurden analysiert. Zusätzlich wurde ein Fragebogen zur Abklärung der Ursachen der psychischen Belastung erstellt.

Ergebnisse:

• Unfähigkeit das Kind zu versorgen: 85% (12 von 14)

• Wirbelkörperfrakturen bei Krankheitsbeginn: 4,6±2,8 (Spannweite 0-10)

• Zeit bis zur Diagnosestellung: 3,5 Monate (Spannweite 1-6 Monate)

• Spezifische Therapie: 7x Bisphosphonat, 4x Teriparatid, 1x Denosumab, 2x keine spezifische Therapie

Bei Krankheitsbeginn waren die Patientinnen in stark eingeschränkter körperlicher und psychischer Verfassung (Qualeffo-41= 76, ± 12, VAS-Schmerz= 9.8 ± 0.4, PHQ 4= 10.6 ±2.6), der Zustand verbesserte sich aber stetig über die folgenden 20 Jahre bis zum Zeitpunkt des Erreichens der Menopause (Qualeffo-41 = 20.6 ± 4.2, VAS-Schmerz= 1 ± 1.4, PHQ 4= 1.5 ±4.2).

Die Knochendichte (DXA) war zum Krankheitsbeginn deutlich erniedrigt (–3.3 SD/T-score ± 1.1 LWS und – 2.4 SD-T-score ± 1.0 total femur) und verbesserte sich bereits nach 1,5 Jahren: LWS –2.7 SD/T-score ± 1.1 und total femur –2.0 SD-T-score ± 1.0.

Schlussfolgerung: Das Krankheitsbild hat erhebliche Auswirkung auf den Schmerz, die Lebensqualität und die psychische Verfassung. Die starke psychische Belastung der Patientinnen ist eine besondere therapeutische Herausforderung. Die hier erhobenen Daten deuten ursächlich auf die gleichzeitige Bedrohung der Dimensionen „Leib/Leiblichkeit“, „soziales Netzwerk/soziale Bezüge“, „Arbeit und Leistung“ und „materielle Sicherheit“ hin. Nach dem „Modell der fünf Säulen der Identität“ (H. G. Petzold 1984 [1]) sind vier der fünf Säulen bedroht. Dieses erklärt die starke psychische Beeinträchtigung. Diese Erkenntnis kann therapeutisch genutzt werden. Im Langzeitverlauf wurde eine deutliche Verbesserung der körperlichen und psychischen Einschränkungen beobachtet. Die Erwerbsprognose ist besser als bei anderen Osteporoseformen.

Die Studie beinhaltet das zahlenmäßig zweitgrößte bisher publizierte Patientenkollektiv und ist bislang die einzige Studie, in der systematisch der Langzeitverlauf bis zur Menopause dargestellt wurde.


Literatur

1.
Petzold HG. Modell der fünf Säulen der Identität; 1984.