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Versorgungssituation der Riesenzellarteriitis in Rheinland-Pfalz
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Published: | February 5, 2019 |
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Einleitung: Die Riesenzellarteriitis (RZA) gehört zu den häufigsten entzündlichen Vaskulitiden bei älteren Patienten. Eine schnellstmögliche Diagnose und Therapie sowie eine entsprechende optimale Versorgungssituation sind aufgrund möglicher irreversibler Organschäden unabdingbar. Die Inzidenz liegt in Abhängigkeit der Ethnie und Herkunft zwischen 6,9 und 29,1 Neuerkrankungen je 100.000 Personen pro Jahr. Nordeuropäer sind häufiger betroffen als Südeuropäer [1].
Bis dato gibt es noch keine belastbaren Daten für Deutschland, um eine Ersteinschätzung der Erkrankungshäufigkeit und der ambulanten Versorgungssituation von RZA-Patienten in Rheinland–Pfalz (RLP) zu erhalten.
Methoden: Innerhalb des landesweiten Rheumanetzwerks ADAPTHERA wurden daher die beteiligten Primärversorger und Fachärzte (Neurologie, Rheumatologie, Augen- und Hausärzte) mithilfe eines selbsterstellten Fragebogens hinsichtlich Diagnosestellung, Therapieeinleitung, Weiterbetreuung und Komorbiditäten der RZA befragt. Zusätzlich wurden die erhobenen Daten anhand der ambulanten Kodierungsverschlüsselung der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz abgeglichen.
Ergebnisse: 446 der 479 zurückgesendeten Fragebögen kamen von Hausärzten. In 85 Fragebögen waren Behandlungsdaten von 272 RZA-Patienten enthalten. Somit waren 72 von 100.000 Personen von einer RZA betroffen. Die Erkrankungsdauer bis zur Diagnosestellung betrug durchschnittlich 3,6 Monate (SD ± 4,8). Die medikamentöse Therapie in Form von Glucocorticoide lag an erster Stelle (74%), gefolgt von Methotrexat (25%) und ASS (20%). Häufig wurden mögliche Komorbiditäten (Osteoporose, Diabetes mellitus und ein Cushing-Syndrom) sowie mögliche Nebenwirkungen der Glucocorticoid-Therapie deklariert. In Schulnoten ausgedrückt lag die Versorgungszufriedenheit der behandelnden niedergelassenen Ärzte zwischen 3,15 und 3,64.
Schlussfolgerung: Der Großteil der Patienten mit RZA wird durch Hausärzte versorgt. Im Zuge der Therapie steht die Glucocorticoid-Gabe mit den daraus resultierenden Nebenwirkungen im Vordergrund. Als problematisch stellen sich die Langzeittherapie und die zeitnahe rheumatologische Mitbehandlung dar. Es ist geplant im ADAPTHERA Nachfolgeprojekt Rheuma-VOR ein Frühdiagnosemodell für die RZA zu implementieren („Vaskulitis-Fast-Track“-Modul). Darüber hinaus sind Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen der Primärversorger sinnvoll.