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46. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 32. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), Wissenschaftliche Herbsttagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)

19.09. - 22.09.2018, Mannheim

Läuse, Flöhe, Milben oder alle drei?

Meeting Abstract

  • Angelika Knünz - Sektion Rheumatologie und Klinische Immunologie, Medizinische Klinik und Poliklinik IV, Klinikum der Universität München, München
  • Delila Singh - Sektion Rheumatologie und Klinische Immunologie, Medizinische Klinik und Poliklinik IV, Klinikum der Universität München, München
  • Daniela Steinert - Nephrologisches Zentrum, Medizinische Klinik und Poliklinik IV, Klinikum der Universität München, Nephrologie, München
  • Barbara Vogelsang - Gemeinschaftspraxis Dialysezentrum Weilheim in Oberbayern, Nephrologie, Weilheim in Oberbayern
  • Michael Czihal - Sektion Angiologie, Gefäßzentrum, Medizinische Klinik und Poliklinik IV, Klinikum der Universität München, Angiologie, München
  • Alla Skapenko - Sektion Rheumatologie und Klinische Immunologie, Medizinische Klinik und Poliklinik IV, Klinikum der Universität München, München
  • Claudia Dechant - Sektion Rheumatologie und Klinische Immunologie, Medizinische Klinik und Poliklinik IV, Klinikum der Universität München, München
  • Hendrik Schulze-Koops - Sektion Rheumatologie und Klinische Immunologie, Medizinische Klinik und Poliklinik IV, Klinikum der Universität München, München

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. 46. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 32. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), Wissenschaftliche Herbsttagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Mannheim, 19.-22.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocFA.06

doi: 10.3205/18dgrh006, urn:nbn:de:0183-18dgrh0066

Published: February 5, 2019

© 2019 Knünz et al.
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Text

Vorgeschichte: Ein 85-jähriger Patient stellte sich wegen seit einem Monat zunehmender schmerzhaft, livide verfärbter Fingerkuppen vor. Zudem waren seit 4 Wochen Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit und Abgeschlagenheit aufgetreten. Seit sechs Monaten waren wegen rezidivierender rechtsseitiger Ohrentzündungen, Otorrhoen und Hörminderung sowie gehäuftem Nasenbluten mehrfache Parazentesen, Paukenröhrcheneinlagen, antibiotische sowie Glukokortikoid-Therapien ohne signifikante Linderung erfolgt. Im Biopsat aus dem rechten Tubenwulst wurde lediglich Detritus und faserreiches Stroma ohne Hinweis auf Malignität nachgewiesen.

Leitsymptom bei Krankheitsmanifestation: livide verfärbte Fingerkuppen, B-Symptomatik, Ohrenbeschwerden und Nasenbluten.

Diagnostik: Im Eingangslabor waren erhöhte systemische Entzündungsparameter (CRP 14,4 mg/dl) und eine Anämie auffallend. Oszillographisch fanden sich akrale Ischämien an D 3 und 4 bds., 2 und 5 rechts sowie duplexsonographisch ein Verschluss der rechtsseitigen distalen A. ulnaris. Bei dokumentiertem Vorhofflimmern erfolgte eine transösophageale Echokardiographie, bei der an den Aortenklappentaschenspitzen mehrere kleine flottierende, zu einer Endokarditis passende Strukturen auffielen. Einige Tage später traf der Befund hochtitrig positiver PR3-Antikörper (1093 U/ml) ein. Blutkulturen waren negativ.

Therapie: Bei initialem V.a. einebakterielle Endokarditis wurde eine leitliniengerechte Antibiose eingeleitet. Nach Eingang des positiven PR3-ANCA-Befundes wurde eine Prednisolon-Therapie (1 mg/kg KG) unter der Arbeitshypothese einer Granulomatose mit Polyangiitis (GPA) gestartet. Wegen in den Folgetagen progredienter Verschlechterung der Nierenfunktion (GFR < 10 ml/min), AZ-Verschlechterung und Entwicklung akraler Nekrosen wurden eine Glukokortikoid-Pulstherapie und eine Plasmaseparation begonnen.

Weiterer Verlauf: Während der Plasmaseparation trat eine hämodynamisch relevante peranale Blutung auf. Endoskopisch fand sich im Colon ascendens ein exophytisch, exulzerierend wachsender Tumor, der notfallmäßig chirurgisch reseziert wurde. Histologisch wurde ein mäßig differenziertes Adenokarzinom (Stadium pT3, pN1b) diagnostiziert. Da das Abklingen einer vorherigen ASS-Therapie abgewartet werden musste und postoperativ eine Bauchlagerung zunächst nicht möglich war, konnte eine Nierenbiopsie erst verzögert erfolgen. Diese erbrachte den Befund einer extrakapillär proliferierenden pauciimmunen Glomerulonephritis (passend zur GPA). Die Plasmaseparation und die Glukokortikoidtherapie wurden fortgeführt und zur Remissionsinduktion wurde eine Rituximab-Therapie eingeleitet. Im Verlauf kam es zunächst zu einer klinischen Besserung (mit u.a. gebesserter Nierenfunktion), vier Monate später jedoch zu einer erneuten AZ-Verschlechterung auf dem Boden eines Tumorrezidivs (mit hepatischen Metastasierung, Peritonealkarzinose). Nach Beginn einer palliativen Chemotherapie stabilisierte sich der Allgemeinzustand zuletzt wieder. Erneute klinische Aktivitätszeichen einer GPA wurden bislang nicht beobachtet.