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Konzept einer individuellen, interdisziplinären Sportberatung zur Erhöhung der körperlichen Aktivität von Kindern und Jugendlichen mit rheumatischen Erkrankungen
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Published: | September 4, 2017 |
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Einleitung: Kinder und Jugendliche mit einer juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA) sind körperlich inaktiver als gleichaltrige Gesunde und weisen funktionelle Defizite bei Alltagsbewegungen sowie in den konditionellen und koordinativen Fähigkeiten auf [1], [2]. Trainingsstudien zeigen die Unbedenklichkeit und den Nutzen körperlicher und sportlicher Aktivität auch für JIA-Patienten [1], [2]. Daher gilt es, Patienten zum Sport zu ermutigen, Barrieren aufzudecken und Wissen zu vermitteln, um so den Hypoaktivitäts-Kreislauf zu unterbrechen und das Risiko für kardiovaskuläre oder metabolische Erkrankungen zu reduzieren. Dies erfordert jedoch eine individuelle Beratung [3], [4].
Das Studienziel ist die Überprüfung der Wirksamkeit eines neuentwickelten Konzeptes einer individuellen, interdisziplinären Sportberatung zur Erhöhung des Alltagaktivitätsverhaltens von JIA-Patienten zwischen zwei Klinikaufenthalten (K0-K1).
Methoden: Die Sportberatung ist standardisiert und besteht aus einem persönlichen Gespräch [5] eines Arztes oder Sportwissenschaftlers mit dem Patienten sowie dessen Eltern und der resultierenden Empfehlung für eine adäquate Alltags-Aktivitätsverhaltensänderung (Schulsportteilnahmebescheinigung [6] und Aktivitätspyramide). In die Einschätzung fließen Informationen aus: Anthropometrie, ärztlicher Anamnese, Fragebogen (Erkrankungszustand [7], körperliche/sportliche Aktivität [8], [9], Lebensqualität [10]), körperlicher (dreidimensionale-Bewegungsanalyse (3DBA)) und sportlicher Leistungsfähigkeitstestung (Deutscher Motorik-Test (DMT) [11]). Die Überprüfung der Umsetzung der Sportberatung erfolgt mithilfe von Schrittzählern (je 7 Tage nach K0 und vor K1) und monatlichen Online-Befragungen [5], [6], [7], [8], [9].
Es sollen 125 JIA-Patienten im Alter von 8-18 Jahren und einer ärztlichen Gesamteinschätzung der Erkrankungsaktivität ≤3 (NRS) eingeschlossen werden (G*Power: f=0,25, α<0,05, β=0,8, Drop-out-Rate:20%). Es erfolgt eine stratifizierte Randomisierung (Faktoren: Alter, Geschlecht, Anzahl Gelenkbeteiligung) in eine Interventions- und Kontroll-Wartelisten-Gruppe (K1:Intervention). Als Abbruch- oder Ausschlusskriterien während des Studienverlaufs gelten Gelenkinjektionen, Reaktivierungen, sporteinschränkende Begleiterkrankungen oder K1 >12 Monate nach K0. Als primäre Endpunkte werden Ergebnisse des DMT, der 3DBA und die PedACR-Kriterien festgelegt.
Der statistische Vergleich erfolgt mittels ANOVA mit Messwiederholung und Friedman-Test (p<0,05).
Ergebnisse: Die Konzept-Umsetzung begann im Frühjahr 2017. Es werden Verbesserungen der konditionellen und koordinativen Fähigkeiten sowie der Alltagsfunktionalität als auch eine Erhöhung der Lebensqualität durch die individuelle Sportberatung erwartet.
Schlussfolgerung: Das Konzept einer standardisierten, individuellen Sportberatung soll bei JIA-Patienten langfristig die motorische Leistungsfähigkeit verbessern und eine sichere und regelmäßige Sportteilnahme fördern. Zudem ist anzunehmen, dass positive Effekte dieses Sportberatungskonzepts das Langzeit-Outcome verbessern und einen Beitrag zur Primär- und Sekundärprävention leisten.
Literatur
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- Hartmann. DGRh. GMS Publishing House; 2016.
- 7.
- Minden. J Rheumatol. 2002;29(3):622-628.
- 8.
- Milatz. DGRh. GMS Publishing House; 2016.
- 9.
- Woll. Eur J Pediatr. 2011;170:1129-1142.
- 10.
- Varni. Arthritis Rheum. 2002;46(3):714-725.
- 11.
- Bös. DMT6-18. Hamburg: Czwalina; 2009.