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45. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, 31. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie, 27. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie

06.09. - 09.09.2017, Stuttgart

Heimtrainingsprogramm zur Förderung der motorischen Fähigkeiten verbessert die Alltagsfunktion Gehen bei Patienten mit juveniler idiopathischer Arthritis

Meeting Abstract

  • Matthias Hartmann - Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie Zentrum für Schmerztherapie junger Menschen, Garmisch-Partenkirchen
  • Josephine Merker - Technische Universität München, Professur für Biomechanik im Sport; Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie, Zentrum für Schmerztherapie junger Menschen, Garmisch-Partenkirchen, München
  • Silvia Schrödl - Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie, Zentrum für Schmerztherapie junger Menschen, Garmisch-Partenkirchen
  • Markus König - Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie, Physiotherapie, Garmisch-Partenkirchen
  • Mathias Georgi - Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie, Physiotherapie, Garmisch-Partenkirchen
  • Tino Pohlmann - Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie Zentrum für Schmerztherapie junger Menschen, Garmisch-Partenkirchen
  • Ansgar Schwirtz - Technische Universität München, Professur für Biomechanik im Sport, München
  • Johannes Peter Haas - Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie Zentrum für Schmerztherapie junger Menschen, Garmisch-Partenkirchen

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. 45. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 31. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 27. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Stuttgart, 06.-09.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocKR.12

doi: 10.3205/17dgrh119, urn:nbn:de:0183-17dgrh1196

Published: September 4, 2017

© 2017 Hartmann et al.
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Text

Einleitung: Die juvenile idiopathische Arthritis (JIA) führt aufgrund von Entzündungsprozessen, Schonhaltungen und körperlicher Inaktivität zu funktionellen Defiziten. Um diesem Prozess entgegenzuwirken, sollte JIA-Patienten in allen Phasen der Krankheit eine krankheitsangepasste körperliche Aktivität/sportliche Betätigung empfohlen werden. Besonders zu Beginn der inaktiven Phase ist eine rasche Rehabilitation bestehender Defizite notwendig, um eine Normalisierung der motorischen Leistungsfähigkeit zu ermöglichen. Hierbei können Heimtrainingsprogramme, wie das Präventive Mobilitätsworkout“ (PMW) unterstützend wirken [1]. Das PMW ist ein tägliches, zehnminütiges Training mit Kräftigungs-, Stabilisations- und Dehnungsübungen [2]. Ein Studienziel besteht darin, den Einfluss des PMW´s auf die Kinematik der Alltagsfunktion Gehen zu überprüfen.

Methoden: An der RCT-Studie nahmen 44 JIA-Patienten zwischen 8 und 18 Jahren mit inaktivem Krankheitsstadium und anamnestischer Beteiligung der unteren Extremität teil. Die Patienten wurden einer JIA-Interventionsgruppe (n=24(♂=14); 13,6±2,7yr; 1,56±0.12m; 47,9±13.3kg) und einer JIA-Kontrollgruppe (n=20(♂=9); 13,2±2,4yr; 1,56±0.11m; 47,2±14.3kg) randomisiert zugeordnet.

Beide Gruppen absolvierten eine 3D-Ganganalyse (8 Vicon-Infrarotkameras) unter Verwendung des PiG-GAP-Körpermodells (T0) [3]. Die Interventionsgruppe bekam anschießend das PMW-Training gezeigt und die Aufgabe dieses möglichst täglich bis zum nächsten Klinikaufenthalt (T1) durchzuführen. Zur Dokumentation wurden Trainingstagebücher eingesetzt. Der Follow-up (T1) erfolgte in der Interventionsgruppe nach 6,0±1,2 Monaten, in der Kontrollgruppe nach 6,8±2,6 Monaten. Untersucht wurden kinematische Gangparameter mit dem globalen Gait-Deviation-Index (GDI) gegen eine alters-entsprechende, gesunde Vergleichsgruppe (n=24(♂=14); 14,1±4,4yr; 1,55±0.20m; 46.9±16.8kg).

Die statistische Überprüfung erfolgte mit dem ungepaarten t-Test (p<0,05).

Ergebnisse: Beide Patientengruppen zeigten in T0 erhebliche funktionelle Defizite im Gangbild. Der GDI lag bei 42/44 Patienten unterhalb 100, dem Grenzwert für normales Gehen (Interventionsgruppe: 81,4±10,6; Kontrollgruppe:85,0±9,5). Jeweils 10 Punkte entsprechen einer Standardabweichung (SD) und Δ>5,0 gilt als klinisch relevant [4]. Nach der Interventionsphase zeigte die Interventionsgruppe (+9,1) deutlich stärkere GDI Verbesserungen (nicht-signifikant; p=0,170) als die Kontrollgruppe (+4,1). Bei beiden Gruppen blieb ein Defizit von ca.1SD bestehen.

Schlussfolgerung: Patienten weisen trotz inaktivem Krankheitsstadium im Gangbild erhebliche Defizite auf. Das Heimtrainingsprogramm PMW scheint positive Effekte auf die kinematischen Funktionsdefizite zu haben und ist daher als ergänzende Maßnahme zu empfehlen. Die nicht-signifikanten Unterschiede sind auf teilweise mangelnde Compliance zurückzuführen. Ausführliche Sportberatungen bzgl. körperlicher Aktivität und Förderung der motorischen Leistungsfähigkeit wären entscheidend für weiterführende Verbesserungen.

Unterstützer: Verein „Hilfe für das rheumakranke Kind“, Ironman-Hilfe Kinderrheuma, Deutsche Kinderrheuma-Stiftung.


Literatur

1.
Sandstedt. Pediatr Rheumatol. 2013;11(1):7.
2.
Kreuzpointner. Z Rheumatol. 2013;72 Suppl 2:84.
3.
Hartmann. Gait & Posture. 2014;39 Suppl 1:109.
4.
Broström. Scand J Rheumatol. 2013;42(5):356-61.