Article
Komplizierte Staphylokokkensepsis als seltene Differentialdiagnose zu einer Polymyalgia rheumatica mit erfolgreicher konservativer Behandlung
Search Medline for
Authors
Published: | August 29, 2016 |
---|
Outline
Text
Einleitung: Der zum Zeitpunkt der Diagnosestellung 69 Jahre alte Rentner wurde aus einem auswärtigen Krankenhaus unter der Annahme einer Polymyalgia rheumatica bzw. Riesenzellarteriitis zu uns verlegt. An relevanten Komorbiditäten bestanden ein Diabetes mellitus und eine hypertensive Herzkrankheit mit paroxysmalem Vorhofflimmern, welches bereits zweimalig (zuletzt wenige Wochen zuvor) mit Pulmonalvenenisolation behandelt wurde. Postinterventionell wurde von einer „phlegmonösen Entzündung der Halsweichteile“ berichtet, welche mit Imipenem behandelt wurde und abgeklungen sei. Zuletzt waren zunehmende diffuse Myalgien zu beklagen, wegen derer bei Verdachtsdiagnose einer Polymyalgia rheumatica eine Therapie mit Cloprednol 15mg/d begonnen wurde. Die Verlegung erfolgte bei fehlender Besserung auf die Glukokortikoidtherapie. Wir sahen einen schmerzbedingt immobilen Mann mit exzessiver Entzündungsreaktion. Schon initial fiel eine deutliche Asymmetrie der Myalgien auf, ebenso eine ausgeprägte Druckschmerzhaftigkeit im Bereich der rechten Scapula. Hier zeigte sich im MRT ein Abszess der Muskulatur zwischen Rippen und Scapula. Aufgrund der ungünstigen Lage entschieden wir uns in Absprache mit den Thoraxchirurgen zu einer Suche nach weiteren Manifestationen zur Gewinnung von Material zwecks Erregersicherung. Es fanden sich weitere multiple Abszesse in den Weichteilen, u.a. um das linke Hüftgelenk herum sowie ein großer Abszess im linken M. iliopsoas. Zeitgleich bildete sich subxiphoidal eine neue Manifestation, aus der putrides Sekret mit Nachweis von massenhaft St. aureus (MSSA) gewonnen werden konnte. Eine Endokarditis als möglicher Streuherd konnte ausgeschlossen werden. Retrospektiv gelangten die Keime mutmaßlich im Rahmen der Pulmonalvenenisolation in den Organismus und waren auch für die eitrige Entzündung der Halsweichteile einige Wochen zuvor verantwortlich. Wir leiteten eine systemische antiinfektive Therapie mit hochdosiertem Oxacillin und Rifampicin ein, was den Zustand langsam, aber kontinuierlich besserte. Nach insgesamt 16 Tagen stellten wir dies dann auf orales Clindamycin und Rifampicin für weitere 8 Wochen um. Da sich der große Psoasabszess nicht hierdurch ausreichend regredient zeigte, legten wir hier CT-gesteuert eine Korbkatheterdrainage an, die insgesamt 4 Wochen in situ verblieb.
Unter diesem Regime konnten im Verlauf alle Herde saniert werden und der Patient war in der Folge anhaltend beschwerdefrei. Dieser Fall veranschaulicht, dass die Polymyalgia rheumatica eine Ausschlussdiagnose darstellt und viele, auch seltene infektiologische Erkrankungen ein ähnliches Bild imitieren können