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Hyperbare Sauerstofftherapie bei Kollagenose-Patienten mit therapierefraktären digitalen Ulzerationen
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Published: | September 1, 2015 |
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Einleitung: Durchblutungsstörungen und akrale Nekrosebildung durch endotheliale Dysfunktion oder Vaskulitis sind eine mögliche Organmanifestation einer Kollagenose. Therapeutisch steht eine Therapieintensivierung der Grunderkrankung, eine Verbesserung der Rheologie, intensive Lokaltherapien und chirurgische Wundtoilette inklusive Amputationen zur Verfügung. Revaskularisierende mikrochirurgische Ansätze treten bei zumeist fehlender Makroangiopathie in den Hintergrund.
Methoden: Bei der hyperbaren Sauerstofftherapie (HBO) wird durch Erhöhung des Sauerstoffgehalts der Atemluft auf 100% und des Umgebungsdruckes auf 150-300 kPa zusätzlich zu hämoglobin-gebundenem physikalisch gelöster Sauerstoff in das Weichteilgewebe eingebracht. Klassische Indikationen für die HBO sind Barotraumen, Gasembolien, ZNS-Störungen und anaerobe Weichteilinfektionen. Bisher existieren wenige Fallberichte über den Einsatz der HBO bei ischämischen Komplikationen rheumatischer Erkrankungen.
Ergebnisse: Zwischen 2008 und 2014 behandelten wir 3 Patientinnen mit drohendem Verlust einzelner oder mehrerer Finger und Zehen nach frustranem konventionellem Therapiekonzept ergänzend mit einer HBO.
Fall 1: 37-jährige Patientin mit Mischkollagenose bei klinisch führendem Raynaud Syndrom der Hände beidseits. Neu persistierende Akrozyanose mit Fingerspitzennekrosen beiden Händen.
Fall 2: 34-jährige Patientin mit katastrophalem sekundärem Antiphospholipidsyndrom und rasch ausgebildeten großflächigen Nekrosen beider Füße und mehrerer Finger beider Hände.
Fall 3: 37-jährige Patientin mit SLE - Aufnahme mit ausgeprägtem Raynaud Phänomen an Händen und Füßen und rasch progredienten Strukturdefekten im Sinne schwarzer Nekrosen an Zehen und Fingerspitzen.
Alle Patienten erhielten vorher eine erfolglose Therapie mit Kalziumkanalantagonisten, Thrombozytenaggregationshemmer und intravenösen Prostaglandinen. Im Fall 2 wurde bei hochtitrigen Cardiolipin-Antikörpern und Verschlechterung der Lokalbefunde trotz Iloprost zusätzlich eine Plasmapherese durchgeführt. Begleitend erfolgte in allen 3 Fällen eine intensive lokale Wundbehandlung.
Bei allen Patienten heilten die Ulzerationen unter konsequentem Einsatz der HBO (31-90 Therapiesitzungen/ Fall, 2-3x/Woche, Therapieschema 240-90: 100% Sauerstoff, 1,4 bar Überdruck, Sitzungsdauer 1h55min) z.T. mit flacher Narbenbildung ab. Im Fall 2 war eine einseitige Vorfußamputation bei vorbestehend ausgedehnten Weichteilnekrosen notwendig.
Schlussfolgerung: Die HBO ist eine bislang selten genutzte, jedoch nach unseren Ergebnissen erfolgsversprechende, nebenwirkungsarme Strategie bei drohendem Verlust von Zehen und Fingern oder ausgedehnteren Extremitäten-Nekrosen im Rahmen kollagenoseassoziierter nekrotisierender Ulzerationen.