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43. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, 29. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie, 25. Wissenschaftliche Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie

02.-05. September 2015, Bremen

Psoriasis unter Therapie mit Tocilizumab

Meeting Abstract

  • Kirsten Bienemann - Universitätsklinikum Düsseldorf, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Klinik für Kinder-Onkologie, Hämatologie und klinische Immunologie, Düsseldorf
  • Nicole Kloßowski - Hautklinik, Universitätklinikum Düsseldorf, Dermatologie, Düsseldorf
  • Stephan Meller - Hautklinik, Universitätsklinikum Düsseldorf, Dermatologie, Düsseldorf
  • Hans-Jürgen Laws - Universitätsklinikum Düsseldorf, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Klinik für Kinder-Onkologie, Hämatologie und klinische Immunologie, Düsseldorf
  • Prasad Thomas Oommen - Universitätsklinikum Düsseldorf, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Klinik für Kinder-Onkologie, Hämatologie und klinische Immunologie, Düsseldorf

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. 43. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh); 29. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh); 25. wissenschaftliche Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Bremen, 02.-05.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocKR.41

doi: 10.3205/15dgrh145, urn:nbn:de:0183-15dgrh1456

Published: September 1, 2015

© 2015 Bienemann et al.
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Einleitung: Tocilizumab, ein humanisierter monoklonaler Antikörper gegen die alpha-Kette des IL-6-Rezeptors, ist zugelassen für die Behandlung der rheumatoiden Arthritis des Erwachsenen, der systemischen juvenilen idiopathischen Arthritis sowie der polyartikulären juvenilen idiopathischen Arthritis bei Kindern ab 2 Jahren. Als häufigste Nebenwirkung werden in der Fachinformation Infektionen des oberen Respirationstraktes genannt. Auch im Bereich der Haut wurden häufig unerwünschte Wirkungen wie Cellulitis, unspezifische Exantheme, Pruritus und Urtikaria beobachtet. In den letzten Jahren weisen Einzelfallberichte sowie Spontanmeldungen unerwünschter Arzneimittelwirkungen auf einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Neuauftreten oder der Verschlechterung einer Psoriasis und einer Therapie mit Tocilizumab hin. Wir beobachteten innerhalb des letzten Jahres in zwei Fällen das Auftreten einer Psoriasis während der Anwendung von Tocilizumab.

Fallberichte: Ein 16-jähriges Mädchen mit seronegativer Polyarthritis entwickelte isolierte psoriatische Plaques im Bereich des behaarten Kopfes kurz nach Beginn einer Tocilizumabtherapie. Die Eigen- und Familienanamnese waren unauffällig in Hinblick auf eine Psoriasis vulgaris. Histologisch zeigte sich ein typisches psoriatisches Bild mit Parakeratose und Munro-Mikroabszessen. Die Tocilizumabtherapie wurde – auch wegen fehlender Wirksamkeit in Bezug auf die Arthritis – nicht fortgeführt.

Ein 45-jähriger Patient mit unklarer autoinflammatorischer Erkrankung und fehlendem therapeutischen Ansprechen auf Canakinumab entwickelte nach der zweiten Tocilizumab-Gabe eine ausgedehnte, schmerzhafte Psoriasis palmoplantaris pustulosa. Bei HLA B27-Positivität und insgesamt trocken-schuppigem Hautbild ist in diesem Fall denkbar, dass eine bereits vorbestehende Psoriasis durch die Therapie demaskiert wurde. Die Therapie mit Tocilizumab wurde nicht fortgeführt. Unter Therapie mit Adalimumab trat im Verlauf eine Besserung des Hautbefundes ein.

Diskussion: Während sich die Hinweise häufen, dass es unter Anwendung von Tocilizumab in Einzelfällen zum Auftreten oder zur Verschlechterung einer Psoriasis kommen kann, konnte ein Kausalzusammenhang bisher weder gesichert noch plausibel pathogenetisch erklärt werden. Bemerkenswert ist, dass IL-6 - basierend auf einer erhöhten IL-6-Expression in Psoriasisläsionen – eine Rolle bei der Psoriasisentstehung zugeschrieben wird. Auch Einzelfallberichte über eine effektive Behandlung einer Psoriasisarthritis mit Tocilizumab scheinen im Widerspruch zu den Beobachtungen zu stehen.

Schlussfolgerung: Nur die konsequente Meldung und Auswertung aller Verdachtsfälle wird in Zukunft erlauben, Stellung zum Einsatz von Tocilizumab bei Patienten mit vorbestehender oder neuaufgetretener Psoriasis zu beziehen und das Nebenwirkungsspektrum dieses – in der JIA-Behandlung zunehmend eingesetzten – Präparats klarer einzugrenzen.