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Doch keine Blickdiagnose – Ungewöhnliche Ursache eines therapierefraktären Erysipels bei einem Patienten mit angeborenem Immundefekt
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Published: | September 1, 2015 |
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Vorgeschichte: Ein 22-Jahre alter Patient mit suffizient therapierter Agammaglobulinämie (Morbus Bruton) stellte sich in unserer Immundefekt-Ambulanz für Erwachsene mit seit drei Wochen bestehender schmerzhafter Rötung und Schwellung des rechten Unterschenkels sowie Fieber vor. Aufgrund des klinischen Bildes wurde ein Erysipel diagnostiziert und eine orale antibiotische Therapie mit Penicillin begonnen. Bei ausbleibender Besserung der Symptome erfolgte die Umstellung auf intravenöse Gabe von Amoxicillin-Clavulansäure für zwei Wochen und anschließende orale Therapie. Daraufhin bildete sich die Rötung und Schwellung zwischenzeitlich zurück, im Verlauf von einer Woche nach Beendigung der antibiotischen Therapie kam es jedoch zum Rezidiv.
Leitsymptom bei Krankheitsmanifestation: Schmerzhafte Rötung und Schwellung des rechten Unterschenkels mit Fieber.
Diagnostik: Im Labor zeigte sich ein gering erhöhtes CRP. Es wurden Blutkulturen angelegt, die überraschenderweise eine Infektion mit dem Darmkeim Helicobacter cinaedi (vormals Campylobacter cinaedi) nachweisen konnten.
Therapie und weiterer Verlauf: Das Antibiogramm des Erregers zeigte eine Resistenz gegenüber Penicillin bei gleichzeitiger Sensibilität für Tetrazykline. Deshalb erfolgte zunächst eine dreiwöchige Therapie mit Doxycyclin mit sehr gutem Ansprechen und komplettem Sistieren der Klinik. Bei erneutem Rezidiv mit erneutem Erregernachweis in der Blutkultur erfolgt bei unverändertem Resistenzprofil derzeit eine 3-monatige Doxycyclin-Therapie. Helicobacter cinaedi ist ein Darmkeim und wurde erstmalig 1984 im Stuhl eines homosexuellen Mannes nachgewiesen. Die meisten Fälle von Helicobacter-cinaedi-Bakteriämie mit Symptomen einer Weichteilinfektion wie bei Erysipel wurden im Zusammenhang mit HIV-Infektionen bei Männern bekannt, 1999 wurde der Nachweis der Bakterien auch bei Agammaglobulinämie publiziert.
Schlussfolgerung: Dieser besondere Fall zeigt, dass bei immunsupprimierten Patienten mit klassischen Symptomen eines Erysipels auch atypische Erreger wie Helicobacter cinaedi in Betracht zu ziehen sind, insbesondere bei refraktärem Verlauf auf die antibiotische Standardtherapie.