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42. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, 28. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie, 24. Wissenschaftliche Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie

17.-20. September 2014, Düsseldorf

Lymphknotenschwellung, Fieber, Hämolyse, Mikrohämaturie und Antibiotika-resistente Angina tonsillaris – wirklich Lupus?

Meeting Abstract

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  • Sylvia Michaela Fick - Universitätsklinikum Halle, Klinik für Innere Medizin II, Arbeitsbereich Rheumatologie, Halle/Saale
  • Gernot Keyßer - Universitätsklinikum Halle (Saale), Department für Innere Medizin, Klinik für Innere Medizin II Arbeitsbereich Rheumatologie, Halle (Saale)

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. 42. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh); 28. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh); 24. wissenschaftliche Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Düsseldorf, 17.-20.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc49.01 - FA.25

doi: 10.3205/14dgrh052, urn:nbn:de:0183-14dgrh0521

Published: September 12, 2014

© 2014 Fick et al.
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Leitsymptome bei Krankheitsmanifestation: Die 47jährige Patientin wurde im März 2013 bei Fieber unklarer Genese und Halsschmerzen antibiotisch behandelt. Anschließend kam es bei ausgeprägter Fatigue, persistierendem Fieber und Lymphknotenschwellung zur stationären Aufnahme. Laborchemisch bestand eine Hämolyse. Die Verlegung erfolgte in der klinischen Annahme eines systemischen Lupus erythematodes.

Die Patientin beschrieb, morgens häufiger dunklen Urin bemerkt zu haben. Bis zur Arztvorstellung war das jedoch stets regredient.

Diagnostik: Laborchemisch bestand eine coombsnegative hämolytische Anämie. Retiukulozyten waren erhöht. Antinukleäre Antikörper (ANA) waren mit 1:80 grenzwertig, das ANA-Profil und die anti-DNS-Ak jedoch unauffällig. ebenso die Virusserologie. In Anbetracht der Anamnese wurde eine FACS-Analyse der peripheren Leukozyten durchgeführt (CD15,CD55,CD58, CD59), hierbei ergab sich der V.a. das Vorliegen einer Paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie (PNH). Die Bestätigung erfolgte durch ein Referenzlabor. Eine Knochenmarkpunktion war unauffällig. Hinweise auf thrombembolische Ereignisse ergaben sich nicht.

Die Trias aus hämolytischer Anämie, Thrombophilie und Zytopenie wurde 1822 erstbeschrieben und 1911 durch Marchiafava und Micheli als hämolytische Anämie mit typischer morgendlicher Hämoglobinurie zusammenfasst.

Bei der PNH (Marchiafava-Micheli-Syndrom, MMS) handelt es sich um eine sehr seltene Differentialdiagnose der hämolytischen Anämie mit einer Inzidenz von 1:100.000 bis 1:500.000/Jahr. Der Altersgipfel ist zwischen dem 25. und 45. Lebensjahr. Familiäre und geschlechtsspezifische Häufungen kommen nicht vor. Häufig bleibt die Trias inkomplett.

Der Krankheit lieg eine erworbene Mutation des Phosphatidyl-Inositol-Glykan-Anker-Gens auf dem X-Chromosom pluripotenter hämatopoetischer Stammzellen zugrunde. Suffiziente Reparaturmechanismen fehlen. Die Bildung der N-Acetylglucosaminyltransferase des PIG-A-Gens wird gestört. Charakteristisch für die Erkrankung ist das Nebeneinander gesunder und genetisch veränderter Zellen aller 3 Blutzellreihen. Die fehlende Expression der GPI-verankerten Proteine führt zu einer Funktionseinschränkung der betroffenen Zellreihen (Hämolyse, Thrombophilie, Zytopenie, Infektneigung).

Die Einteilung erfolgt in eine klassische hämolytische PNH, sekundäre PNH bei Knochenmarkserkrankungen (aplastische Anämie, Myelodysplatisches Syndrom) bzw. subklinische PNH (GPI-defiziente Population klein, kein Hämolysenachweis). Auslöser für hämolytische Krisen können Infekte sein.

Weiterer Verlauf: Die Anämie stabilisierte sich spontan. Eine prophylaktische Antikoagulation mit LMW-Heparin erfolgte begleitend.

Die Patn. wurde auf Eculizumab (Anti-C5-mAb) eingestellt. Aktuell befindet sie sich in Vollremission. Hinweise für die Entwicklung einer sekundären aplastischen Anämie bestehen nicht.