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49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie (DGPW)

Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie e. V.

06.10.-08.10.2011, Ulm

Pyoderma gangraenosum als Major-Komplikation bei einer Brustrekonstruktion mit freier Doppel-DIEP-Lappenplastik

Meeting Abstract

  • corresponding author Leila Kolios - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Handchirurgie, Ludwigsafen
  • Christoph Hirche - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Handchirurgie, Ludwigsafen
  • Dimitra Kotsougiani - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Handchirurgie, Ludwigsafen
  • Georg Kolios - Diakonie Klinikum Hamburg, Plastische Chirurgie, Hamburg
  • Marcus Lehnhardt - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Handchirurgie, Ludwigsafen
  • Adrien Daigeler - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Handchirurgie, Ludwigsafen

Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie. 49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie (DGPW). Ulm, 06.-08.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgpw051

doi: 10.3205/11dgpw051, urn:nbn:de:0183-11dgpw0516

Published: December 7, 2011

© 2011 Kolios et al.
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Ziel: Das Pyoderma gangraenosum (PG) als idiopathische, ulzerös entzündliche Hauterkrankung mit sehr variierenden klinischen Bildern und Verlaufsformen hat eine geschätzte Inzidenz von 0,3/100.000 und ist aufgrund der unspezifischen Histologie vor allem eine klinische Ausschlußdiagnose. Die rasche Progredienz, sowie der durch das Pathergiephänomen oft fatale Verlauf nach chirurgischen Interventionen bedeuten eine therapeutische Herausforderung. Am Beispiel eines durch ein PG komplikationsreichen Verlauf bei einer 47jährigen Patientin mit freier DIEP-Lappenplastik zur beidseitigen Mammarekonstruktion möchten wir auf diese oft unterschätzte Erkrankung aufmerksam machen.

Patienten und Ergebnisse: Zur beidseitigen Mammarekonstruktion erhielt eine 47jährige Patientin eine freie Doppel-DIEP-Lappenplastik. Am frühen Morgen des Folgetags mußte aufgrund einer arteriellen Thrombose eine Anastomosenrevision rechts erfolgen. Am Abend desselben Tags musste der Lappen bei no-reflow Situation jedoch reseziert werden. Der histologische Befund ergab keine Auffälligkeiten. Im Verlauf von 48 Stunden entwickelte sich eine beide Seiten, sowie die abdominelle Entnahmestelle betreffende ulzerierend fluktuierende und expandierende entzündliche Hautveränderung mit Nekrosenbildung. Beim Débridement der betroffenen Areale wurde intraoperativ die klinische Verdachtsdiagnose eines PG gestellt und unmittelbar eine i.v. Steroidtherapie begonnen. Die bis auf 30x10³/μl angestiegenen Leukozyten und das bis auf 278 mg/l angestiegene CRP sanken nach der Nekrektomie und unter der Steroidtherapie rasch. Die histologische Befundung erbrachte flache Ulcerationen, dermale Nekrosen und eine phlegmonöse Weichgewebsentzündung, mutmaßlich als sekundäre Weichgewebsentzündung. Die Umfelddiagnostik ergab einen positiven ANA-Titer bei negativen ds-DNS-Ak, C-ANCA, p-ANCA und normwertigen IgG, IgA, IgM Befunden. Nach weiteren 13 Tagen erfolgte ein erneutes Débridement und eine Spalthauttransplantation. Erst in dieser histologischen Untersuchung war der Befund mit der klinischen Verdachtsdiagnose eines Pyoderma gangraenosum vereinbar. Unter der eingeleiteten Steroidbehandlung konnten die Wunden langsam stabilisiert und restdefektgedeckt werden. Nach 6-wöchigem Aufenthalt konnte die Patientin schliesslich mit abgeheilten Wundverhältnissen aber unbefriedigendem ästhetischen Ergebnis entlassen werden.

Schlussfolgerung: Bei unklaren, rasch progredienten Hautulzerationen im Rahmen chirurgischer Eingriffe sollte trotz der geringen Inzidenz immer auch an ein Pyoderma gangraenosum gedacht werden. Dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass chirurgische Interventionen im akuten Stadium durch das Pathergiephänomen zu einer unkontrollierten Exazerbation führen können. Laborparameter und Histologie sind nicht spezifisch. Unter einer systemischen immunmodulierenden Therapie kann ein sequentielles chirurgisches Wundmanagement die Heilung jedoch beschleunigen.