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49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie (DGPW)

Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie e. V.

06.10.-08.10.2011, Ulm

Interdisziplinarität am Beispiel der Behandlung einer iatrogenen rektovaginalen Fistel: ein Fallbericht aus der Praxis

Meeting Abstract

  • corresponding author Leonard Elad - Universitätsklinikum Ulm, Allgemein-, Viszeral-, und Transplantationschirurgie, Ulm
  • Adrian Stanescu - Universitätsklinikum Ulm, Allgemein-, Viszeral-, und Transplantationschirurgie, Ulm
  • Wolfgang Schmidt - UniversitätsklinikumUlm, Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Ulm
  • Doris Henne-Bruns - Universitätsklinikum Ulm, Allgemein-, Viszeral-, und Transplantationschirurgie, Ulm
  • Andrea Formentini - Universitätsklinikum Ulm, Allgemein-, Viszeral-, und Transplantationschirurgie, Ulm

Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie. 49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie (DGPW). Ulm, 06.-08.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgpw020

doi: 10.3205/11dgpw020, urn:nbn:de:0183-11dgpw0202

Published: December 7, 2011

© 2011 Elad et al.
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Grundlage: Rektovaginale Fisteln (RVF) sind selten und stellen weniger als 5% aller anorektalen Fisteln dar. Das Vorkommen einer RVF stellt eine enorme klinische und psychologische Belastung für die betroffene Patientin dar. Die Diagnose ist einfach, die Behandlung jedoch langwierig, komplex und interdisziplinär.

Patient: Eine 36-jährige Frau stellte sich in unserer Klinik mit dem Bild einer rektovaginalen Fistel vor. Vorausgegangen war in einem auswärtigen Krankenhaus die endoskopische Abtragung eines bei 12 Uhr Steinschnittlage (SSL) und 5 cm ab Anocutanlinie (ACL) befindlichen breitbasigen, tubulo-villösen Rektumadenoms in EMR-Verfaren. Rektoskopisch fand sich eine ca. 3 x 4 cm große rektovaginale Fistel bei ca. 5 cm ab ACL.

Ergebnis: Es erfolgte ein 3-stufiges operatives Vorgehen. Etappenweise wurde zunächst ein Schutzkolostoma vorgeschaltet. Die angeschlossene regelmäßige endoskopische Kontrolle zeigte nach 6 Monaten eine Fistelpersistenz trotz einer progressiven Verkleinerung mit Bildung von Granulationsgewebe. Es erfolgte so dann als zweiter Schritt in Zusammenarbeit mit der Gynäkologie die Fistulektomie in toto mit Nahtverschluss und zusätzlicher Levatormuskelplastik. Nachdem die erste endoskopische Kontrolle 4 Wochen nach dem Fistelverschluss ein ca. 2 cm langer und 3 mm breiter, in Richtung Vagina sondierbarer Fistelkanal mit eitriger Sekretion zeigte, folgte bei V.a. eine partielle Fistelpersistenz eine endoskopische Lokalbehandlung im Sinne von Spülung und Klebung des Fistelkanales sowie Unterspritzung vom Fibrinpräparat. Die resultierende vollständige Heilung der RVF konnte sowohl endoskopisch als auch radiologisch bestätigt werden, so dass eine Anuspräterrückverlagerung (APRV) 10 Monate nach Erstdiagnose der RVF vorgenommen werden konnte.

Fazit: Die RVF ist eine seltene Komplikation einer interventionellen Koloskopie bzw. transanalen endoskopische Polypenabtragung (TEMPA). Eine state-of-the-art Behandlung der RVF ist komplex, individualisiert und interdisziplinär. Eine Indikation zur Chirurgischen Therapie derselben besteht bei großen und/oder hochgelegenen RVF, bei Patienten mit lokal alterierter Gewebesituation sowie in Fälle einer Fistelpersitenz unter einer intensivierten konservative Therapie. Dabei sind patientenspezifische Faktoren bei der Wahl der chirurgischen Verfahren sehr entscheidend.