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49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie (DGPW)

Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie e. V.

06.10.-08.10.2011, Ulm

Operatives Konzept beim Unterlippenkarzinom

Meeting Abstract

  • corresponding author Alexander W. Eckert - Universität Halle, MKG-Chirurgie, Halle (Saale)
  • Birgit Scheffler - Universität Halle, MKG-Chirurgie, Halle (Saale)
  • Waldemar Reich - Universität Halle, MKG-Chirurgie, Halle (Saale)
  • Johannes Schubert - Universität Halle, MKG-Chirurgie, Halle (Saale)

Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie. 49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie (DGPW). Ulm, 06.-08.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgpw017

doi: 10.3205/11dgpw017, urn:nbn:de:0183-11dgpw0179

Published: December 7, 2011

© 2011 Eckert et al.
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Text

Einleitung: Lippenkarzinome sind in den letzten Jahrzehnten aus unbekannten Gründen deutlich zurückgegangen. Ihre chirurgische Therapie ist nach wie vor unumstritten. Mehr als 100 verschiedene Verfahren sind zur Rekonstruktion der Unterlippe nach tumorchirurgischen Eingriffen bekannt. Für optimale Behandlungsergebnisse erscheint die Fokussierung auf wenige, bewährte Verfahren sinnvoll. Es war das Ziel der Analyse, unsere vor 35 Jahren nach umfangreichen Untersuchungen etablierte Behandlungsstrategie beim Unterlippenkarzinom unter besonderer Berücksichtigung von Ästhetik und Funktion zu reevaluieren.

Material und Methoden: In einer prospektiven Pilotstudie wurden 18 konsekutive Patienten mit Karzinomen der Unterlippe erfasst. Erhoben wurden jeweils die detaillierte Lokalisation, das Tumorstadium, die Differenzierung und die operative Strategie. Ferner waren das ästhetische und funktionelle Ergebnis, der Resektionserfolg und eventuelle Rezidive von Interesse. Sämtliche Parameter sind in einer Datenbank erfasst worden.

Ergebnisse: Im Beobachtungszeitraum konnten 18 Karzinome der Unterlippe operativ behandelt werden. Der jüngste Patient war 53 Jahre, der älteste 85 Jahre alt (Altersdurchschnitt 68 Jahre). Männliche Patienten überwogen erwartungsgemäß (Verhältnis Männer zu Frauen 2:1). Es fanden sich 12 pT1 und 6 pT2-Tumoren, die im Gesunden reseziert wurden. Rezidive mussten bis jetzt nicht beobachtet werden. In 4 Fällen wurde nach keil- bzw. W-förmiger Resektion End-zu-End vereinigt und bei 7 Patienten nach FRIES rekonstruiert. Bei ebenfalls 7 Patienten (knapp 39% der behandelten Fälle) wurde eine subtotale Unterlippenresektion erforderlich. Hier erfolgte die plastische Rekonstruktion entsprechend der eigenen Modifikation nach GRIMM-JOHANSON. Die ästhetischen Resultate waren sehr gut; selbst nach subtotaler Unterlippenresektion konnte eine suffiziente Lippenfunktion bestätigt werden.

Schlussfolgerungen: Die plastische Rekonstruktion nach Resektionen der Unterlippe kann mit wenigen Verfahren sehr erfolgreich praktiziert werden. Es ist ausreichend, kleinere Lippenkarzinome keil- oder W-förmig zu resezieren und durch End-zu-End-Vereinigungen zu verschließen. Wird mehr bis zu einem Drittel der Unterlippe entfernt, bietet das Verfahren nach FRIES gute Ergebnisse. Ab T2-Tumoren sollten aus onkochirurgischen Gesichtspunkten kastenförmige Resektionen vorgenommen werden. In derartigen Fällen kann als Methode der Wahl die GRIMM-JOHANSON-Plastik empfohlen werden. Ihre Vorteile sind die hervorragende Symmetrie sowie Narben entlang der Spaltlinien der Haut bzw. ästhetischen Grenzen des Gesichtes. Ein weiterer Vorteil aller Methoden ist die Durchführbarkeit in Lokalanästhesie. Der zahnlose Unterkiefer mit konsekutiver Invertierung der Unterlippenregion ist bei allen Verfahren aus ästhetischer Sicht nachteilig.