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50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 24. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC)

26.09. - 28.09.2019, Hamburg

Das pflanzliche Skalpell – Krebsheilung durch schwarze Indianersalbe?! Fatale Folgen einer alternativen Heilmethode: Jahrelange Behandlung führte zur destruierenden Osteomyelitis mit Sinus- und Hirninfiltration und somit zur Paraparese beider Beine

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Thomas Bittrich - ASKLEPIOS Klinikum Harburg, Hamburg
  • Jörg Elsner - ASKLEPIOS Klinikum Harburg, ASKLEPIOS Klinik St. Georg, Abteilung für Plastisch-Ästhetische, Rekonstruktive und Handchirurgie, Hamburg
  • Vladan Montenegro - ASKLEPIOS Klinikum Harburg, ASKLEPIOS Klinik St. Georg, Abteilung für Plastisch-Ästhetische, Rekonstruktive und Handchirurgie, Hamburg
  • Jochen von Freyhold-Hünecken - ASKLEPIOS Klinikum Harburg, ASKLEPIOS Klinik St. Georg, Abteilung für Plastisch-Ästhetische, Rekonstruktive und Handchirurgie, Hamburg

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. 50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 24. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Hamburg, 26.-28.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc089

doi: 10.3205/19dgpraec089, urn:nbn:de:0183-19dgpraec0896

Published: September 24, 2019

© 2019 Bittrich et al.
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Krebsheilung durch „schwarze Salbe“?! Ein Fallbeispiel zeigt dramatische Folgen der Behandlung: Notfallmäßige Vorstellung eines 73-jährigen rüstigen Patienten ohne Vorerkrankungen mit progredienter Lähmung beider Beine. Anamnestisch sei vor 2-3 Jahren bioptisch ein weißer Hautkrebs im Bereich der behaarten Kopfhaut hochparietal diagnostiziert worden. Anstatt der ärztlichen Exzisionsempfehlung Folge zu leisten, konsultierte der Patient eine Heilpraktikerin. Diese initiierte die Krebsbehandlung mittels „schwarzer Salbe“, einem Gemisch aus Blutwurz, Galgant, Graviola, Chaparral, Zinkchlorid, Glycerin, Dimethylsulfoxid und destilliertem Wasser. Es kam zur weiteren Progredienz des Lokalbefundes, zudem zeigte sich eine fortschreitende Parese beider Beine. Nachdem die Bettlägrigkeit des Patienten resultierte, stellte sich der Patient im Krankenhaus vor. Hier zeigte sich hochparietal ein Weichteildefekt von ca. 15 cm Durchmesser mit osteitisch aufgetriebener Kalotte. Die bildgebende Diagnostik erbrachte den Befund einer Kalottendestruktion mit Infiltration des Sinus sowie der Mantelkante. In einer interdisziplinären Operation erfolgte die ausgedehnte Resektion von Kopfhaut, Kalotte, Dura, verschlossener Anteile des Sinus sagittalis superior sowie die Ausräumung intrakranieller Abszesse mit nachfolgender Duraplastik sowie Knochenersatz. Die histopathologische Untersuchung konnte die Infektausbreitung mit Osteitis und Infiltration von Sinus- u. Hirngewebe nachweisen, maligne Zellen fanden sich hingegen in keiner der Proben. Nach Infektsanierung erfolgte die Defektdeckung (16 x 17 cm) mittels freier ALT-Lappenplastik. Bei zunehmend regredienter Paraparese konnte der Patient eine Woche postoperativ in die neurologische Frührehabilitation entlassen werden. In dem vorliegenden Fall führte die Anwendung der „schwarzen Salbe“ zur ungerichteten Zelldestruktion und fataler Infektion mit Ausbreitung bis in die Mantelkante und damit einhergehender Paraparese beider Beine.