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50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 24. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC)

26.09. - 28.09.2019, Hamburg

Plastisch-ästhetische Chirugie als „Konsumgut“ – Plädoyer für die therapeutische Situation als ethischer Orientierungsrahmen

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Peter Vogt - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
  • Hermes Andreas Kick - Institut für medizinische Ethik, Grundlagen und Methoden der Psychotherapie und Gesundheitskultur (IEPG), Mannheim

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. 50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 24. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Hamburg, 26.-28.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc077

doi: 10.3205/19dgpraec077, urn:nbn:de:0183-19dgpraec0775

Published: September 24, 2019

© 2019 Vogt et al.
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Problem: Aus der Hervorhebung und Instrumentalisierung körperlicher Ästhetik entsteht ein Mainstream, der nicht nur wertschätzt, sondern verabsolutiert. Ästhetisch-plastischen Chirurgen stellt sich dabei die permanente Verantwortung, ihr Entscheiden und Handeln auf eine klare ethische Grundlage zu stellen.

Lösungswege: Die strukturierte Weiterbildung zum Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie dient als eine Grundvoraussetzung. Die besondere Herausforderung besteht jedoch darin, die ganzheitlichen Bedingungen und Auswirkungen der Interventionen im Blick zu behalten: Da es um äußerlich sichtbare Veränderungen geht, die eine Steigerung der öffentlich wahrnehmbaren Ästhetik und Attraktivitätssteigerung bewirken sollen, können ungünstiger Verlauf oder Komplikationen zum Gegenteil des Erwünschten führen. Bei der allzu leichtfertigen Diskussion um die Wandlung bzw. um eine sozial und gesundheitspolitisch betriebene Transformation der chirurgisch ärztlichen Kunst in eine reine Dienstleistung wird Folgendes übersehen: Eine Dienstleistung basiert auf einer Verhandlung in einer geschäftlichen Situation, die ganz anderen Regeln folgt als die therapeutische Situation und die die symmetrische Verantwortung der Geschäftspartner von Anfang an voraussetzt. Von zentraler Bedeutung ist es daher für ärztliche Verantwortungsträger, immer erneut auf die Struktur der therapeutischen Situation hinzuweisen, die den Orientierungsrahmen für das verantwortliche ärztliche Handeln abgibt. Ein Geschäftsmodell, das den ärztlichen Eingriff und die ärztliche Dienstleistung als Ware betrachtet, die zum Verkauf anstünde, geht daher fehl.

Fazit: Wünsche eines Patienten sind das Eingangskriterium, jedoch in keinem Fall ausreichend als Begründung für einen medizinischen Eingriff. Gerade die mit hohem Erwartungsdruck besetzte ästhetische Chirurgie wird so zu einem paradigmatischen Terrain, in dem grundlegende ethische Fragen der Medizin exemplarisch zu durchdenken und klären sind.