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49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 23. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC)

13.09. - 15.09.2018, Bochum

FGM – Female Genital Mutilation/Cutting – Multimodale Therapieoptionen – Chirurgie ist nicht genug

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Uwe von Fritschen - Helios-Klinikum Emil von Behring
  • Roland Scherer - DFC Waldfriede Berlin
  • Cornelia Strunz - DFC Waldfriede Berlin

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. 49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 23. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Bochum, 13.-15.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc028

doi: 10.3205/18dgpraec028, urn:nbn:de:0183-18dgpraec0287

Published: September 20, 2018

© 2018 von Fritschen et al.
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FGM ist ein Brauch von dem nach Schätzung der WHO etwa 200 Mio Frauen betroffen sind. In Deutschland rechnet man mit ca. 60.000 Patientinnen. Die spezifischen Probleme und ihr komplexer Hintergrund sind in unserem Gesundheitswesen weitgehend unbekannt. Trotz der schweren somatischen Folgen: etwa 10% der Mädchen versterben an den direkten Folgen, weitere 10% im Verlauf - sind die psychischen Auswirkungen ebenso gravierend. Kaum ein Mädchen übersteht die Beschneidung ohne Trauma. Hinzu kommen inzwischen bei vielen die Erfahrungen auf der Flucht.

In Berlin haben wir 2013 eine Anlaufstelle für Betroffene und ihre Familien geschaffen, die sich ganzheitlich um die speziellen Bedürfnisse kümmert. Wir haben seither 340 Patientinnen beraten. 116 konnte bis Anfang 2018 operative Hilfe angeboten werden. Die übrigen erhalten psychologische oder sexualtherapeutische Unterstützung, wobei die Anbindung über eine Sprechstunde aber auch in regelmäßigen Treffen im Rahmen von betreuten Selbsthilfegruppen erfolgt.

Alle Patienten werden präoperativ im Hinblick auf das Ausmaß der Mutilation und die geschilderte Beschwerdesymptomatik evaluiert um eine sinnvolle Patientenselektion entweder für eine operative oder eine konservative Therapie zu erzielen. Die Nachsorge erfolgt soweit möglich durch Wiedervorstellung, ansonsten durch Mail-/Telefonkontakt und Fotodokumentation.

Nach unserer bisherigen Erfahrung ist in gut der Hälfte der Fälle keine operative Therapie erforderlich, bzw. nicht sinnvoll indiziert. Bei korrekter Selektion und angemessener Auswahl des Operationsverfahrens ist die Rekonstruktion mit einer hohen Zufriedenheit und wesentlichen Verbesserung des Selbstwertgefühles verbunden.

Die Behandlung dieser Klientel darf sich nicht auf die alleinige operative Versorgung reduzieren. Korrekte Patientenselektion und ein speziell geschultes, kultursensibles Umfeld und ein multidisziplinäres Behandlungsteam sind Voraussetzung für eine sinnvolle Versorgung.