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47. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 21. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC)

08.09. - 10.09.2016, Kassel

Strategie und Operationstechnik bei Lippen-Kiefer-Gaumenspalten in Entwicklungsländern

Cleft Lip and Palate Surgery in Developing Countries

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Klaus Exner - Plastische Chirurgie Frankfurt/Hochtaunus, Frankfurt, Deutschland

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. 47. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 21. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Kassel, 08.-10.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc146

doi: 10.3205/16dgpraec146, urn:nbn:de:0183-16dgpraec1464

Published: September 27, 2016

© 2016 Exner.
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Bei humanitären Hilfseinsätzen von INTERPLAST-Germany und anderern NGO's werden jährlich mehrere tausend Operationen an Kindern mit LKGS - Spalten vorgenommen. In aller Regel wird zunächst die Lippenspalte operativ behandelt, während die Gaumen- und Kieferspalte offen bleibt. Die Folgeschäden durch den unvollständigen velopharyngealen Verschluß und den chronisch infizierten Nasen-Rachen-Raum sind jedoch unübersehbar. Sero- und Mucotympanon, Cholesteatome, Wachstumsstörungen des Mittelgesichtes, Schwerhörigkeit und gestörte Sprachentwicklung ziehen weitere somatische und psychische Folgen nach sich.

Bei der Versorgung von Kindern mit LKGS - Spalten in Entwicklungsländern ist dem operativen Verschluß des weichen und harten Gaumens und der Kieferspalte besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Die Funktion der tuba Eustachii und der velopharyngeale Verschluß sollte im Idealfall bis zum Ende des ersten Lebensjahres erreicht werden, um die genannten Folgeschäden zu verhindern. In der Konsequenz bedeutet das, die operative Strategie zu ändern und den Verschluß des weichen und harten Gaumen beim Primäreingriff anzustreben. Säuglinge oder Kleinkinder in gutem Ernährungs- und Allgemeinzustand können von einem kompetenten Änasthesie- und OP-Team in einer Sizung den kompletten Gaumen- und Lippenverschluß erhalten.

Der operative Verschluß hat eine vollständige Rekonstruktion des Nasenbodens mit nasaler Mukosa sowie die Bildung des muskulären Gaumensegels einschließlich der Funktion des M.tensor veli palatini zum Ziel. Letzterer ermöglicht die Öffnung der tuba Eustachii, ohne die eine normale Entwicklung des Gehöres ebenso wie der Sprache des Kindes ausbleibt.

Seit dem Jahre 2004 wurden die Operationstechniken am Gaumen standardisiert in der Technik nach Veaux durchgeführt. Von 188 Säuglingen und Kleinkindern mit vollständiger LKGS - Spalte konnten 115 in gleicher Sizung auch den Lippenspaltenverschluß in der Technik nach Millard oder Tennison erhalten.

Die Ergebnisse waren nach anfänglicher Skepsis der Ärzte und Angehörigen in den jeweiligen Einsatzgebieten überzeugend, so daß die Technik auch zunehmend von den einheimischen Chirurgen erlernt und übernommen wurde.