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Larynx- und Pharynxrekonstruktionen mit freien Lappenplastiken – Probleme und Lösungen
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Published: | September 27, 2016 |
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Fragestellung: Defekte im Larynx-und Pharynxbereich nach Tumorresektion sind, insbesondere im Hinblick auf Schluckakt und Phonation, mit erheblichen funktionellen Einschränkungen verbunden. Das Verfahren der Wahl zur Larynx- und Pharynxrekonstrukion ist der autologe Gewebetransfer. Für ein zufriedenstellendes Ergebnis sind die Lappenqualität (Dicke, Mobilität etc.) und das Lappendesign entscheidend. Gleichzeitig ist das Patientenkollektiv meist multimorbid und der Situs aufgrund einer häufig zuvor erfolgten Radiatio und/oder Neck dissection, vor allem bei Rezidivkarzinomen, komplex.
Methoden: Es erfolgte die retrospektive Untersuchung über 1 Jahr in einem Kollektiv von insgesamt 37 Patienten mit Defekten nach Larynx- oder Pharynxkarzinom. Bei 33 Patienten handelte es sich um ein Primärkarzinom und bei 4 Patienten um ein Rezidivkarzinom, wobei bei einem der Patienten im Untersuchungszeitraum insgesamt 2 Rezidive auftraten. Im Rahmen eines einzeitigen Eingriffes erfolgten die Tumorresektion und die Larynx- bzw. Pharynxrekonstruktion mittels Radialis-Lappen (n=34), Anterolateral Thigh-Lappen (n=4), Anteromedial Thigh-Lappen (n=1), Latissimus dorsi-Lappen (n=1) und myokutanem Vastus lateralis-Lappen (n=1). Als Anschlussgefäß wurden die A. thyroidea superior (n=29), A. facialis (n=6), A. carotis externa (n=1), A. carotis interna (n=1), A. carotis communis (n=1) sowie die A. thoracica interna (A. mammaria interna; n=3) gewählt. Der venöse Anschluss erfolgte an die jeweiligen Begleitvenen oder an die V. jugularis externa. Nachfolgend wurden die Lappenverlustrate und das funktionelle Ergebnis ausgewertet. Endoskopische Kontrollen dienten im Rahmen der Nachsorge zum Ausschluss von Fisteln und Rezidiven.
Ergebnisse: Im Gesamtkollektiv (n=37) betrug die mittlere Defektgröße 9 x 6 cm. In 3 Fällen kam es zum Lappenverlust, bei zwei dieser Patienten handelte es sich hierbei um Gefäßanschlüsse im voroperierten und bestrahlten Bereich. Bei einem der Patienten trat eine erneute ösophagotracheale Fistelbildung auf. Die retrospektive Auswertung bzgl. der Funktionalität zeigte exzellente Rekonstruktionsergebnisse. So konnte durch eine entsprechende logopädische Therapie nach initialer Nahrungskarenz und PEG-Sondenernährung bei allen Patienten mit eingeheilter Lappenplastik termingerecht mit der oralen Ernährung und dem Sprachtraining begonnen werden.
Schlussfolgerungen: Unsere Untersuchungen konnten zeigen, dass die Larynx- und Pharynxrekonstruktion mittels freier Lappenplastik, besonders im Hinblick auf die Funktionalität, ein exzellentes Ergebnis erzielt. Die OP-Planung sowie die Operation selbst erfordern ein interdisziplinäres Vorgehen. Bei Primärkarzinomen ist ein Gefäßanschluss an die Vasa thyroidea superiores die erste Wahl. Hierbei kann der Lappenstiel ausreichend lang gewählt werden, um einen größeren Gefäßdurchmesser zu erhalten. Bei Rezidivkarzinomen und Zustand nach Bestrahlung sollte ggf. bereits primär der Gefäßanschluss an die Vasa thoracica interna (Vasa mammaria interna), ggf. mit Interponat, erfolgen, um Komplikationen zu reduzieren. Die Wahl des geeigneten Anschlussgefäßes spart, ebenso wie das Arbeiten in 2 Teams, für das multimorbide Patientenkollektiv wertvolle OP-Zeit.