gms | German Medical Science

47. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 21. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC)

08.09. - 10.09.2016, Kassel

Multimodale mehrzeitige Extremitätenrekonstruktion mit Beinerhalt bei chronischer Pseudomonas-Osteomyelitis der Tibia nach Kniegelenksarthroskopie

Meeting Abstract

  • Devrim Isbir - Klinkum Bremen-Mitte, Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Bremen, Deutschland
  • Ursula Mirastschijski - Klinkum Bremen-Mitte, Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Bremen, Deutschland
  • C. Can Cedidi - Klinkum Bremen-Mitte, Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Bremen, Deutschland
  • presenting/speaker Christine Gärtner - Klinkum Bremen-Mitte, Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Bremen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. 47. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 21. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Kassel, 08.-10.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc010

doi: 10.3205/16dgpraec010, urn:nbn:de:0183-16dgpraec0109

Published: September 27, 2016

© 2016 Isbir et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Einleitung: Mit 205,5 Kniegelenksoperationen pro 100.000 Einwohner im Jahre 2012 lag Deutschland nach Österreich und Finnland an Platz drei. Die Kniegelenksarthroskopie gehört zu den häufigsten Eingriffen mit ca. 400.000 pro Jahr in Deutschland. Dass ein solcher Routineeingriff schwerwiegende Folgen bis hin zum Beinverlust haben kann, wird im folgenden Fall dargestellt.

Fallbeispiel: Nach einem Leitersturz und Distorsion des rechten Kniegelenks im Mai 2010 erfolgte bei der damals 44-Jährigen Patientin bei V.a. eine Innenmeniskusläsion eine diagnostische Arthroskopie mit Ausschluss einer Kniegelenkverletzung. Postoperativ kam es zu schwerwiegenden Komplikationen mit Kniegelenksemypem, chronischer Tibiaosteomyelitis und Hautweichteildefekt gefolgt von einer septischen Arthrodese des Kniegelenkes. Nach mehrfachen frustranen Defektdeckungsversuchen mittels einer freien Radialislappenplastik und nach Lappennekrose mit einer Parascapularlappenplastik mit AV-Loop in einer auswärtigen Klinik wurde der Patientin nach Nekrose des 2. freien Lappens die Amputation des rechten Beines durch die Kollegen der Unfallchirurgie empfohlen. Die Patientin lehnte dieses vehement ab und stellte sich zur Erhaltung des Beines in unserer Klinik vor.

Wir führten zunächst nach Debridement, Pallacosteilentfernung eine Defektdeckung mittels einer freien myokutanen Gracilislappenplastik von links durch. Aufgrund eines postoperativen Wundinfektes infolge der chronischen Osteomyelitis und noch einliegendem Pallacos entwickelte sich ein Lappenteilverlust. Zusätzlich entwickelte die Patientin eine tiefe Venenthrombose im Bereich der V. poplitea rechts. Nach Wundkonsolidierung erfolgte eine erneute Defektdeckung mittels einer gestielten lateralen Gastrocneumiuslappenplastik. Im Verlauf traten rezidivierende Wundheilungsstörungen mit Wundinfekten mit dem bekannten Keim auf. Bei V.a. eine septische Lockerung der Arthrodese mit chronischer Fistelbildung wurde der Arthrodese-Nagel mitsamt des gesamten Palacos sowie aller Sequester entfernt. Zur Stabilisierung des entstandenen knöchernen Defektes von 5 cm wurde ein gelenkübergreifender Ringfixateur angelegt, der nach 3 Monaten durch eine Plattenarthrodese zwischen Femur und Tibia ersetzt werden konnte. Zur knöchernen Defektfüllung kamen allogene humane Spongiosachips (DIZG) zum Einsatz. Hiernach konnte die Patientin unter Entlastung des rechten Beines mobilisiert werden. Bei einer Beinlängendifferenz von 13 cm wurde ein orthopädischer Schuh zum Längenausgleich angepaßt. Die Patientin ist mittlerweile an Unterarmgehstützen unter Vollbelastung mobil und seit fast einem Jahr rezidivfrei.

Schlußfolgerung: Bei chronisch infektiösem Geschehen ist grundsätzlich eine umfassende Sanierung mit kompletter Entfernung von Fremdmaterial, hier Arthrodesenagel und Pallacos, obligat. Die gesamte Palette plastisch-chirurgischer Defektdeckungsmöglichkeiten in Kombination mit modernen allogenen Materialien können so bei vordergründig infauster Situation einen Extermitätenerhalt ermöglichen.