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45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 19. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 52. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPÄRC)

11.09. - 13.09.2014, München

Grenzen und Möglichkeiten des rekonstruktiven und ästhetischen Lipotransfers: eine Fallanalyse

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christoph Zimmermann - St.Gallen, Schweiz
  • Stefan Riml - St.Gallen, Deutschland
  • Lars Uwe Lahoda - St.Gallen, Schweiz
  • Jörg Grünert - St.Gallen, Schweiz

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. Österreichische Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie. 45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 19. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 52. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPRÄC). München, 11.-13.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc76

doi: 10.3205/14dgpraec343, urn:nbn:de:0183-14dgpraec3435

Published: September 3, 2014

© 2014 Zimmermann et al.
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Text

Einleitung: Im Kontext des sich ständig erweiternden Indikationsspektrums für einen autologen Lipotransfer, bedarf es neben der Evaluation neuer operativer Methoden mit möglichst schonender Gewinnung und Weiterverarbeitung des Lipotransplantates auch einer kritischen Analyse der Indikationsstellungen. Abseits der bereits etablierten Indikationen wollen wir Grenzbereiche der Indikationsstellung beleuchten und kritisch hinterfragen.

Material und Methoden: Aus unserem mit Eigenfetttransfer behandelten Krankengut wurden 8 Patienten mit besonderer Indikationsstellung in diese Kasuistik eingeschlossen und analysiert:

  • Angeborene kombinierte Thoraxdeformität (n=1, 2 Sitzungen)
  • Hautweichteildefizit und Narbenstriktur nach Hautnekrosen bei St.n. Nipple-sparing Mastektomie und Prothesenaufbau sowie Strattice® Applikation (n=1, 1 Sitzung)
  • Stumpfbeschwerden nach traumatischer Amputation des Daumenendglieds (n=1, 1 Sitzung)
  • Verlust des plantaren Fettpolsters am Vorfuß (St.n. Resektion einer vaskulären Malformation (n=1, 2 Sitzungen) bzw. Großzehenballenatrophie bei St.n. orthopädischer Vor- und Mittelfußkorrektur (n=1, 1 Sitzung)
  • Gesichtsasymmetrie nach Kraniotomie mit einliegendem alloplastischen Material (n=2, 1 bzw. 2 Sitzungen)
  • Hemiatrophia facialis progressiva (Parry-Romberg-Syndrom) (n=1, 2 Sitzungen)

Die Gewinnung und Aufarbeitung des Eigenfetts erfolgte in der Technik nach Coleman. Erfasst wurden Komorbiditäten, der postoperative Verlauf mit Einschätzung des Volumenerhalts sowie die subjektive Patientenzufriedenheit.

Ergebnisse: Eine hohe Patientenzufriedenheit zeigte die Korrektur der Thoraxdeformität (ca. 80% Volumenerhalt, 3 Monate postinterventionell), die Korrektur des Hautweichteildefizits und der Narbenstrikturen mammär (3 Monate), die Behandlung der Stumpfbeschwerden (ca. 60% Erhalt, 2 Monate), sowie die Behandlung der Großzehenballenatrophie (ca. 80% Erhalt, 3 Monate). Ein befriedigendes Ergebnis erzielten die Behandlung des parietalen Volumenverlusts bei einliegender Palacos-Plastik (ca. 50% Erhalt, 2 Monate, Behandlungsabbruch auf Patientenwunsch), bzw. die Korrektur der Stirnasymmetrie nach Kalottenrekonstruktion durch PEEK-Plastik (ca. 60% Erhalt, 10 Monate), sowie die Korrektur der Wangenatrophie bei Hemiatrophia facialis progressiva (ca. 50% Erhalt, 10 Monate). Ein vollständiger Transplantatverlust trotz konsequenter Entlastung mittels Vorfußentlastungsschuh zeigte die Rekonstruktion des plantaren Vorfußballens (Abbruch auf Patientenwunsch nach 2 Sitzungen), hingegen ca. 80% Volumenerhalt bei Korrektur der Großzehenballenatrophie und hoher Patientenzufriedenheit (3 Monate postinterventionell).

Diskussion: Die an unserer Klinik erzielten Ergebnisse bestätigen die Notwendigkeit einer kritischen, präoperativen Indikationsstellung, um dem jeweiligen Patient realistische Erwartungen in Hinblick auf das gewünschte funktionelle und/oder ästhetische Ergebnis vermitteln zu können. Die Durchführung mehrerer Eigenfettbehandlungen unter Berücksichtigung aktuell diskutierter Aspekte wie der initialen Perfusionsverbesserung bzw. Neoangiogenese und hierdurch verbesserter Transplantataufnahme bestätigen auch unsere Ergebnisse. In Hinblick auf die Erzielung überzeugender Ergebnisse fällt unseren Ergebnissen nach der Beurteilung des Empfängergebietes jedoch der gewichtigere Anteil zu. In den vorliegenden Fällen wurden aus den folgenden Gründen maximal zwei Sitzungen durchgeführt: hohe Patientenzufriedenheit (5/8), keine weitere Behandlung vom Patient erwünscht (3/8), von ärztlicher Seite bei vollständigem Volumenverlust nicht erneut indiziert (1/8).

Schlussfolgerung: Der freie Fettgewebstransfer gehört mittlerweile zum Standardrepertoire im Bereich der rekonstruktiven und ästhetischen Chirurgie. Grenzbereiche der Indikationsstellung sind jedoch kritisch zu betrachten und zu analysieren. In unserer Erfahrung ergeben sich folgende Therapieoptionen und -erweiterungen: in der Behandlung von Thoraxdeformitäten, zur besseren Weichteildeckung des Implantats nach Brustrekonstruktion, der Behandlung von Narben- und Stumpfbeschwerden, der Wiederherstellung des plantaren Fettpolster bei erhaltener Bindegewebsmatrix, sowie zur Korrektur von Asymmetrien in der Gesichtsregion. Das Vorhandensein alloplastischer Materialien stellt hierbei eine besondere Herausforderung dar und bedarf neben den übrigen Indikationen einer weiterführenden Untersuchung mit grösserer Fallzahl.