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Die Behandlung ausgedehntester Brandverletzungsfolgen bei einem 15-jährigen Jugendlichen aus Afghanistan – ist alles Machbare wirklich sinnvoll?
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Published: | September 10, 2012 |
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Auf Anfrage des Friedensdorfes Oberhausen, wurde im September 2010 ein 15-jähriger Junge mit ausgedehntesten Brandverletzungen, einschließlich der Amputation des linken Unterschenkels, zur Frage der Weiterbehandlung aufgenommen. Es bestanden ausgedehnte Narbenverletzungen im gesamten Gesichtsbereich, dazu eine funktionslose Hand mit massiver Narbenkontraktur und Fehlstellung des Handgelenkes und des Grundgelenkes linksseitig, ausgedehnte Narbenbildung an den Oberschenkeln.
Es wurde ein Behandlungskonzept entwickelt, das zunächst die Korrektur der Gesichtsverbrennungen durch Exzision und Vollhauttransplantation vorsah. Entsprechend wurden Expander in die subclaviculäre Region eingelegt, gleichzeitig ein Expander zur Vergrößerung einer Stirnlappen-Plastik zur Nasenrekonstruktion eingebracht. Nach ausgedehnter Narbenexzision und Hauttransplantation kam es jedoch mehrfach zu entzündlich bedingtem Hautverlust aufgrund ausgedehnter, tiefsitzender Keimsituation. Auch konnten zwar nach Nachtransplantationen die Defekte mit gebessertem ästhetischem Bild verschlossen werden, jedoch die direkt wiederauftretenden hypertrophen Narbenplastiken zwangen zu mehrfachen Korrekturen über einen längeren Zeitraum. Darüber wurde der Patient intensivpflichtig. Die Funktion der linken Hand konnte schlussendlich nach mehreren operativen Versorgungen, einschließlich Gelenkmobilisation, Handgelenksmobilisation und Defektdeckung mit einem ALT-Lappen wiederhergestellt werden, so dass diese Wiederherstellung als positiver Punkt der Gesamtbehandlungssituation verbleiben wird. Nebenher wurde auch an den Beinen umfangreiche Narbenkorrekturen vorgenommen, die jedoch immer wieder zum Ansatz der hypertrophen Narbensituation erreichten. Zusätzlich wurde eine Korrektur des Unterschenkelstumpfes linksseitig durch die Unfallchirurgische Klinik des Hauses durchgeführt.
Nach über einem Jahr Behandlungszeit konnte der Junge über das Friedensdorf Oberhausen in sein Heimatland zurückgeführt werden. Kritisch zu betrachten ist, ob die lange Behandlungsdauer die aufwendigen, auch unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten, durchgeführten Operationen schlussendlich das Gesamtergebnis rechtfertigen.
Die lange Behandlungsdauer führt zu einer Isolierung der Patienten vor Ort, der Gesamtaufwand des Personals (Schwestern, Lehrer, auswärtige Betreuer) ist enorm hoch und war für alle Bereiche extrem belastend.