Article
Intraoperative Nervenperfusionsdarstellung des N. medianus mittels Indocyaningrün-Fluoreszenzangiographie bei Karpaltunnelsyndrom
Search Medline for
Authors
Published: | September 10, 2012 |
---|
Outline
Text
Einleitung: Beim Karpaltunnelsyndrom wird eine reaktive Durchblutungsstörung des Nerven für die syndromtypischen Beschwerden angenommen. Die intraoperative Indocyaningrün (ICG)-Fluoreszenzangiographie ermöglicht nun erstmals die direkte Darstellung der Nervendurchblutung und die Visualisierung der veränderten Perfusion an der Stelle der Kompression.
Material und Methoden: 34 Patienten mit Karpaltunnelsyndrom und typisch klinischer Symptomatik, sowie befundsichernder Neurophysiologie wurden in die Studie inkludiert. Die Patienten wurden anhand der Klinik den Stadien nach Gerl und Fuchs zugeordnet. Präoperativ und 4 Monate postoperativ wurde von den Patienten der DASH-Score, sowie die 2-Punkt-Diskrimination erhoben und der Semmes-Weinstein-Test durchgeführt. Der Karpaltunnel wurde offen und standardmäßig in Blutleere gespalten und der N. medianus unter mikroskopischer Vergrößerung neurolysiert. Im Anschluß wurde die Perfusion des Nerven mit Fokus auf den komprimierten Nervenabschnitt mittels ICG-Fluoreszenzangiographie (0,3 mg Indocyaningrün/kg KG als Bolus, anschließend Öffnen der Blutleere) durchgeführt. Ausgewählte Areale des Nerven (proximal, distal und innerhalb der Kompressionstelle) wurden mit Hilfe des in das Operationsmikroskop (Pentero, Fa. Zeiss®) integrierten Flow800®-Moduls analysiert.
Ergebnisse: 8 Pat. wiesen nach Gerl und Fuchs ein Stadium 1, 11 Pat. ein Stadium 2, 14 Pat. ein Stadium 3 und 1 Patient ein Stadium 4 auf. Der präoperative Dash-Score betrug im Schnitt 42,14 Punkte.
In der intraoperativen Fluoreszenzangiographie zeigte sich eine durchschnittliche Anflutungzeit an der Stelle der maximalen Nervenkompression von 28 s, proximal der Kompression von durchschnittlich 32 s. Die maximale Fluoreszenzintensität innerhalb der Kompressionsstelle war mit 378 AI im Vergleich zum Messpunkt proximal der Kompression (242 AI) ebenfalls signifikant erhöht (p<0.05).
Die Patienten mit einem Stadium 3 und 4 nach Gerl und Fuchs zeigten im Durchschnitt mit einer Anflutungszeit von 26 s und einer maximalen Fluoreszenzintensität von 371 AI eine im Vergleich zu Stadium 1 und 2 (29 s) eine signifikant frühere Anflutung mit höherer maximaler Fluoreszenzintensität (p<0.05).
Schlussfolgerung: Die Methode der intraoperativen, in das Operationsmikroskop integrierten Indocyaningrün-Fluoreszenzangiographie ermöglicht die direkte Visualisierung der reaktiven Perfusionsstörung bei Karpaltunnelsyndrom. Die an der Stelle der maximalen Kompression gemessene, signifikant erhöhte Fluoreszenzintensität, sowie die schnellere Anflutung korrelieren signifikant (Pearson-Korrelationskoeffizient, t-Test) mit der klinischen Ausprägung nach Gerl und Fuchs (Abbildung 1 [Abb. 1], Abbildung 2 [Abb. 2]).