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Hat der frühe Startzeitpunkt des Dangling-Procedures Einfluss auf das Outcome freier Lappentransplantate zur unteren Extremität? – Untersuchung mittels in-situ Mikrodialyse im Rahmen einer prospektiv randomisierten Studie
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Published: | September 10, 2012 |
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Einleitung: Die heute hohe Ergebnisqualität freier Lappentransplantate zur unteren Extremität ist das Ergebnis eines zunehmenden Optimierung des perioperativen Managements. Die Datenlage zum geeigneten Zeitpunkt der Mobilisation ist bislang unklar. Aufgrund vermuteter Perfusionsstörungen bei Frühmobilisation reichen die Empfehlungen zur Immobilisation bis zum 21. postoperativen Tag. In dieser prospektiv randomisierten Studie wird daher klinisch und laborchemisch der Einfluß des Startzeitpunktes der ischämischen Konditionierung durch kombiniertes Wrapping und Dangling auf freie Lappentransplantate zur unteren Extremität untersucht.
Die Mikrodialyse stellt hierbei ein etabliertes Verfahren zur Messung metabolischer Veränderungen respektive Perfusionsstörungen im Lappentransplantat unter dem Einfluss des Lappentrainings (Wrapping/Dangling) dar.
Patienten und Methodik: Von März 2010 bis Februar 2012 wurden 35 Patienten mit freien mikrochirurgischen Lappenplastiken zur unteren Extremität per Randomisierung in zwei Behandlungsgruppen mit n=17 (Kohorte I) und n=18 (Kohorte II) eingeschlossen. Bei Kohorte I startete das LT am 7., bei Kohorte II am 3. postoperativen Tag. Zum LT wurde der betroffene Unterschenkel mit Watte und einer halbelastischen Binde straff gewickelt (Wrapping) und anschließend an der Bettkante ohne Fersenunterstützung hängen gelassen (Dangling). Dieses Manöver wurde über fünf Tage dreimal täglich durchgeführt, beginnend mit 3x5 Min. am ersten Tag und sukzessiver Steigerung bis auf 3x60 Min. am fünften Tag des LT.
Das klinische Beobachtungsprotokoll beinhaltete u.a. die Beurteilung von Rekapillarisierungszeit, Turgor, Temperatur und Farbe des Lappentransplantates vor und nach der Lappenkonditionierung. Zudem wurden Minor- und Major-Komplikationen erfasst.
Zur Beurteilung der Perfusionsverhältnisse des Lappentransplantates vor und nach der ischämischen Konditionierung erfolgte die Bestimmung metabolischer Parameter (Glukose, Laktat, L/P-Ratio) mittels Mikrodialyseverfahren (MD).
Ergebnisse: Sämtliche Lappentransplantate in beiden Gruppen zeigten weder klinisch noch metabolisch eine Beeinträchtigung der Perfusion durch das Lappentraining.
Die Mikrodialysemessung vor und nach der IK kam bis dato in 16 Lappentransplantaten zur Anwendung (7 in Kohorte I, 9 in Kohorte II). Folgende Konzentrationen wurden gemessen: Glucose (mmol/l): mean (SD) 3,23 (1) in I and 4,55 (0,7) in II; Laktat (mmol/l): mean 5,19 (1) in I and 5,57 (0,7) in II; Pyrovat (μmol/l): mean 147,9 (39,2) in I and 111,1 (15,3) in II; Glycerol (μmol/l): mean 95,1 (13,8) in I and 258,4 (37,4) in II and Harnstoff (mmol/l): mean 5,1 (0,7) in I and 4,49 (0,4) in II.
Schlussfolgerung: Die Studie zeigt, dass eine Lappenkonditionierung durch kombiniertes Wrapping/ Dangling bereits am 3. postoperativen Tag begonnen werden kann und zu keiner Beeinträchtigung der Lappenperfusion führt.