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Verbesserte Nervenregeneration durch VEGF-Gentherapie im Modell der geburtstraumatischen Plexusparese an der Ratte
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Published: | September 27, 2011 |
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Einleitung: Die geburtstraumatische Plexusparese führt bei etwa 25% der betroffenen Kinder zu einer dauerhaften und schweren bis schwersten Funktionseinschränkung der oberen Extremität. In neueren Untersuchungen zur geburtstraumatischen Armplexusparese wurde, zusätzlich zum Schaden am Plexus brachialis selbst, der Verlust von Motoneuronen im zugehörigen Motoneuron-Pool im Rückenmark festgestellt. Bisherige Therapiekonzepte in der Klinik beschränken sich jedoch auf die chirurgische Wiederherstellung der neuralen Kontinuität und die krankengymnastische Beübung mit Erlernen von Hilfsbewegungen. Daher besteht, basierend auf diesen Ergebnissen, der dringende Bedarf an Therapiestrategien, die diesen Erkenntnissen Rechnung tragen und die Beteiligung des zentralen Nervensystems berücksichtigen, und entsprechend gegensteuern. Der protektive Effekt von VEGF auf a-Motoneurone konnte kürzlich im Rahmen der Forschung zur Amyotrophischen Lateralsklerose (ALS) gezeigt werden, einer neurodegenerativen Erkrankung, die durch den Verlust von Motoneuronen charakterisiert ist. In verschiedenen Modellen zur ALS, zu zerebraler und peripherer Ischämie, sowie zur traumatischen Rückenmarksschädigung konnte das therapeutische und neuroprotektive Potential von VEGF nachgewiesen werden. Im hier gezeigten Modell der geburtstraumatischen Plexusparese an neonaten Ratten soll der neuroprotektive Effekt gezeigt werden.
Material und Methoden: An 16 Ratten erfolgte 24 Stunden nach Geburt unter dem Mikroskop mittels Mikropinzette die Quetschung der oberen Plexusanteile (Wurzeln C5-C6) über einen infraklavikulären Zugang mit einer resultierenden Erb’schen Parese. In der Versuchsgruppe (n= 8) wurde die Gentherapie durch Injektion von 20ml des für VEGF kodierenden, replikationsdefizienten Adenovirus (AdCMV.VEGF165,107 pfU) die umgebende Muskulatur und das Hüllgewebe durchgeführt. Über den Versuchszeitraum von 13 Wochen erfolgten wöchentlich grooming-Tests, grid-walk-Test und Hebe-Test. Nach Versuchsende erfolgte die Bestimmung des Muskelgewichts des M. biceps brachii, sowie die Zählung der Axone des truncus superior und der Motoneurone im entsprechenden Neuronpool im Rückenmark.
Ergebnisse: In der gentherapierten Versuchsgruppe zeigte sich im grooming-Test ab der 5. Woche eine signifikante Steigerung des Bewegungsumfangs der therapierten Seite im Vergleich zu den Kontrollen (88% vs. 73% im Vergleich zur Gegenseite; p<0.05). In grid-walk und Hebetest zeigten sich keine signifikanten Unterschiede (p>0.05). Die Zahl der Motoneurone im Rückenmark auf Höhe C5/C6 war in der gentherapierten Gruppe signifikant erhöht (p<0.05), ebenso zeigte sich bei der Bestimmung des Muskelgewichts des M. biceps brachii im Vergleich zur Gegenseite eine signifikante Erhöhung in der gentherapierten Versuchsgruppe (p<0.05).
Schlussfolgerung: Die Gentherapie mit VEGF führt in dieser Studie zu einer signifikant schnelleren Nervenregeneration mit einem resultierend besseren funktionellen Ergebnis im grooming-Test, sowie zu einer signifikanten Reduktion des Untergangs von Motoneuronen. Grid-walk-Test und Hebe-Test waren als etablierte Verfahren der Beurteilung der tiefen Plexusanteile in diesem Setting nicht aussagekräftig. Bei hoher Relevanz dieser Erkenntnisse schränkt jedoch das verwendete Vektorsystem einen möglichen klinischen Einsatz ein.