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38. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP)

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

29.09. - 02.10.2022, Leipzig

Stimmverbesserung bei glottaler Schlussinsuffizienz nach Polyacrylamid-Hydrogel-Injektionsglottoplastik

Vortrag

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38. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Leipzig, 29.09.-02.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV14

doi: 10.3205/22dgpp19, urn:nbn:de:0183-22dgpp195

Published: September 26, 2022

© 2022 Voß et al.
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Zusammenfassung

Hintergrund: Eine glottale Schlussinsuffizienz kann durch diverse Ursachen wie ein- (UVFP), beidseitige Stimmlippenparesen, -atrophien, -narben oder Defektsituationen entstehen.

Etablierte Therapieverfahren, wie z.B. die Injektionsglottoplastik (IGP) zielen darauf ab die Phonation, Sprechdyspnoe, Deglutition sowie Tätigkeiten mit Aktivierung der Bauchpresse zu verbessern. Durch die Medialisierung und Auffüllung der Stimmlippen wird hier ein verbesserter Glottisschluss angestrebt wodurch u.a. für die Phonation eine höhere Regularität und Symmetrie im Schwingungsverhalten erwartet wird.

Bereits etablierte Füllmaterialien unterscheiden sich u.a. in der Härte, Viskosität sowie Resorbierdauer.

Bislang steht als langwirksame Therapieoption v.a. das Calciumhydroxylapatit zur Verfügung. Die Wirksamkeit ist jedoch auf ca. 9 Monate begrenzt. In Abgrenzung dazu ist der langwirksame Polyacrylamid-Hydrogel-Filler (PAAH) nicht resorbierbar. Die weichere Konsistenz und die permanente Wirksamkeit lassen im Vergleich zum Calciumhydroxylapatit bessere und langanhaltendere stimmliche Ergebnisse erwarten.

Material und Methoden: Diese retrospektive Analyse vergleicht die präoperativ gewonnenen mit den bis zu 24 Monaten postoperativen Untersuchungsbefunden nach erfolgter IGP mit PAAH (Aquamid® Reconstruction). Die stroboskopischen Untersuchungsbefunde wurden nach einem Protokoll von Poburka et al. bewertet. Auditiv-perzeptiv und akustisch erfolgte die Stimmbeurteilung nach den international verwendeten Parametern (SPL, F0max, DSI, Jitter, MPT, SUM, MSL, RBH). Für die subjektive Stimmbeurteilung wurden standardisierte Fragebögen (VHI-9i) von 30 PatientInnen ausgewertet.

Ergebnisse: Es zeigten sich endoskopisch, akustisch und subjektiv gebesserte Untersuchungsbefunde postoperativ mit stabilen, sicheren und langwirksamen Befunden über einen Zeitraum von 18 Monaten hinaus (MW: 9,7 Monate). Unter den PatientInnen ergab sich eine Indikation zur operativen Revision mit Reduktion des eingebrachten Volumens.

Diskussion: PAAH erscheint für die IGP geeignet. Entsprechend der Eigenschaft als permanenter, nicht resorbierbarer Filler unterliegen die therapeutischen Effekte im Beobachtungszeitraum nur geringen Veränderungen. Entsprechend der Materialeigenschaften waren die Therapieeffekte im Beobachtungszeitraum stabil.

Fazit: PAAH stellt für die IGP aufgrund seiner Langwirksamkeit und guten Verträglichkeit eine vielversprechende permanente Alternative dar.


Text

Hintergrund

Eine glottale Schlussinsuffizienz kann durch diverse Ursachen wie ein- (UVFP), beidseitige Stimmlippenparesen, -atrophien, -narben oder Defektsituationen entstehen.

Etablierte Therapieverfahren, wie z.B. die Injektionsglottoplastik (IGP) zielen darauf ab die Phonation, Sprechdyspnoe, Deglutition sowie Tätigkeiten mit Aktivierung der Bauchpresse zu verbessern. Durch die Medialisierung und Auffüllung der Stimmlippen wird hier ein verbesserter Glottisschluss angestrebt wodurch u.a. für die Phonation eine höhere Regularität und Symmetrie im Schwingungsverhalten erwartet wird.

Bereits etablierte Füllmaterialien unterscheiden sich u.a. in der Härte, Viskosität sowie Resorbierdauer.

Bislang steht als langwirksame Therapieoption v.a. das Calciumhydroxylapatit zur Verfügung. Die Wirksamkeit ist jedoch auf ca. 9 Monate begrenzt. In Abgrenzung dazu ist der langwirksame Polyacrylamid-Hydrogel-Filler (PAAH) nicht resorbierbar. Die weichere Konsistenz und die permanente Wirksamkeit lassen im Vergleich zum Calciumhydroxylapatit bessere und langanhaltendere stimmliche Ergebnisse erwarten.

Material und Methoden

Diese retrospektive Analyse vergleicht die präoperativ gewonnenen mit den bis zu 24 Monaten postoperativen Untersuchungsbefunden nach erfolgter IGP mit PAAH (Aquamid® Reconstruction). Die stroboskopischen Untersuchungsbefunde wurden nach einem Protokoll von Poburka et al. bewertet. Auditiv-perzeptiv und akustisch erfolgte die Stimmbeurteilung nach den international verwendeten Parametern (SPL, F0max, DSI, Jitter, MPT, SUM, MSL, RBH). Für die subjektive Stimmbeurteilung wurden standardisierte Fragebögen (VHI-9i) von 30 PatientInnen ausgewertet.

Ergebnisse

Es zeigten sich endoskopisch, akustisch und subjektiv gebesserte Untersuchungsbefunde postoperativ mit stabilen, sicheren und langwirksamen Befunden über einen Zeitraum von 18 Monaten hinaus (MW: 9,7 Monate). Unter den PatientInnen ergab sich eine Indikation zur operativen Revision mit Reduktion des eingebrachten Volumens.

Diskussion

PAAH erscheint für die IGP geeignet. Entsprechend der Eigenschaft als permanenter, nicht resorbierbarer Filler unterliegen die therapeutischen Effekte im Beobachtungszeitraum nur geringen Veränderungen. Entsprechend der Materialeigenschaften waren die Therapieeffekte im Beobachtungszeitraum stabil.

Fazit

PAAH stellt für die IGP aufgrund seiner Langwirksamkeit und guten Verträglichkeit eine vielversprechende permanente Alternative dar.