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38. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP)

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

29.09. - 02.10.2022, Leipzig

Acoustic Voice Quality Index (AVQI) mit und ohne Maske, Stimmdiagnostik unter CoViD-Hygienebedingungen

Vortrag

  • corresponding author presenting/speaker Bernhard Lehnert - Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenkrankheiten, KHC, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Jeffrey Herold - Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenkrankheiten, KHC, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Markus Blaurock - Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenkrankheiten, KHC, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Chia-Jung Busch - Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenkrankheiten, KHC, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland

38. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Leipzig, 29.09.-02.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV7

doi: 10.3205/22dgpp09, urn:nbn:de:0183-22dgpp096

Published: September 26, 2022

© 2022 Lehnert et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Hintergrund: Klinische Stimmdiagnostik galt bis zum Beginn der CoViD-19-Pandemie als weitgehend ungefährlich. Seither wurde die Aerosolentstehung beim Singen und Sprechen als Infektionsrisiko für das untersuchende Fachpersonal ebenso wie für Patient:innen begriffen, die in der Folge im gleichen Raum untersucht wurden.

Als sich das Tragen von FFP-2-Masken als Schutzmaßnahme für Krankenhausmitarbeiter:innen durchsetzte, stellte sich die Frage, welchen Einfluss solche Masken auf verschiedene Untersuchungsergebnisse haben würden.

Unser Interesse galt dabei dem Acoustic Voice Quality Index (AVQI). Er hat sich in einer Reihe wissenschaftlicher Veröffentlichungen als valides Gesamtmaß der Heiserkeit erwiesen, mit der neu verfügbaren Software VoxPlot ist er leicht zu erheben und er erfordert nur eine einfache Sprechstimmaufnahme, kein Singen, keine forcierte Lautstärke.

Material und Methoden: Wir haben 31 junge Erwachsene in die Studie einbezogen. An allen Teilnehmer:innen wurde nacheinander vier Mal der AVQI bestimmt. Dabei wurde einmal eine sogenannte chirurgische Maske, einmal eine FFP-2-Maske, wie sie damals Studierende in der Klinik tragen mussten, getragen und zwei Untersuchungen erfolgten ohne Maske. Die Reihenfolge dieser Untersuchungen wurde zuvor randomisiert. Die Teilnahme erfolgte freiwillig und anonym.

Verglichen wurde die Schwankungsbreite der AVQI-Werte zwischen den beiden Messungen ohne Maske mit der Schwankung zwischen einer Messung ohne Maske und den beiden Maskenbedingungen.

Ergebnisse: Die Wiederholungsgenauigkeit des AVQI unter diesen Bedingungen wurde vom Tragen von Masken weder statistisch signifikant noch klinisch relevant beeinflusst.

Diskussion: Die AVQI-Messungen mit Maske entsprechen denen ohne Maske, bzw. Vergleiche von Messungen mit und ohne Maske können genauso erfolgen, als ob beide Messungen ohne Maske durchgeführt worden wären.

In der Studie wurde eine Gelegenheitsstichprobe von Nicht-Patienten untersucht, sodass eine Übertragung auf eine Patientenstichprobe nur unter Vorbehalt erfolgen kann. Sie zeigt aber zugleich auch eine einfache Vorgehensweise auf, die leicht auf Patientenstichproben übertragen werden kann.

Fazit: SARS-CoV-2 und die Chorproben als Superspreaderevents sollten Anlass sein, unsere Untersuchungsmethoden auf aerosolbedingte Krankheitsübertragung zu hinterfragen und die Einflüsse zu ermitteln, die medizinische Masken haben, wenn sie den Stimmklang verändern, die Mundöffnung behindern, den Atemwiderstand erhöhen usw.

Für den AVQI scheint das anhand einer ersten kleinen Stichprobe und vorläufig einer mutmaßlich gesunden Stichprobe, kein Problem zu sein.


Text

Hintergrund

Klinische Stimmdiagnostik galt bis zum Beginn der CoViD-19-Pandemie als weitgehend ungefährlich. Seither wurde die Aerosolentstehung beim Singen und Sprechen als Infektionsrisiko für das untersuchende Fachpersonal ebenso wie für Patient:innen begriffen, die in der Folge im gleichen Raum untersucht wurden.

Als sich das Tragen von FFP-2-Masken als Schutzmaßnahme für Krankenhausmitarbeiter:innen durchsetzte, stellte sich die Frage, welchen Einfluss solche Masken auf verschiedene Untersuchungsergebnisse haben würden.

Unser Interesse galt dabei dem Acoustic Voice Quality Index (AVQI). Er hat sich in einer Reihe wissenschaftlicher Veröffentlichungen als valides Gesamtmaß der Heiserkeit erwiesen, mit der neu verfügbaren Software VoxPlot ist er leicht zu erheben und er erfordert nur eine einfache Sprechstimmaufnahme, kein Singen, keine forcierte Lautstärke.

Material und Methoden

Wir haben 31 junge Erwachsene in die Studie einbezogen. An allen Teilnehmer:innen wurde nacheinander vier Mal der AVQI bestimmt. Dabei wurde einmal eine sogenannte chirurgische Maske, einmal eine FFP-2-Maske, wie sie damals Studierende in der Klinik tragen mussten, getragen und zwei Untersuchungen erfolgten ohne Maske. Die Reihenfolge dieser Untersuchungen wurde zuvor randomisiert. Die Teilnahme erfolgte freiwillig und anonym.

Verglichen wurde die Schwankungsbreite der AVQI-Werte zwischen den beiden Messungen ohne Maske mit der Schwankung zwischen einer Messung ohne Maske und den beiden Maskenbedingungen.

Ergebnisse

Die Wiederholungsgenauigkeit des AVQI unter diesen Bedingungen wurde vom Tragen von Masken weder statistisch signifikant noch klinisch relevant beeinflusst.

Diskussion

Die AVQI-Messungen mit Maske entsprechen denen ohne Maske, bzw. Vergleiche von Messungen mit und ohne Maske können genauso erfolgen, als ob beide Messungen ohne Maske durchgeführt worden wären.

In der Studie wurde eine Gelegenheitsstichprobe von Nicht-Patienten untersucht, sodass eine Übertragung auf eine Patientenstichprobe nur unter Vorbehalt erfolgen kann. Sie zeigt aber zugleich auch eine einfache Vorgehensweise auf, die leicht auf Patientenstichproben übertragen werden kann.

Fazit

SARS-CoV-2 und die Chorproben als Superspreaderevents sollten Anlass sein, unsere Untersuchungsmethoden auf aerosolbedingte Krankheitsübertragung zu hinterfragen und die Einflüsse zu ermitteln, die medizinische Masken haben, wenn sie den Stimmklang verändern, die Mundöffnung behindern, den Atemwiderstand erhöhen usw.

Für den AVQI scheint das anhand einer ersten kleinen Stichprobe und vorläufig einer mutmaßlich gesunden Stichprobe, kein Problem zu sein.