gms | German Medical Science

36. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP)

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

19.09. - 22.09.2019, Göttingen

Zeitliche Dimension einer Wasser-Resistenz-Therapie auf die Biomechanik der Stimmlippenschwingungen

Poster

  • corresponding author presenting/speaker Marie-Anne Kainz - Abteilung Phoniatrie und Pädaudiologie, Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Klinikum der Universität München (LMU), Campus Großhadern, München, Deutschland
  • Marco Guzman - Académico Escuela de Fonoaudiología, Universidad de los Andes, Santiago, Chile
  • Marie Köberlein - Institut für Musikermedizin, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Deutschland
  • Fabian Burk - Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Christian-Albrechts-Universität, Kiel, Kiel, Deutschland
  • Bernhard Richter - Institut für Musikermedizin, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Deutschland
  • Anne-Maria Laukkanen - School of Social Sciences and Humanities in Tampere University, Tampere, Finnland
  • Michael Döllinger - Abteilung Phoniatrie und Pädaudiologie, Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Klinikum der Universitätsklinik Erlangen, Erlangen, Deutschland
  • author Matthias Echternach - Abteilung Phoniatrie und Pädaudiologie, Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Klinikum der Universität München (LMU), Campus Großhadern, München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 36. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Göttingen, 19.-22.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocP13

doi: 10.3205/19dgpp39, urn:nbn:de:0183-19dgpp396

Published: September 13, 2019

© 2019 Kainz et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Hintergrund: In den vergangenen Jahren ist ein wachsendes Verständnis hinsichtlich Stimmübungen in halb geschlossenen Röhrensystemen entstanden. In diesem Zusammenhang konnte dargestellt werden, dass trotz Ausbleibens von erhöhter Anstrengung die Geschlossenphase während des glottalen Zyklus erhöht werden konnte. Direkt nach einer solchen Therapie verursachen ein erhöhter subglottischer Druck als auch eine Änderung der Adduktion einen erhöhten Schalldruckpegel. Ferner bemerken Patienten, dass sich solche Übungen im Wohlbefinden des Stimmgebrauchs positiv auswirken. Jedoch ist noch ungeklärt, wie lange sich ein positiver Effekt dieser Übungen auf die Schwingungsdynamik nachweisen lässt.

Material und Methoden: Acht stimmgesunde Probanden wurden aufgefordert, bei angenehmer Lautstärke und dem Vokal /i/ einen Ton von 250 Hz für Frauen und 125 Hz für Männer auszuhalten. Während der Phonation erfolgte eine simultane Aufzeichnung von Hochgeschwindigkeitsendoskopie mit 20.000 Bildern pro Sekunde und Audio-, elektroglottographischen (EGG)- und Accelerometersignalen. Nach dieser Aufnahme erfolgte eine Wasser-Resistenz-Therapie mit 30 cm langem Schlauch, 5 cm unter der Wasseroberfläche für 10 Minuten. Nach 0, 5, 10, 20 und 30 Minuten erfolgten erneute Messungen des ausgehaltenen Tones.

Ergebnisse: Die vorläufigen Daten zeigen, dass sowohl die Effekte auf den Offenquotienten der Flächenfunktion wie auch des EGG Signals mit der Zeit abnahmen.

Diskussion: Es kann daher gefolgert werden, dass die Effekte einer Wasser-Resistenz-Therapie keine Langzeitwirkung aufzeigen.


Text

Einleitung

In den vergangenen Jahren ist ein wachsendes Verständnis hinsichtlich Stimmübungen in halb verschlossenen Röhrensystemen entstanden. Durch solche Übungen konnte gezeigt werden, dass sich wesentliche Parameter der Tonproduktion ändern können, so dass diese Übungen auch für die Stimmtherapie nutzbar sind. Hinsichtlich solcher Übungen können Phonationsübungen in Röhrensysteme, welche in der Luft enden, von solchen unterschieden werden, welche in Wasser enden (Wasser-Resistenz-Therapie). Letztere werden kommerziell auch als LaxVox® oder DoctorVox® vertrieben. Einerseits wird durch eine Wasser-Resistenz-Therapie eine Absenkung des Kehlkopfes und dadurch eine Verlängerung des Vokaltraktes erreicht, andererseits bewirkt eine solche Anwendung eine Massage der Stimmlippen. In diesem Zusammenhang konnte dargestellt werden, dass eine Wasser-Resistenz-Therapie eine Entspannung der Stimme hervorruft. Die Patienten bemerken, dass sich solche Übungen auf das Wohlbefinden des Stimmgebrauchs positiv auswirken. Die Stimmqualität nimmt zu [1], [2]. Jedoch ist noch ungeklärt, wie lange sich ein positiver Effekt dieser Übungen auf die Schwingungsdynamik nachweisen lässt.

Material und Methoden

Acht stimmgesunde Probanden wurden aufgefordert, bei angenehmer Lautstärke und dem Vokal /i/ einen Ton von 250 Hz (für Frauen) und 125 Hz (für Männer) auszuhalten. Während der Phonation erfolgte eine simultane Aufzeichnung von Hochgeschwindigkeitsendoskopie (HSV) mit 20.000 Bildern pro Sekunde und Audio-, elektroglottographischen- (EGG) und Accelerometersignalen. Nach dieser Aufnahme erfolgte eine Wasser-Resistenz-Therapie mit 30 cm langem Schlauch, 5 cm unter die Wasseroberfläche für 10 Minuten. Nach 0, 5, 10, 20 und 30 Minuten erfolgten erneute Messungen des ausgehaltenen Tones. Aus den HSV Daten wurde die Glottale Wellenflächenfunktion (Glottal Area Waveform, GAW) mittels der Glottal Analysis Software (Universität Erlangen) bestimmt und der Offenquotient berechnet. Ebenso wurde der Offenquotient nach Howard [3] aus dem elektroglottographischen Signal kalkuliert. Ferner wurde der Speed Quotient (Öffnungsphase/Schließungsphase), die Grundfrequenz, der Schalldruckpegel und der Jitter bestimmt.

Ergebnisse

In den Daten zeigte sich, dass es nach der Übung weder zu Änderungen des GAW-basierten noch elektroglottographischen Open Quotient kam. Lediglich die Grundfrequenz als auch der Speed Quotient wiesen eine geringe Erhöhung unmittelbar nach der Übung auf. Dieser Effekt war jedoch bereits 5 Minuten nach der Übung nicht mehr nachweisbar.

Abbildung 1 [Abb. 1]

Diskussion

Insgesamt zeigen die Daten, dass die Übung von 10 Minuten Phonation in das Röhrensystem 5 cm unter der Wasseroberfläche endend zu kaum nachweisbaren Änderungen der Biomechanik im Bereich der Stimmlippenschwingungen führen. Insbesondere war der Offenquotient nicht verändert. Somit werden Ergebnisse unserer vorangegangenen Studie [4] bestätigt, nach denen es zwar während aber nicht nach der Übung zur Änderung des Offenquotients bei gleicher Tiefe des Schlauches unter Wasser kam. Lediglich die Grundfrequenz als auch der Speed Quotient waren leicht erhöht. Gerade hinsichtlich der Grundfrequenz bestehen in der Literatur divergierende Daten. Während Randolf et al. eine Erniedrigung der Grundfrequenz fanden [5], wies unsere vorherige Arbeit wie in den aktuellen Daten einen Anstieg auf [4]. Der Speed Quotient, der ein Maß für die Schließungsaggressivität darstellt, war nach der Übung erhöht. Beide erhöhten Werte (Grundfrequenz und Speed Quotient) wiesen aber bereits 5 Minuten nach der Übung keine Erhöhungen mehr auf, so dass der Effekt als kurzzeitig anzusehen ist.


Literatur

1.
Enflo L, Sundberg J, Romedahl C, McAllister A. Effects on vocal fold collision and phonation threshold pressure of resonance tube phonation with tube end in water. J Speech Lang Hear Res. 2013;56:1530-8.
2.
Paes SM, Zambon F, Yamasaki R, Simberg S, Behlau M. Immediate effects of the Finnish resonance tube method on behavioral dysphonia. J Voice. 2013;27:717-22.
3.
Howard DM. Variation of electrolaryngographically derived closed quotient for trained and untrained adult female singers. J Voice. 1995;9:163-72.
4.
Guzman M, Laukkanen AM, Traser L, Geneid A, Richter B, Echternach M. The impact of Water Resistance Therapy on vocal fold vibration: a high speed digital imaging study. Logoped Phoniatr Vocol. 2017;42:99-107.
5.
Radolf V, Laukkanen AM, Horacek J, Liu D. Air-pressure, vocal fold vibration and acoustic characteristics of phonation during vocal exercising. Part 1: measurement in vivo. Engineering Mechanics. 2014;21:53-9.