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34. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP)
Dreiländertagung D-A-CH

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Bern, 14.09. - 17.09.2017

Stimmerhöhung als ungewöhnliche Indikation – Cricothyroideopexie bei einer Frau nach Hormoneinnahme zur Leistungssteigerung in der Jugend

Vortrag

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  • corresponding author presenting/speaker Fabian Kraus - Pädaudiologie und Phoniatrie, Universitätsklinik Würzburg, Würzburg, Deutschland
  • author Rudolf Hagen - HNO, Universitätsklinik Würzburg, Würzburg, Deutschland
  • author Wafaa Shehata-Dieler - Pädaudiologie und Phoniatrie, Universitätsklinik Würzburg, Würzburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 34. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP), Dreiländertagung D-A-CH. Bern, Schweiz, 14.-17.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP18

doi: 10.3205/17dgpp55, urn:nbn:de:0183-17dgpp553

Published: August 30, 2017

© 2017 Kraus et al.
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Zusammenfassung

Hintergrund: Stimmerhöhende chirurgische Eingriffe zählen zu den Standards im Rahmen der Behandlung von Transsexuellen. Hierbei haben sich unterschiedliche Verfahren etabliert. 2 Standardverfahren sind die Glottoplastik nach Wendler sowie die Cricothyroideopexie. Ziel dieser Verfahren ist eine Erhöhung der mittleren Sprechstimmlage, um eine Stimme aus dem männlichen Frequenzbereich in die weibliche oder die Indifferenzlage zu bringen. In dem vorliegenden Fallbericht wird eine besondere Indikation zur Stimmerhöhung bei einer geno- und phänotypischen Frau beschrieben.

Material und Methoden: Wir berichten über eine 51-jährige Patienten, die sich mit dem Wunsch nach einer stimmerhöhenden Operation vorstellte. Diese Patienten war im Rahmen ihrer leistungssportlichen Karriere unwissentlich als Jugendliche mit ihr unbekannten Hormonen für eine körperliche Leistungssteigerung medikamentös therapiert worden. Zur Folge hatte dies eine tiefe Sprechstimmlage. Hierunter leide die Patientin seit ihrer Jugend. Insbesondere am Telefon würde sie als Mann wahrgenommen werden. Als geno- und phänotypische Frau und Mutter erzeugt dies einen sehr hohen Leidensdruck.

Ergebnisse: In der Lupenendoskopie zeigt sich ein regelrechter Status bei insgesamt groß proportioniertem Larynx. Die mittlere Sprechstimmlage lag bei 150 Hz. Durch eine logopädische Therapie über 20 Einheiten konnte die Patientin Techniken erlernen, mit der sie ihre mittlere Sprechstimmlage erhöhen konnte. Ein Transfer in den Alltag gelang ihr subjektiv aber nicht zufriedenstellend. Wir rieten ihr von einer Glottoplastik ab. Da der Leidensdruck dieser Patienten so groß war, erfolgte nach einem interdisziplinären Austausch inklusiver psychologischer Exploration der Entschluss zur Cricothyroideopexie. Intraoperativ zeigte sich ein kalzifizierter Larynx. Die Approximation konnte allerdings erfolgreich durchgeführt werden. In der postoperativen Kontrolle sowie im 6-monatigen Verlauf zeigte sich die Patientin sehr zufrieden. Die mittlere Sprechstimmlage lag nun bei 165 Hz.

Fazit: Aufgrund der ungewöhnlichen Indikation zur Stimmerhöhung wurde von strukturellen Veränderungen an den Stimmlippen Abstand genommen. Gelegentlich erfordern ungewöhnliche Patienten ungewöhnliche Indikationen. Daher entschied sich die Patienten nach einer ausführlichen Diagnostik und Beratung für die Cricothyroideopexie. Auch mit einer nur gering ausgeprägten Erhöhung der mittleren Sprechstimmlage konnte eine hohe Zufriedenheit erreicht werden.


Text

Einleitung

Stimmerhöhende chirurgische Eingriffe zählen zu den Standards im Rahmen der Behandlung von Transsexuellen. Hierbei haben sich unterschiedliche Verfahren etabliert. 2 Standardverfahren sind die Glottoplastik nach Wendler sowie die Cricothyroideoppxie. Ziel dieser Verfahren ist eine Erhöhung der mittleren Sprechstimmlage, um eine Stimme aus dem männlichen Frequenzbereich in die weibliche oder die Indifferenzlage zu bringen. In dem vorliegenden Fallbericht wird eine besondere Indikation zur Stimmerhöhung bei einer geno- und phänotypischen Frau beschrieben.

Patienten und Methoden

Wir berichten über eine 51-jährige Patienten, die sich mit dem Wunsch nach einer stimmerhöhenden Operation vorstellte. Diese Patienten war im Rahmen ihrer leistungssportlichen Karriere unwissentlich als Jugendliche mit ihr unbekannten Hormonen für eine körperliche Leistungssteigerung medikamentös therapiert worden. Zur Folge hatte dies eine tiefer Sprechstimmlage. Hierunter leide die Patientin seit ihrer Jugend. Insbesondere am Telefon würde sie als Mann wahrgenommen werden. Als geno- und phänotypische Frau und Mutter erzeugt dies einen sehr hohen Leidensdruck.

Ergebnisse

In der Lupenendoskopie zeigt sich ein regelrechter Status bei insgesamt groß proportioniertem Larynx. Die mittlere Sprechstimmlage lag bei 150 Hz. Durch eine logopädische Therapie über 20 Einheiten konnten die Patienten Techniken erlernen, mit der sie ihre mittlere Sprechstimmlage erhöhen konnte. Ein Transfer in den Alltag gelang ihr subjektiv aber nicht zufriedenstellend. Wir rieten ihr von einer Glottoplastik ab. Da der Leidensdruck dieser Patienten so groß war, erfolgte nach einem interdisziplinären Austausch inklusiver psychologischer Exploration der Entschluss zur Cricothyroideopiexie. Intraoperativ zeigte sich ein kalzifizierter Larynx. Die Approximation konnte allerdings erfolgreich durchgeführt werden. In der postoperativen Kontrolle zeigte sich bereits nach 4 Wochen die Patientin sehr zufrieden. Der Endolarynx stellte eine erhöhte Stimmlippenspannung bei ansonsten reizarmen Verhältnissen dar. Die mittlere Sprechstimmlage lag nun bei 165 Hz. Die mittlere Phonationsdauer hat sich von 5,9 Sekunden präoperativ auf 11,2 Sekunden postoperativ verlängert und war somit wieder im Normbereich (Abbildung 1 [Abb. 1] und Abbildung 2 [Abb. 2]).

Fazit

Ungewöhnliche Patienten erfordern gelegentlich ungewöhnliche Indikationen. Auch mit einer nur geringen Erhöhung der mittleren Sprechstimmlage konnte eine hohe Zufriedenheit erreicht werden. Auch bei einer phäno- und genotypischen Frau ist es nicht alleine die Stimmhöhe, die eine weibliche Wahrnehmung bedingt.